Karim Amun, Sänger bei den Söhnen Mannheims im Interview

Seit 1995 gibt es die Söhne Mannheims – ein multikulturelles Musikkollektiv, das in wechselnder Zusammensetzung und mit unterschiedlichen Projekten Songs wie „Und wenn ein Lied“ und „Dieser Weg“ performt. Am Samstag, 25. März sind die Söhne Mannheims mit der Piano-Version zu Gast beim Jazz-Frühling in der Volksbank Kassel Göttingen. Wir haben vorher mit Sänger Karim Amun gesprochen.
Wie wird man ein Sohn dieser musikalischen Gemeinschaft?
Ich kann nur sagen, wie es bei mir und Guiseppe „Gastone“ Porrello sowie bei unserem neuen Mitglied Thilo Zirr war. Guiseppe und ich wurden eingeladen, um mal das ein oder andere Lied mitzusingen oder auch was Eigenes als Support zu machen. Und irgendwann wurde ich angerufen und gefragt, ob ich spontan nach Mannheim kommen könne. Dort haben wir eine Probe gemacht und am Ende hieß es, „wir machen noch ein Video und stellen Karim als neuen Sohn vor“. Thilo, unser ganz Neuer, ist Multiinstrumentalist, spielt Gitarre und ein paar Samples und auch Keys. Er ist eingesprungen, weil unser Gitarrist krank war, und hat uns alle bei einem Konzert so beeindruckt, dass wir eine Stelle geschaffen haben. Ich glaube eher, dass es sich einfach gut anfühlen muss, und wenn die Familie das fühlt, dann geht es auch ganz schnell.
Welche Optionen gibt es bei den Söhnen Mannheims in den Besetzungen?
Wir haben quasi zwei Optionen. Es gibt diese Söhne Mannheims, die es immer gab und die es hoffentlich noch 100 Jahre gibt. Da sind wir elf Mann auf der Bühne. Das ist laut, das ist das, was wir alle am liebsten machen. Aber es gibt auch die Söhne Mannheims Piano-Variante, mit der wie jetzt in Kassel beim Jazzfrühling zu Gast sind. Da präsentieren wir die großen Söhne Mannheims-Hits und neue Songs unseres kommenden Albums „Kompass“ in speziell arrangierten Klavierversionen – fokussiert auf fünf Stimmen und den Konzertflügel unseres klassisch ausgebildeten Pianisten Florian Sitzmann.
Das stellt sicher für die Sänger eine andere Herausforderung dar?
Es ist das absolut Schwierigere. Wenn man so unter der Lupe mit so viel Raum und Platz ist, ist jeder vermeintliche Fehler absolut hörbar. Mit der vollen Band, mit Bass und Gitarre und riesig viel Theater auf der Bühne, da kriegt das vermutlich nicht jeder mit, wenn ich da mal einen Ton versemmel. Bei Piano kannst du eine Stecknadel fallen hören und dementsprechend hörst du auch von uns alles.
Was bekommen Sie in solchen Momenten auf der Bühne vom Publikum zurück gespiegelt?
Ich möchte glauben, dass es genau das Gleiche ist, was das Publikum fühlt. Ich glaube, dass diese Energie, die zwischen Publikum und Bühne hin und her wandert, gleich ist. Vielleicht ist es ein bisschen so, wie beim Squash. Natürlich senden wir von der Bühne einen Impuls aus, das Publikum nimmt das auf und wir bekommen es ungefiltert zurück gespiegelt. Also auch für uns ist das mit den gleichen Worten zu beschreiben, wie für das Publikum. Es ist sehr intim, sehr persönlich und nah.
Die Songs der Söhne haben immer eine klare Botschaft und teilweise nehmen Sie dabei kein Blatt vor den Mund. Wie wichtig ist das für die Söhne?
