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Mehr Luxus, mehr Technik, mehr Platz – Preissprung beim Mercedes GLC

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Von: Rudolf Bögel

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Mercedes-Benz GLC Front Pyrenäen
Naturbursche, Klettermaxe, Komfortlimousine, Sportgerät - der neue Mercedes GLC will einer sein, der alles kann. Und er kann alles. © Mercedes-Benz AG/Teymur Madjderey

Auch Mercedes hat seinen Volkswagen. Der GLC ist ein waschechtes SUV und hat sich bereits 2,6 Millionen Mal verkauft. Erste Testfahrt mit dem brandneuen Modell.

Einer für alle. Der Mercedes GLC ist mit seinen 2,6 Millionen verkauften Exemplaren ein echter Bestseller und das erfolgreichste Modell der Stuttgarter. Fast überall auf der Welt ist er der Platzhirsch in seinem Segment. Ob Familienkutsche oder Geländewagen – „der GLC ist ein Auto, das alle glücklich macht“, sagt Jörg Bartels, bei Mercedes zuständig für die Gesamtfahrzeug-Entwicklung aller Baureihen. Seit 2015 ist der Nachfolger des kantigen GLK auf der Straße – und er kann Gelände, ganz im Gegensatz zu den sonstigen SUVs, die nur so aussehen als ob. Auf einem Test-Parcours in den Pyrenäen gleich hinter Barcelona dürfen wir das ausprobieren.

Mercedes-Benz GLC
Über Stock und Stein windet sich der GLC mit Leichtigkeit und vor allem flüsterleise. Offroadfahren rein elektrisch, das ist ein echtes Erlebnis. © Mercedes-Benz

Durch das Gelände pirscht der GLC fast lautlos

Wir sind in der Nähe von Bassella, vor uns liegt eine der härtesten Geländeprüfungen der Welt, die viele große Hersteller für Testfahrten benützen. Unser Respekt ist deshalb groß. Rauf aufs Gas, rein ins Gelände. Erster Eindruck. Das ist ein Auto für Jäger. Der Plug-in-Hybrid pirscht sich nämlich rein elektrisch auf leisen Sohlen durch den Wald. Eine ganz neue Erfahrung. So wie die transparente Motorhaube. Mit 360-Grad-Kameras wird das, was unter dem Auto liegt, erfasst und auf dem Display angezeigt. Da bleibt kein Stein mehr unentdeckt und selbst eine extrem steile Abfahrt verliert ihren Schrecken. Wir blicken in den Abgrund und rauschen den Berg hinunter. Wir hängen mit zwei Reifen in der Luft – schauen uns das Spektakel in einem überdimensionalen Spiegel an, den Mercedes hier platziert hat, und fühlen uns so sicher wie in Abrahams Schoß. Die vielen elektronischen Helfer machen alles von ganz allein. Vorteil E-Motor – „der muss nicht erst Drehmoment aufbauen, deshalb ist die Leistung besser dosierbar und auch die Abstimmung mit den anderen Regelsystemen erfolgt viel schneller und dadurch souveräner“, sagt Bartels.

Mercedes GLC Cockpit
So sieht der moderne Arbeitsplatz beim GLC aus. Das Tablet in der Mitte ist leicht zum Fahrer geneigt, schließlich soll die Bedienung so einfach wie möglich sein. © Mercedes-Benz

Die Plug-in-Hybride schaffen mehr als 100 km Reichweite

Ein König im Gelände – doch wie fährt sich der neue GLC dort, wo er überwiegend zu Hause sein wird – auf den Straßen? Herzstück der neuen Generation sind immer noch die Motoren. Hier bietet Mercedes drei herkömmliche Verbrenner mit Mild-Hybrid-Antrieb, zwei Benziner mit 204 und 258 PS sowie einen klassischen Diesel, den 220d mit 197 PS. Die gleichen Aggregate treiben auch die drei Plug-in-Hybride (PHEV) an, die jeweils von einem 100 kW-Elektro-Motor unterstützt werden und zwischen 313 PS (300 e) und 381 (400e) als Benziner haben. Als einer der wenigen Hersteller bietet Mercedes auch einen PHEV mit Diesel an. Der bringt es auf 335 PS und stellt mit 750 Nm auch das wuchtigste Drehmoment zur Verfügung. Alle drei schaffen mit der 31,2 kWh großen Batterie mindestens 100 Kilometer rein elektrisch, manch einer will beim Test sogar 130 gepackt haben. „Diese große Reichweite ist vielleicht die größte Verbesserung zum Vorgänger“, meint Chef-Entwickler Bartels, „damit ist der GLC auch rein elektrisch absolut alltagstauglich.“

Mercedes-Benz GLC Trittbrett
Nicht für Trittbrettfahrer gedacht, aber eine gute Einstiiegshilfe sind die seitlichen Bleche. Mit Taille, damit man die Hose beim Aussteigen nicht schmutzig macht. © Mercedes-Benz/Dieter Rebmann

