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Schweiger-Tatort: Er tötet ohne Vorwarnung

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Til Schweiger in der Rolle des "Tatort"-Kommissars Nick Tschiller bei den Dreharbeiten © NDR/Marion von der Mehden

Hamburg - Til Schweiger wird als Kommissar Nick Tschiller mit seinen Alleingängen und unkonventionellen Methoden den Hamburger Tatort auf den Kopf stellen. Erste Details zur Folge am Sonntag:

Ausgerechnet aus Deutschlands beliebtestem „Tatort“-Revier kam die Quotenansage für Til Schweiger:„Er wird uns alle übertrumpfen“, hatte Schauspieler Axel Prahl, gemeinsam mit Jan Josef Liefers in Münster für die ARD-Reihe im Einsatz, im Kölner „Express“ prophezeit. Als die Top-Personalie unter Deutschlands TV-Ermittlern Ende 2011 bekannt wurde, legte Prahl die Messlatte für den „Keinohrhasen“-Kommissar hoch: „Til knackt die magische 12-Millionen-Marke.“ Die hat das Münsteraner „Tatort“-Duo inzwischen selbst übertroffen und damit die Vorgabe für den Neuen in Hamburg unterstrichen. Zweistellig sollte die Millionenzahl der Zuschauer schon sein, wenn es für Schweiger heißt: „Willkommen in Hamburg“.

Manches im Traditionskrimi ist wie im Schweiger-Kino

An diesem Sonntag, 10. März, ab 20.15 Uhr ist der 49-Jährige nun tatsächlich auf dem Bildschirm erstmals als Nachfolger von Mehmet Kurtulus an Elbe und Alster unterwegs. Gefühlt ist es der Kinostar schon seit mehr als einem Jahr. Seit Schweiger auf Thomas Gottschalks „Wetten, dass...?“-Couch seinen Dienstantritt im NDR-Revier bestätigte, brachten ihm seine Äußerungen zum Kult-Krimi immer wieder Schlagzeilen und nicht selten Empörung bei Fans und Kollegen ein. Erst war es der Vorspann: Das mehr als 40 Jahre alte Intro mit dem berühmten Augenpaar und Fadenkreuz nannte er „outdated“. Kurz vor Drehbeginn sorgte die Änderung des Rollennamens für Aufsehen: Aus Tschauder wurde Tschiller, der Vorname Nick blieb.

Und der hat so einiges mit Schweiger gemeinsam: Er nuschelt ab und an, findet manches ein bisschen überholt und liebt seine Tochter abgöttisch. Als „Tatort“-Sprössling Lenny darf wieder Schweigers eigene Tochter Luna ran, die zuletzt mit Papa für dessen Kinofilme „Schutzengel“ und - ganz kurz - in „Kokowääh 2“ vor der Kamera stand. So manches im Traditionskrimi ist wie im Schweiger-Kino, auch wenn er diesmal nicht Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller in Personalunion ist. „Wo Til Schweiger draufsteht, ist auch Til Schweiger drin“, betont er gern. Ins Kino lockte er damit Millionen in seine Komödien („Keinohrhasen“, „Kokowääh“). „Schutzengel“ mit Schweiger in Action schnitt im Vergleich dazu schlechter ab.

Bilder: Til Schweiger als "Tatort"-Kommissar

Mit Action und einer Ladung Testosteron, Schießereien und Schlägereien will er nun den TV-Sonntagabend aufmischen: „Willkommen in Hamburg“ läuft nur wenige Sekunden, da flucht er „Fuck!“, einige Minuten später gibt es drei Tote - erschossen von Hauptkommissar Tschiller mit der Dienstwaffe am ersten Arbeitstag beim LKA. „So arbeiten wir nicht! Bei uns werden Verdächtige festgenommen und dann verhört“, macht ihm sein Chef klar. „Das wollten die aber nicht“, kontert Tschiller. Auch als die Staatsanwältin (Edita Malovcic) wissen will, ob er den Erschossenen zuvor auf seine „polizeiliche Gewaltanwendungslegitimation“ hingewiesen habe, meint Tschiller nur: „Ja, ich hab Polizei gesagt, bei "ei" hat er geschossen.“

