Kritik zu Tukur-"Tatort": Wunderbare Satire auf die Filmfuzzis

Im HR-"Tatort" spielt sich Ulrich Tukur selbst. "Wer bin ich?" war eine wunderbare Satire auf den TV-Betrieb. Das deutsche Fernsehen sollte öfter so mutig sein, findet unser Kritiker Matthias Lohr.
Gerade hat Ulrich Tukur das deutsche Fernsehen scharf kritisiert. Es habe das „aktive Zuschauen, bei dem man auch mal seine eigene Fantasie einsetzen muss“, verkümmern lassen: „Wenn das TV überleben will, muss es die Latte entschieden höher legen.“ Am besten so hoch, wie Tukur und der Hessische Rundfunk es nun mit „Wer bin ich?“ getan haben.
Der Mann, der sonst der Wiesbadener LKA-Mann Felix Murot ist, spielte sich selbst. Der Schauspieler sollte seinen Aufnahmeleiter umgebracht haben und traf auf andere „Tatort“-Kommissare. Aus dem Krimi wurde eine wunderbare Satire auf den Fernsehbetrieb – fast so genial wie die Filmkomödie „Beeing John Malkovich“, in der der Hollywood-Star in seinen eigenen Kopf kriecht.
Man möchte gern wissen, was sonst so im Kopf von Autor und Regisseur Bastian Günther vorgeht. Und Tukurs Kollegen Wolfram Koch, Margarita Broich und Martin Wuttke, die sich köstlich selbst auf die Schippe nahmen, würde man gern einmal beim echten Dreh zuschauen.
Es gab eine Unmenge an Gags. Justus von Dohnányi schlug als Regisseur im Film vor, Tukur aus dem „Tatort“ zu schreiben („Den vermisst du null“). Koch bat Tukur, da er nun mit Polizisten zu tun habe, zu fragen, ob die „immer mit beiden Händen schießen oder zur Not auch nur mit einer“. Mit Wuttke machte er sich über „unterirdische Dialoge“ lustig. Und der echte TV-Kommissar belehrte die Schauspieler: „Das ist kein Theater, ihr Filmfuzzis und Hobbypsychologen.
Der Film im Film bot großes Kino, war nicht nur Slapstick, sondern auch noch ein trauriges Stück über die Einsamkeit in der Fernsehbranche. Tukur wurde zur tragikomischen Figur. Oder war es Murot? Egal.
Der echte Tukur rechnet damit, dass es einen Shitstorm gibt, weil dies kein normaler Krimi war. „Na und?“, fragt er. Genau. Das deutsche Fernsehen sollte öfter so mutig sein wie der HR.