Wir sind zehn Mann mit zehn Meinungen und wir sind wirklich ein ziemlich guter Querschnitt der Gesellschaft. Auch um die Pandemie herum. Wir haben uns unfassbar viel ausgetauscht und wir sind beinahe nie einer Meinung, das passiert wirklich selten. Aber was bei uns nie passiert, ist, dass gesagt wird: „Du glaubst jetzt das, dann bist du weg“ – das funktioniert bei uns einfach nicht. Wir sind gezwungen uns auszutauschen und in den Diskurs zu gehen – wenn wir schon die Chance haben, dass Leute uns hören, dann haben wir auch ein bisschen eine Verantwortung, Missstände, die uns auffallen, anzusprechen. So zumindest sehen wir das. Wir haben zumindest keine Angst davor und wenn es etwas gibt, wo wir denken, das muss gesagt werden, dann sagen wir das. Ganz oft ist das einfach nur „Liebe“ – auch die Liebeslieder sind Lieder mit Bedeutung, manchmal mehr als die anderen. Aber dann auch so ein Lied wie „Moral“, wo man ein bisschen auf die Kacke hauen darf.
Die Söhne Mannheims gibt es seit 1995. 2017 gab es nach dem Ausscheiden von Xavier Naidoo eine Art Zäsur. Inwieweit spielt das heute noch eine Rolle?
Das kann ich nicht wirklich beantworten, weil ich erst seit 2019 dabei bin. Das meiste, was ich über die 2017-Thematik weiß, weiß ich aus Interviews. Bei uns in der Band ist das überhaupt kein Thema. Wir konzentrieren uns auf gute Musik und schauen nach vorne. Wir alle sind sehr glücklich, dass die Aufmerksamkeit an uns und unserer Musik wieder mehr wird und arbeiten sehr hart dran und ich hoffe, dass es so bleibt. Gesanglich sind wir jetzt sehr stark aufgestellt mit unseren langjährigen Sängern Michael Klimas, Dominic Sanz und Giuseppe „Gastone“ Porrello, der zusammen mit mir in die Band gekommen ist.
Biografisch haben die Söhne Mannheims ihre Wurzeln weit über den Erdball verteilt. Spielt das musikalisch eine Rolle?
Bestimmt. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele der Einflüsse etwas mit Herkunft zu tun haben. Die Familie unseres Bassist Edward Maclean kommt aus Ghana. Bei mir ist es Ägypten, Guiseppe ist Italiener, unser Rapper Metaphysics hat Wurzeln in Simbabwe, hat aber auch ganz viel mit dem Musik-Business in Südafrika zu tun und hat zum Beispiel unsere Single „Miracle“ aus Afrika mitgebracht. Bei uns herrscht der Grundsatz: Gute Musik ist gute Musik und da ist es ganz egal, was es für ein Stil ist. Diese Freiheit werden wir uns auf jeden Fall behalten, frei nach dem Motto: Wenn wir was gut finden, hauen wir es raus.
Was gibt es schon über das neue Album zu sagen?
Dass ich super aufgeregt bin. Für mich ist es absolut neu, ich habe das noch nie mitgemacht und bin jetzt unglaublich viel im Studio - und dabei nur ein kleines Rädchen in dem großen Ganzen. Ich finde alle Lieder toll, die wir auf dem kommenden „Kompass“-Album haben, es macht wahnsinnig viel Spaß.
Zur Person
Karim Amun (38) wurde in Heidelberg geboren und wuchs in Schlierheim auf. Er absolvierte eine Schreinerlehre und verkaufte Designermöbel. Beim Karaoke-Singen wurde er von Jason Wright entdeckt und Mitglied in seiner Band The Wright Thing. Dort wurde er von Xavier Naidoo entdeckt, der ihn für seine Solo-Band engagierte. 2019 wurde Amun Mitglied bei den Söhnen Mannheims, er lebt in Heidelberg.
Die Söhne Mannheims Piano live in Kassel
Am Samstag, 25. März, 20 Uhr, stehen die Söhne Mannheims im Rahmen des Jazzfrühlings live auf der Bühne im Atrium der Volksbank Kassel Göttingen. Karten gibt es hier.