"Meine Zeit mit Cézanne": Eindrucksvoll, aber überfrachtet
Die doppelte Künstlerbiografie „Meine Zeit mit Cézanne“ will zu viel. Trotz guter Umsetzung ist der Film zu Überfrachtet und dreht sich in erster Linie nicht um die Kunst.
Emile Zola und Paul Cézanne kannten sich seit ihrer Kindheit. Doch während Zola zu den Ärmsten in Aix-en-Provence gehört, zählen die Cézannes zur schwerreichen Oberschicht. Daraus speist sich ein Unterschied, den die Buben zwar anfangs konsequent ignorieren. Der aber wie ein feiner Haarriss in der über die Jahrzehnte währenden Freundschaft besteht, bis es zum Bruch kommt.
Die Regisseurin Danièle Thompson setzt in "Meine Zeit mit Cézanne" einiges an Wissen über den berühmten Verfasser von "Der Bauch von Paris" und den selbstkritischen Maler und Misanthropen Cézanne voraus. Das mag beim französischen Publikum zum Schulkanon zählen. Bei uns werden manche der fein gesetzten Anspielungen vermutlich eher überhört.
Es geht nicht um die Kunst, sondern um die Freundschaft
Es ging Thompson auch gar nicht nur um eine doppelte Künstlerbiografie, sondern um die Geschichte einer Männerfreundschaft im Wandel der Zeit, um das Zusammenwachsen von Familien, das Verbindende und Trennende von großen und kleinen Lieben. Die Kunst- und Kulturdebatten jener Tage sollten allerdings auch noch hinein in das sepiafarbene und sonnenlichtgetönte Idyll. Dazu ein wenig historische Entwicklung; die Themenkomplexe Industrialisierung und Politik dürfen ebenfalls nicht fehlen.
So erscheint am Ende dieses wunderschön bebilderte Drama extrem überfrachtet – auch angesichts der Ausstattung: Jedes Spitzendeckchen sitzt akkurat daheim in Zolas guter Stube, bauschig wallt der Künstlermantel um die Beine des Malers. Gegen so viel Dekor kommen jedoch die beeindruckend aufspielenden Darsteller nicht an, sie wirken hölzern und wie verkleidet.
"Meine Zeit mit Cézanne"
Mit Guillaume Canet
Regie: Danièle Thompson
Laufzeit: 114 Minuten
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