30 Jahre Mr. Bean: Alles begann mit einem Plumpser

Vor 30 Jahren wurde die erste Folge der britischen Comedyserie Mr. Bean ausgestrahlt. Rowan Atkinson wurde damit zum Weltstar.
- Die erste Folge wurde am Neujahrstag 1990 ausgestrahlt
- Rowan Atkinson zählt zu den Comedystars seiner Generation
- Der Schauspieler heiratete 1990 in New York
Beglückt singen die Engel, als Mr. Bean buchstäblich vom Himmel fällt. Doch er landet nicht graziös im hellen Scheinwerferlicht, sondern plumpst auf den Asphalt und zieht unbeholfen von dannen.
Es war der erste Lacher für eine neue Comedy-Figur, die am Neujahrstag 1990 auf dem englischen Privatsender ITV das Licht der Welt erblickte. Der erste Gag gab zugleich für die gesamte Karriere von Mr. Bean den Ton an. Sie reicht bis heute und umspannt den ganzen Globus: Der unbeholfene Kauz mit der extremen Mimik ist ein Meister der Peinlichkeit, der kein Fettnäpfchen auslässt.
Atkinson wollte seinen Rolle als Mr. Bean hinter sich lassen
Dem englischen Schauspieler Rowan Atkinson, der am Montag seinen 65. Geburtstag feiert, hat die Serie den festen Zusatz „bekannt als Mr. Bean“ eingehandelt.
Eine Zeit lang hat er versucht, seine bekannteste Rolle hinter sich zu lassen, doch inzwischen hat sich Atkinson damit abgefunden, dass er den idealtypischen Engländer mit Tweed-Sakko, roter Krawatte und uraltem Mini als fahrbarem Untersatz nicht loswird.
Ein Comedy-Superstar war Atkinson bereits seit einem Jahrzehnt, als er erstmals Mr. Bean spielte – zumindest in Großbritannien. Geboren im ländlichen Norden Englands hatte Atkinson Anfang der 70er-Jahre in Newcastle Elektrotechnik studiert, ehe er ans Queen’s College Oxford wechselte, wo es ihn auf die Bühne zog.
Und dort hatte er unmittelbar Erfolg, obwohl Atkinson mit seinem dichten dunklen Haar, der hervorstehenden Nase und einer inzwischen allgemein bekannten Schüchternheit eigentlich kein üblicher Showbusiness-Typ ist.
Atkinson ist eines der größten komischen Talente seiner Generation
Doch er ist eines der größten komischen Talente seiner Generation. Wie wenige Komiker ist Atkinson, der als Kind stotterte, sowohl sprachlich als auch körperlich gewandt. Mit seiner extremen Mimik und ausladenden Gestik liegt ihm Slapstick ebenso wie der sarkastische Wortwitz, vorgetragen mit beispielhafter Präzision.
Es ist, als hätte der Allmächtige vergessen, den Vorrat an komischem Talent für ein ganzes Jahrzehnt gleichmäßig auf die Bevölkerung zu verteilen, schreibt Atkinsons Freund, Kollege und Trauzeuge Stephen Fry in seinen Memoiren. Gott entschied sich, dieses ganze Talent derjenigen Person zu verpassen, zu der es am wenigsten passt: „einem schüchternen, fleißigen, jungen Ingenieur, der von Transistoren und Traktoren träumte“.
Atkinson fand kongeniale Partner in Oxford
In Oxford fand Atkinson kongeniale Partner mit dem Komponisten Howard Goodall und vor allem dem Autor Richard Curtis („Notting Hill“ und „Tatsächlich … Liebe“). Mit ihnen sollte er immer wieder zusammenarbeiten. Beim Fringe-Comedyfestival in Edinburgh 1976 schlugen die Oxford-Studenten mit ihrer Revue so richtig ein.

Richard Armitage, einer der einflussreichsten Schauspielagenten dieser Zeit, nahm Atkinson unter Vertrag – wie auch Monty-Python-Star John Cleese, Moderator David Frost und später Emma Thompson und Hugh Laurie. Von da an war die große Karriere nur eine Frage der Zeit.
Atkinson wurde dem englischen Fernsehpublikum erstmals 1979 mit der politischen Satireshow „Not The Nine O’Clock News“ bekannt und dann 1983 mit „Blackadder“, einer Comedy-Show, die mit ihrem Zynismus ganz auf ihn und seine sprachliche Präzision zugeschnitten war.
Atkinson war in Großbritannien der Comedystar nach Monty Python
In Großbritannien war Atkinson der Star der Komikergeneration nach Monty Python. Doch der Sprung ins Ausland blieb ihm mit dieser Art des Humors verwehrt. Das änderte sich mit Mr. Bean schlagartig, den er gemeinsam mit Richard Curtis erdacht hat. Die Abenteuer des ungeschickten Engländers kommen fast ohne Sprache aus – und funktionieren überall. In mehr als 90 Ländern wurden sie ausgestrahlt.
