Im Schatten der Vergangenheit
Viel Applaus für „Der Spiegel“ des Kasseler Filmemachers Ralf Kemper - Drehorte in Nordhessen.
Kassel – „Ellen ist tot – meine Schuld“, schreibt Simon in sein Buch. Der Polizeibeamte im Ruhestand (Jani Viktim) ist 65 Jahre alt und leidet an Demenz. Als er sich zu Hause ein Videotape aus dem Jahr 1985 anschaut, überwältigen ihn die Emotionen: Er denkt nun, er wäre jung und macht sich auf den Weg in den Wald zu dem Ort, an dem das verwackelte Video entstanden ist. Jedoch nicht, ohne seine Waffe einzustecken.
Das neue Projekt „Der Spiegel“ des Kasseler Filmemachers Ralf Kemper (Spontitotalfilm) feierte im vollbesetzten Cineplex/Capitol-Kino Filmpremiere. Das spannende Familiendrama wurde 2019 – als großartige Teamleistung – ohne Budget in Zusammenarbeit mit der Schauspielschule Kassel gedreht. Mit Eva Felicitas Habermann aus Berlin und Christian Stock aus Köln konnten darüber hinaus zwei bekannte Darsteller aus dem TV für das Projekt gewonnen werden. Schade, dass beide nicht zur Premiere kamen: Eva Habermann sagte aus privaten Gründen ab, Christian Stock musste sich kurz zuvor krankmelden.
Beide spielen in dem 82-minütigen Thriller Geschwister, die sich lange nicht gesehen haben. Sie kommen zum Haus ihres Vaters Simon, der nicht aufzufinden ist. Der Nachbar, gespielt von Prashant Jaiswal (vormals Prashant Prabhakar, bekannt aus „Stromberg“) und seine Tochter (Jolina Jaiswal) hatten zuvor entdeckt, dass die Tür offenstand. Als die Geschwister schließlich das Video anschauen, erfahren sie das Familiengeheimnis, das bittere Auswirkungen auf alle hatte.
Ole Pampuch brilliert als 31 Jahre alter Simon zwischen Wahnsinn, Verlorenheit, Liebe und Schuld. Alischa Brocke spielt seine Frau Ellen im Rückblick. Sie traf eine unüberlegte und verhängnisvolle Entscheidung. Das Paar, das beide im Wald kennenlernen, wird von Caspar Bähr (als Karl) im Wechselbad der Gefühle und Katharina Brehl (als seine Freundin Janice) gespielt.
Gedreht wurde unter anderem an den Helfensteinen, im Reinhardswald sowie in Kassel und Wolfhagen. „Wir haben die Drehgenehmigungen schnell bekommen“, berichtet Ralf Kemper. Aufnahmeleiter war Christian Peter (Assistenz: Jörg Ruckel). Das Publikum blieb zunächst still, um dann herzlich zu applaudieren. Das vielschichtige Drama wirkte nach. Wann der packende Film wieder zu sehen ist, steht noch nicht fest.
Von Bettina Wienecke
spontitotalfilm.com/der-spiegel