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Umstrittenes Wandbild auf documenta: Erste Konsequenzen nach Antisemitismus-Skandal in Kassel

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Von: Florian Dörr

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Das Gerüst auf der documenta in Kassel, an dem zuvor das als antisemitisch eingestuftes Kunstwerk des Kollektivs Taring Padi hing, ist nun leer. © Uwe Zucchi/dpa

Antisemitische Darstellungen auf der documenta in Kassel sorgen für Entsetzen. Nun werden an verschiedenen Stellen Konsequenzen gezogen.

Kassel - Das kuratierende Kollektiv der documenta in Kassel hat sich in einer schriftlichen Stellungnahme für die antisemitischen Darstellungen auf der Weltkunstschau entschuldigt. „Wir haben alle darin versagt, in dem Werk die antisemitischen Figuren zu entdecken“, schrieb Ruangrupa am Donnerstag (23. Juni) auf der Website der documenta. „Es ist unser Fehler. Wir entschuldigen uns für die Enttäuschung, die Schande, Frustration, Verrat und Schock, die wir bei den Betrachtern verursacht haben.“

Hintergrund: Ein als antisemitisch eingestuftes Kunstwerk des indonesischen Kollektivs Taring Padi war nach wenigen Tagen auf der documenta abgebaut worden. Zuvor hatte es schon seit Monaten Antisemitismus-Vorwürfe gegen das kuratierende Kollektiv Ruangrupa aus Indonesien gegeben.

Kassel: Generaldirektorin Schormann glaubt „nach wie vor an diese documenta“

„Wie wir jetzt vollständig verstehen, knüpft diese Bildsprache nahtlos an die schrecklichste Episode der deutschen Geschichte an, in der jüdische Menschen in beispiellosem Ausmaß angegriffen und ermordet wurden“, schrieb Ruangrupa weiter über das Werk. „Wir nutzen diese Gelegenheit, um uns über die grausame Geschichte und Gegenwart des Antisemitismus weiterzubilden und sind schockiert, dass diese Figur es in das fragliche Werk geschafft hat.“

Derweil hält die Generaldirektorin Sabine Schormann der documenta in Kassel an ihrem Amt fest - trotz zahlreicher Rücktrittsforderungen angesichts des Antisemitismus-Eklats. „Ich nehme meine Aufgabe, wie sie mir gestellt wurde, verantwortungsvoll wahr und glaube nach wie vor an diese documenta“, sagte Schormann am Donnerstag in Kassel. Letztlich liege die Entscheidung aber in der Hand der zuständigen Verantwortlichen und Gremien. Aber: „In einer solchen Situation ist nichts auszuschließen.“ Zunächst müsse es aber darum gehen, die Vorgänge aufzuarbeiten und „das Schiff wieder auf Kurs zu bringen“, betonte sie. „Und bei schwerer See geht ein Kapitän nicht von Bord. So sehe ich an diesem Punkt auch meine Rolle, ich bin für die Organisation der Ausstellung verantwortlich und habe weitere Maßnahmen eingeleitet.“

Umstrittenes Wandbild: Bisheriger Vorsitzender des documenta-Forums tritt zurück

Derweil hat sich das documenta-Forum von seinem bisherigen Vorsitzenden distanziert. Dieser, Jörg Sperling, trat daraufhin ebenfalls am Donnerstag (23. Juni) mit sofortiger Wirkung zurück. Die Differenzen gründen sich auf einem Gespräch Sperlings mit der Deutschen Presse-Agentur. Dabei hatte er kritisiert, dass das als antisemitisch empfundene Kunstwerk von Taring Padi auf der Kasseler Kunstausstellung „auf politischen Druck hin“ abgehängt wurde. „Eine freie Welt muss das ertragen“, sagte Sperling.

Das documenta-Forum bedauert derweil „ausdrücklich“ die Äußerungen Sperlings. Das Interview sei mit den übrigen Vorstandsmitgliedern nicht abgestimmt gewesen. „Diese und alle weiteren Äußerungen in dem Interview geben ausschließlich die persönliche, nicht autorisierte Meinung von Jörg Sperling wieder“, hieß es. Die anderen Mitglieder des Vorstandes hielten „Bilddarstellungen in der Manier des ‚Stürmer‘ für absolut inakzeptabel“, teilte das Forum mit. (dpa/fd)

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