Tschiller als neuer Schimanski -einer der mit unkonventionellen Methoden heraussticht aus der Reihe der 21 „Tatort“-Teams. Ein harter Kerl: Das Weichei versucht er nur beim Frühstück für Tochter Lenny, für die er eigens nach Hamburg gezogen ist, hinzubekommen. „Fuck“ als erstes Wort sei eine Hommage des Drehbuchautors Christoph Darnstädt an Schimanski (Götz George), dessen erstes Wort im „Tatort“ 1981 „Scheiße“ war. Wie Schimanski schert sich Tschiller nicht um Regeln und nimmt im Alleingang den Kampf gegen einen Zuhälter-Clan auf, der den Kiez offenbar fest im Griff hat. So versteckt er eine minderjährige Prostituierte eigenmächtig in der Wohnung seines neuen Partners Yalcin Gümer (Fahri Yardim), der beim Schusswechsel verletzt wurde und im Krankenhaus liegt.

Die Tatort-Teams im Überblick

Dass Yardims Part ans Bett gefesselt ist, ermöglicht Schweiger den Alleingang - und Yardim mit witzigen Sprüchen via Handy und Laptop die Rolle des Sympathieträgers. Denn auch Humor gibt es im Film von Regisseur Christian Alvart („Antikörper“). Etwa wenn die Schlagzeilen aufgegriffen werden und Worte wie „outdated“ fallen oder der Polizeichef (Tim Wilde) Tschiller anfährt: „Sie glauben, Sie kommen nach Hamburg und können hier alles auf den Kopf stellen, oder was?! Sie und Ihre Alleingänge und diese Gewalt und dieses ganze Rumgeblute!“ Oder beim Aufeinandertreffen von Schweiger und Wotan Wilke Möhring, bald ebenfalls als NDR-„Tatort“-Ermittler am Start, nach dem „medialen Schwanzvergleich“ auf der LKA-Toilette.

„Halt durch, Kollege“, sagt Möhring in der Szene. „Mach dir mal keine Sorgen, Kollege“, erwidert Schweiger. Verpflichtet hat sich der Filmstar erst einmal für vier „Tatorte“, einen pro Jahr will er drehen. Schweiger selbst rechnet mit einer „Superquote“ für seinen „Popcorn-Tatort“, wie die Macher ihn nennen: „Es wird so sein wie bei Markus Lanz' erster "Wetten, dass...?"-Sendung, die Leute sind einfach neugierig. Danach müssen wir mal sehen, was passiert“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Münsteraner Quoten halte er jedoch für unerreichbar - die seien „von einem anderen Stern“.

Das ist Til Schweigers Rollenprofil als Kommissar Tschiller

Nikolas „Nick“ Tschiller ist der Neuzugang beim Hamburger Landeskriminalamt (LKA) und zuständig für organisiertes Verbrechen/Rauschgift. Tschiller stammt aus Frankfurt, wo er zunächst Streifenpolizist und dann beim LKA war. Doch der Job befriedigt ihn nicht. „Soziologische und psychologische Hintergründe von Drogen- und Menschenhändlern interessieren ihn wenig. Er will die Täter zur Verantwortung ziehen, mit allen - legalen - Mitteln“, wird er im Rollenprofil beschrieben. Tschiller wechselt zum Spezialeinsatzkommando (SEK) und betritt mit ihm die gefährlichsten Abgründe - „ohne anzuklopfen“.

Nur aus einem Grund steigt Tschiller beim SEK aus und geht nach Hamburg: Ex-Frau Isbaella (Stefanie Stappenbeck) zieht der Karriere wegen mit der gemeinsamen Tochter Lenny (Luna Schweiger) um. Die 15-Jährige ist das Wichtigste in Tschillers Leben und wohnt in der Hansestadt bei ihm, da ihre Mutter viel unterwegs ist. Nicht nur das Zusammenleben ist ungewohnt für Tschiller, auch die Arbeitsweise beim LKA. Klassische Mordermittlung ist nicht sein Fall. „Der neue Hauptkommissar ist nicht mehr so gut auf den Beinen und er ist auch nicht mehr der Jüngste, trotzdem fackelt er nicht lange, wenn sein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit verletzt wird...“

dpa

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