Mit diebischem Vergnügen verfolgt das Publikum allein in der ersten der 15 Episoden, wie sich Mr. Bean beim Examen und in der Kirche danebenbenimmt, wie er sich am Strand umständlich die Badehose anzieht und in seinem Mini ein ums andere Mal zur Verkehrsgefahr wird – alles genüsslich so lang ausgebreitet, dass sich selbst hart gesottene Liebhaber peinlicher Szenen fremdschämen.
„Ich stellte ihn mir immer als einen neunjährigen Jungen vor. Sie sind im Grunde genommen Anarchisten“, erzählt Atkinson im Dokumentarfilm „The Life of Rowan Atkinson“ über seine bekannteste Figur.
Atkinson heiratete 1990 in New York
Nicht nur beruflich, auch privat brach für Atkinson 1990 eine neue Zeit an. Wenige Wochen nach der Erstausstrahlung von „Mr. Bean“ heiratete er in New York die indische Maskenbildnerin Sunetra Sastry. Er hatte sie 1986 bei den Dreharbeiten zu Blackadder kennengelernt. Mit ihr hat er zwei Kinder, doch die Ehe wurde 2015 geschieden.
Seither ist er mit der 29 Jahre jüngeren Komikerin Louise Ford zusammen, mit der er eine zweijährige Tochter hat. Untypisch für den sonst so zurückhaltenden Atkinson wurde die Trennung von seiner Frau auch in der Öffentlichkeit ausgetragen.
Seiner Familie hat er 2001 das Leben gerettet: Sie flogen mit einem kleinen Flugzeug über Kenia, als der Pilot ohnmächtig wurde. Atkinson behielt die Nerven und steuerte das Flugzeug, bis der Pilot sie in Nairobi sicher landete.
Atkinson war ein großer Autofan
Dabei kam dem Schauspieler womöglich sein Rennfahrertalent zugute: Der Autonarr war in mehreren Rennserien aktiv und führte lange Zeit die Prominenten-Rangliste der BBC-Autoshow „Top Gear“ an, bei der sich Stars in einem Allerweltsauto auf einer Rennstrecke messen müssen. Die vorherige Bestzeit von Tom Cruise hatte Atkinson deutlich unterboten.
Auf der Straße ist er zuweilen weniger sicher unterwegs: Mit seinem McLaren F1 hatte er zwei schwere Unfälle. Den reparierten Supersportwagen hat er 2015 für umgerechnet knapp elf Millionen Euro verkauft. Nicht, dass Atkinson das Geld nötig hätte: Sein Vermögen wird auf bis zu 100 Millionen Pfund geschätzt - Mr. Bean sei Dank.
Rowan Atkinson hinterließ auch in Nebenrollen bleibenden Eindruck
- „Not The Nine O’Clock News“ (1979-1982): Comedy-Serie in der BBC mit bissigen politischen Sketchen, über die Atkinson schnell in Großbritannien bekannt wird. Er gewinnt dafür 1981 den britischen Film- und Fernsehpreis Bafta.
- „Sag niemals nie“ (1983): Inoffizieller James-Bond-Film mit Sean Connery. Atkinson spielt einen linkischen Botschaftsassistenten auf den Bahamas – die erste Nebenrolle, mit der er in Erinnerung bleibt.
- „Blackadder“ (1983-1989): Historische Comedy-Serie über vier Staffeln um den zynischen Höfling Edmund Blackadder. Atkinson brilliert in der Titelrolle vor allem mit seinem präzisen und tiefschwarzen Sprachwitz, der sich aber nur schwer übersetzen lässt. Blackadder gilt als einer der besten Comedy-Charaktere der englischen TV-Geschichte.
- „Mr. Bean“ (1990-1995): Nach Blackadder beweist Atkinson hier sein Slapsticktalent – und hat weltweit Erfolg. Den 15 Fernseh-Episoden folgen zwei Filme („Bean – Der ultimative Katastrophenfilm“, 1997; „Mr. Bean macht Ferien“, 2007), eine Zeichentrickserie und viele kleine Auftritte inklusive der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele 2012 in London.
- „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ (1994): Die romantische Komödie ist der Durchbruch für Atkinsons Freund und Comedypartner Richard Curtis als Drehbuchautor. Atkinson hinterlässt bleibenden Eindruck als hochgradig nervöser Pastor bei zwei der vier Hochzeiten.
- „Johnny English – Der Spion, der es versiebte“ (2003): Agentenfilm-Parodie mit Atkinson in der Titelrolle. Es folgen zwei weitere Filme 2001 und 2018.
- „Tatsächlich … Liebe“ (2003): Noch eine einprägsame Nebenrolle in einem Film von Richard Curtis. Atkinson zelebriert als Verkäufer das Verpacken eines Weihnachtsgeschenks – zum Leidwesen Alan Rickmans.
- „Kommissar Maigret“ (2016-2017): Atkinson mal ernsthaft in einer Krimiserie nach Georges Simenon. Vier Folgen lang spielt er den französischen Chefinspektor, ehe ITV die Serie absetzt.
Rowan Atkinson ist als Mr. Bean für seine altmodisch-skurrilen Gewohnheiten bekannt. Im echten Leben gilt er bei vielen als modern wie hna.de berichtete*.
Zudem verriet Rowan Atkinson, warum er sich selbst nicht für lustig* hält.
Von Marcus Janz
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