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Ein Kunstwerk der flotten Inszenierung

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Von: Ulrike Frick

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Nach langer Kino-Pause meldet sich Wolfgang Becker mit „Ich und Kaminski“ eindrucksvoll zurück und präsentiert eine flotte und intelligente Inszenierung. Ein Roadmovie mit feinem Humor.

Der junge Kunsthistoriker Sebastian Zöllner (Daniel Brühl) träumt von einer Karriere als Biograf. Dazu benötigt er zuerst einmal einen spektakulären Künstler, über den er schreiben kann. In dem inzwischen erblindeten Maler Manuel Kaminski (Jesper Christensen) glaubt er, genau diesen Protagonisten gefunden zu haben. Doch der Greis, der sich in einem abgelegenen Chalet in den Schweizer Alpen verschanzt hat, ist nicht an einem Buch interessiert und verweigert jede Mitarbeit. Das behauptet zumindest Kaminskis Tochter (Amira Casar), die den Vater hermetisch abschottet und Zöllner nach einem ersten Treffen hinauswirft. Doch der lässt sich nicht abwimmeln. Beharrlich wie ein Terrier umkreist er das Anwesen, bis die Tochter endlich einmal ohne den Alten aufbricht. Sofort wittert Zöllner seine Chance und rückt Kaminski auf die Pelle – mit ungeahnten Folgen.

Zwölf Jahre lang hat der Regisseur Wolfgang Becker keinen Kinofilm mehr gedreht. Mit der großartigen Adaption des Romans „Ich und Kaminski“ von Daniel Kehlmann meldet er sich jetzt zurück, als wäre nach dem Erfolg von „Good Bye, Lenin!“ kaum Zeit vergangen.

Eine flotte und intelligente Inszenierung

In hohem Maße originell und fantasievoll ist seine Umsetzung von Kehlmanns komplexer Künstlerposse und Mediensatire. Zwar passiert nicht viel in diesem ungewöhnlichen Roadmovie, doch den hochgradig unsympathischen Kulturjournalisten Zöllner begleitet man gerne auf seiner Reise zu sich selbst. Das liegt natürlich an der flotten und intelligenten Inszenierung Beckers, der in wenigen Minuten gleich zu Beginn das Leben des eigentümlichen Kaminski, dessen Aufstieg, Werk und Schicksal skizziert: Pop-Art, Warhol, New York, die Swinging Sixties in London, die Beatles – alles flimmert kurz auf, und so hat Becker ganz trickreich und mit Witz den Mann porträtiert. Kehlmann brauchte dafür in seinem Roman viele Seiten und war nicht annähernd so einfallsreich, so plastisch, wie es ein Film eben sein kann. Manches an dieser Produktion erinnert an Woody Allens „Zelig“ oder „Forrest Gump“ von Robert Zemeckis, aber Becker versetzt die Szenen zusätzlich mit seinem ganz speziellen, sehr feinen Humor. Der geht ihm nicht einmal bei der nervigen und schmierigen Figur Sebastian Zöllner verloren.

Den warmen, geistreichen Grundton, der auch diesen Film Beckers auszeichnet, nimmt Daniel Brühl als Zöllner in seinem Spiel geschickt auf. Brühl, dessen Karriere eigentlich mit „Good Bye, Lenin!“ begann, zeigt in „Ich und Kaminski“, wie weit er sich inzwischen entwickelt hat – und wie bestechend präzise und faszinierend schillernd er mit der Unterstützung seines Entdeckers sein kann. 

„Ich und Kaminski“

Mit Daniel Brühl, Amira Casar 

Regie: Wolfgang Becker 

Laufzeit: 123 Minuten

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