Wendig wie ein Kleinwagen – dank Hinterachslenkung

Wer das Auto im Elektromodus betreibt, braucht deshalb auch nur rund einen halben Liter Treibstoff auf 100 Kilometer zusätzlich. Theoretisch und nur im reinen Elektro-Antrieb. Unsere Testfahrt über Autobahnen und Landstraßen mit dem 300 de förderte einen anderen Wert zutage. Wir waren mit 5,6 Litern im Hybrid-Modus unterwegs – dazu kommt noch der verbrauchte Strom. Im direkten Vergleich dazu schneidet der 220 d da tatsächlich besser ab. Hier waren es 5,5 Liter. Ist aber auch kein Wunder, weil die zusätzliche Hybridtechnik dann doch ganz schön ins Gewicht geht. Rund 400 Kilogramm wiegen die Autos mehr. Und noch einen Nachteil gibt es. Die PHEVs bieten weniger Kofferraum. Bis zu 200 Liter fehlen im Vergleich zu den Verbrennern. Gut, dass Mercedes den GLC hier insgesamt verbessert hat. Der längere Überhang hinten bringt 70 Liter mehr als beim Vorgänger. Sechs Zentimeter ist er gewachsen, Breite und Höhe sind nahezu identisch. Alle GLC verfügen über Allradantrieb, wer will, kann auch zum ersten Mal eine Hinterachslenkung ordern. Bis zu 4,5 Grad schlagen dann die Heckräder ein – was den Wendekreis auf 10,90 Meter reduziert. Beim Einparken in engen Straßen ein echter Vorteil, im Gelände sowieso und bei schnellen Spurwechseln auf der Autobahn bietet sie einfach mehr Stabilität und Sicherheit.

Mercedes GLC Detail Offroad-Bildschirm
Moderne Technik hext die Motorhaube einfach weg. Mithilfe einer 360-Grad-Kamera wird das Gelände von unten gefilmt, so sieht der Fahrer immer auch was sich vor ihm tut. © Mercedes-Benz

Geräuschdämmung fast wie in der S-Klasse

Agil und drehfreudig sind alle angebotenen Motoren – der Hybrid-Diesel 300 de reagiert nicht ganz so spontan, wie man das vielleicht möchte. Er ist einfach zu schwer, deshalb ist das Fahrverhalten im Komfort-Modus ein wenig schwammig. Einfach auf Sport gehen – und schon flitzt auch der 300 de exakt um die Kurven, dank der bei diesem Modell serienmäßigen Luftfeder und der direkt abgestimmten Lenkung. Die Geräuschkulisse ist auf hohem Niveau. „Fast schon S-Klasse“, sagt Bartels, „hier haben wir an allen Stellschrauben gedreht. Die Karosserie ist steifer geworden und außerdem haben wir zum ersten Mal mit Akustik-Schäumen gearbeitet, die die Hohlräume im Rohbau wirksam verschließen.“

Mercedes-Benz GLC Heck blau
Neue, schlanke Leuchten geben dem GLC am Heck mehr Breite, dadurch steht er nicht ganz so pummelig auf der Straße. © Mercedes-Benz/Dieter Rebmann

Neue Frontansicht, neue Heckleuchten

Die Entdeckung der Stille, das ist vielleicht der wahre Luxus, den der neue GLC bietet. Mal abgesehen vom völlig neuen Cockpit, bei dem Mittelkonsole in die Höhe gerutscht ist, weshalb man den Eindruck hat, der GLC sei innen kleiner geworden. Liegt vielleicht auch an der ebenfalls nach oben verschobenen Schulterlinie und an der höheren Motorhaube – denn die Innenraummaße sind fast exakt so wie beim Vorgänger. Das Armaturenbrett wird vom großen Infotainment-Bildschirm dominiert, der von der Bedienung her einfacher gestaltet wurde, die Grafiken sind ein optischer Leckerbissen, vor allem das eigene Untermenü für Geländefahrten. Von außen sieht der GLC kaum verändert aus, wenn man Vorgänger und Nachfolger jedoch nebeneinanderstellt, fallen Details auf wie wuchtige Spange unter dem Kühler mit den integrierten Lufteinlässen und die neuen Heckleuchten.

Mercedes-Benz GLC Kofferraum
Knapp 1.500 Liter Kofferraumvolumen hat der der Mercedes GLC, wenn die Rückbank umgeklappt wird. Sonst sind es 420 Liter - aber nur bei den Plug-in-Hybriden. © Mercedes-Benz/Dieter Rebmann

Hier wird das Fahren eines Hängers zum Kinderspiel

Dass der GLC einer für alles ist – das zeigt sich auch bei den Anhängelasten. Die Verbrenner schaffen 2,4 Tonnen, die Hybriden immerhin noch zwei Tonnen. Damit kann man Pferde zwar nicht stehlen, sie aber sicher transportieren. Und noch etwas haben sich die Entwickler einfallen lassen. Das Rangieren mit dem Hänger erledigt man bequem vom Bildschirm aus – automatisiert bis zu einer Geschwindigkeit von 5 km/h und einer Steigung von bis zu 15 Prozent. Für ehrgeizige Fahrer, die selbst rangieren wollen, sich dann aber mit dem Hänger verheddert haben, hält der GLC eine besondere Funktion bereit. Auf Knopfdruck zieht er das Gespann wieder gerade.

Mercedes-Benz GLC Gelände
Auch wenn es nur ein verschwindend geringer Anteil der Kunden nützen wird. Der neue Mercedes GLC ist ein echter Klettermaxe und kommt fast überall durch. © Mercedes-Benz

Unser Fazit zum neuen Mercedes GLC

Ob auch die neue Generation des GLC das Zeug zu „Everybodys darling“ hat, wird sich zeigen. Anfreunden müssen sich die Käufer laut ADAC zunächst einmal mit einem um rund 10.000 Euro teureren Grundpreis, den man bei Mercedes mit einer besseren Grundausstattung erklärt. Vieles sei in die Serie übernommen worden, was ohnehin geordert werden würde. Wer jedoch das Geld hat – für den ist der GLC eine gute Option. Frei nach dem Motto der Musketiere. Einer für alle und einer für alles. Rudolf Bögel

Technische Daten Mercedes GLC 300de 4 matic

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