1. Startseite
  2. Kultur
  3. Film, TV & Serien

Bares für Rares (ZDF): Meissen-Figur von Johann Joachim Kändler zeigt „brutale“ Jagd-Szene

Erstellt:

Kommentare

Bei „Bares für Rares“ im ZDF mit Horst Lichter wurde eine Meissen-Figur des Porzellan-Künstlers Johann Joachim Kändler angeboten. Ist das Motiv „brutal“?
Bei „Bares für Rares“ im ZDF mit Horst Lichter wurde eine Meissen-Figur des Porzellan-Künstlers Johann Joachim Kändler angeboten. Ist das Motiv „brutal“? © ZDF/Screenshot: Fuldaer Zeitung

Bei „Bares für Rares“ im ZDF mit Horst Lichter hat eine Frau eine Meissen-Figur des Porzellan-Künstlers Johann Joachim Kändler zum Verkauf angeboten. Das Motiv wurde als „brutal“ bewertet.

Köln - In der Folge der beliebten TV-Trödelshow „Bares für Rares“ mit Moderator Horst Lichter, die das ZDF am 23. März 2023 im Fernsehen sendete, brachte Susanne Diekmann aus Rees am Niederrhein eine Meissen-Figur von Johann Joachim Kändler zum Verkauf in das Walzwerk in Pulheim.

Im „Bares für Rares“-Händlerraum hatten sich die Händler zuletzt um ein Bild von Herman Brood - einem Star in den Niederlanden - gerissen. 19 Gebote in 22 Sekunden fielen - so viele wie es vielleicht noch nie zuvor in so kurzer Zeit in der Trödelshow gab. Am Ende kaufte David Suppes aus Wiesbaden das Bild.

Bares für Rares (ZDF): Meissen-Figur zeigt „brutale“ Jagd-Szene

Susanne Diekmann hatte nun eine Meissen-Figur von Johann Joachim Kändler im Angebot, die eine Szene aus der Parforcejagd (französisch: mit Gewalt) zeigt. Dabei handelt es sich um eine Hetzjagd, bei der die jagende Hundemeute zu Pferd begleitet wird. An dem Motiv setzte auch Kunsthistorikerin Dr. Bianca Berding aus Köln in ihrer Expertise an.

„Ist das nicht schön?“, fragte sie zu Beginn jedoch Horst Lichter. „Das ist ein Kunstwerk“, antwortet dieser. „Das ist eine Jagdszene.“ „Ja, durchaus brutal“, kommentierte die Expertin und erläuterte: „Die Jagdgruppe ist von der Komposition unglaublich gut gemacht. Von dem Plateau erhebt sie sich nach oben und wird immer ruhiger.“

„Wir sehen eigentlich einen brutalen, emotionsgeladenen Moment. Die Meute bekommt ihre Belohnung. Der Hirsch darf ausgeweidet werden. Der Hirsch, der schon gestorben ist, guckt nach oben in den Himmel, in dem er sich schon befindet. Die Hunde verdecken den ausgeweideten Körper. Man sieht das Grausame gar nicht so recht.“

Über den eingeprägten Buchstaben „K“ über den blauen gekreuzten Schwertern von Meissen auf der Unterseite ist ersichtlich, dass die Figur 1989 gefertigt worden ist. Der Entwurf von Johann Joachim Kändler ist jedoch weitaus älter. Die Expertin erklärte, dass dieser etwa aus dem Jahr 1760 stammt.

Wir sehen eigentlich einen brutalen, emotionsgeladenen Moment. Die Meute bekommt ihre Belohnung. Der Hirsch darf ausgeweidet werden. 

„Bares für Rares“-Expertin Dr. Bianca Berding

Johann Joachim Kändler (1706-1775) war einer der bedeutenden Modelleure der Meissener Porzellanmanufaktur. Der Porzellankünstler, der am Ende seines Lebens sogar neben einigen Grundstücken einen eigenen Weinberg besaß, galt als Meissens Meister. Mit seinen Skulpturen führte er die Porzellanmanufaktur aus Sachsen zu Weltruhm.

Der Pfarrerssohn aus Fischbach in Sachsen wurde 1731 im Alter von 25 Jahren von August dem Starken zum Hofbildhauer ernannt und in der Porzellanmanufaktur Meissen als Modellierer eingestellt. Zum Höhepunkt seiner Laufbahn wurde er 1749 zum Hofkommissar ernannt.

Bares für Rares: Expertin betracht Meissen-Figur als „nicht mehr gut verkäuflich“

Die Porzellanplastiken von Johann Joachim Kändler waren in technischer und ästhetischer Hinsicht vollendet. Der Meister der europäischen Porzellankunst veränderte die Porzellanherstellung nachhaltig. Wurde bis dato nach Kupferstichvorlagen gearbeitet, reiste er und betrieb Naturstudien.

Johann Joachim Kändler schuf viele Motive aus der Tierwelt. Sie wurden für ihre Natürlichkeit und Eleganz gerühmt. Das hob sie vom Pathos der bis dahin üblichen Darstellungen ab. Die Meissen-Modelle von Johann Joachim Kändler sind bis heute heiß begehrt. Das hoffte und dachte sich auch Verkäuferin Susanne Diekmann bei „Bares für Rares“.

Die 54-jährige Verkäuferin, die im Landkreis Wesel (Nordrhein-Westfalen) als amtliche Tierärztin in der Seuchenbekämpfung tätig und selbst auch Jägerin ist, wünschte sich einen Preis von 2500 Euro. Dr. Bianca Berding ging dabei nicht ganz mit. Der Entwurf sei zwar fantastisch, aber solche Stücke seien aktuell „nicht mehr gut verkäuflich“. Sie schätzte den Wer auf 1100 bis 1300 Euro.

Video: Warum eigentlich - Nürnberger Bratwürste und Meißner Porzellan?

Schon vor einiger Zeit waren die Händler in der ZDF-Trödel-Show „Bares für Rares“ vom Wert einer Jugendstil-Porzellanfigur von Meissen überrascht worden. Im Händlerraum, in dem Elisabeth Nüdling aus Fulda dieses Mal nicht dabei war, begutachtete David Suppes aus Hessen nun die Kändler-Figur.

„Das Motiv ist ein bisschen unangenehm“, meinte er. Wolfgang Pauritsch aus Oberstaufen fragte nach: „Das war wahrscheinlich so üblich, dass der Jäger die Eingeweide an die Jagdhunde als Belohnung verfütterte, wenn er mit der Treibjagd einen Hirsch erlegt hat. Ist das richtig?“

„Das macht man auch heute noch so“, antwortete die Verkäuferin. Letztlich ist Wolfgang Pauritsch mit 600 Euro der Höchstbietende. Zu einem Verkauf kam es nicht. „Schade, aber es war trotzdem eine tolle Erfahrung“, sagte Susanne Diekmann. „Es hat mir viele neue Informationen gegeben.“

Auch interessant

Kommentare