Unser Film der Woche: "Ich bin dann mal weg" ohne Hape Kerkeling

München - Julia von Heinz hat Hape Kerkelings Erfolgsbuch „Ich bin dann mal weg“ sympathisch für die Leinwand adaptiert und aus dem Charakteren kinotaugliche Figuren geformt.
Nach Hörsturz, Zusammenbruch auf der Bühne, Gallenblasen-Operation und einem eingebildeten Herzinfarkt erkennt sogar der Scheinwerfer-süchtige Entertainer Hape Kerkeling, dass er kürzer treten sollte. Nachdem er den Erfahrungsbericht von Hollywoodstar Shirley MacLaine gelesen hat, begibt er sich ebenfalls auf den legendären Jakobsweg: Knapp 800 Kilometer Wanderung durch Frankreich und die Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela will der sichtlich Untrainierte auf sich nehmen. Nebenbei hofft er nicht unbedingt auf Erleuchtung, aber zumindest auf eine gewisse Inspiration und neue Impulse für sein Leben. Die ergeben sich schließlich auch – aber ganz anders als erwartet.
„Ich bin dann mal weg“ heißt der Reisebericht, den Kerkeling nach seiner Tour im Jahr 2006 veröffentlichte. Über vier Millionen Exemplare wurden bis heute verkauft, für ein Sachbuch eine phänomenale Auflage. Tatsächlich kann man in der Statistik der in Santiago de Compostela eintreffenden Pilger seit Erscheinen des Buches eine Zunahme an deutschen Wanderern erkennen, was mittlerweile als „Kerkeling-Effekt“ bezeichnet wird. Da lag auch der Gedanke an eine Verfilmung nicht weit.
Regisseurin Julia von Heinz hat mit ihrem Autorenteam aus der Vorlage einen sympathisch-unterhaltsamen Spielfilm geschaffen. Aus dem Sachbuch destillierte sie die markantesten Figuren zu kinotauglichen Charakteren. Die Chronologie der Reise war ohnehin vorgegeben, und Kerkelings sehr launig formulierte Gedanken ließen sich passgenau zu Off-Kommentaren umformen. Devid Striesow ist dessen perfektes Alter Ego, und seine Präsenz trägt den Film auch über ein paar eher holprige Etappen souverän hinweg.
Leider geht der sanft spöttische Ton, der das Buch vermutlich so erfolgreich gemacht hat, im Film zum Ende hin verloren. Da ist manche Szene dann ein bisschen zu rührselig geraten. Die den Handlungsstrang der Wanderung immer wieder unterbrechenden Rückblenden in Kerkelings verschroben-ungewöhnliche Kindheit in Recklinghausen sind dagegen zwar anfangs gewöhnungsbedürftig, lockern aber diesen wunderschön bebilderten Trip (Kamera: Felix Poplawsky) sehr clever auf.
„Ich bin dann mal weg“
mit Devid Striesow Regie: Julia von Heinz
Laufzeit: 92 Minuten
Sehenswert
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