"Madame empfiehlt sich": Star-Kino mit Catherine Deneuve
Berlin - Regisseurin Emmanuelle Bercot erzählt in „Madame empfiehlt sich“ auch die Geschichte der großen Catherine Deneuve. Unsere Filmkritik:
Es ist diese Szene in ihrem ehemaligen Kinderzimmer. Bettie (Catherine Deneuve) steht da, den Blick aus dem Fenster. Eine alte Frau, doch keine Falte kann verbergen, dass sie einmal eine junge Schönheit war. Ihre Augen schauen in den Nachthimmel, alles ist still – eine Zigarette lang. Eine Zigarette, die sie für einen Moment zurückfallen lässt in die alte Zeit, als noch jede Bar nach Freiheit roch, nach Gauloises, Lucky Strike und Marlboro. Und als sie Miss Bretagne war.
Wenn nun als Rückblende ein Bild der jungen Catherine Deneuve eingespielt wird, ist klar: Dies ist nicht nur die Geschichte von Bettie, der Witwe, der vom Liebhaber für eine Jüngere Verlassenen und der verschuldeten Restaurant-Besitzerin, sondern gleichzeitig die Geschichte der Deneuve höchstselbst. Bettie und sie stellen sich gewissermaßen gemeinsam dem Älterwerden. Regisseurin Bercot macht, was viele Regisseure mit der Deneuve gemacht haben: Sie fangen ihr Gesicht ein. Es ist nicht mehr makellos, auch ihre Figur ist nicht mehr schmal wie für Jean Paul Gaultier gebaut. Aber diese Frau ist von der gleichen Undurchdringbarkeit, und über allem liegt noch immer dieser Schleier des Entrückten.
Diesen scheuen, manchmal ironischen, stets etwas skeptischen Gesichtsausdruck sehen wir immer wieder auf ihrer Reise durch die französische Provinz. Was sie sucht? Am Ende ist es: die Liebe, die Familie, der Abschluss mit der Vergangenheit. Das ist mit solch lakonischem Witz und Charme erzählt, dass man den Friede-Freude-Eierkuchen-Schluss nicht nur hinnimmt, sondern sich genau so erwünscht.
Katja Kraft