Richard Osman: „Der Donnerstagsmordclub“
Engländer gelten für viele Menschen als skurril und exzentrisch. Doch sie können auch gute Unterhaltung in Krimiform: Richard Osman zeigt, wie es geht. Mein Buchtipp.
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Großbritannien hat weit mehr zu bieten als Scones mit Clotted Cream, Fish and Chips, Gespräche übers Wetter und die Eskapaden der Royals. Seit Jahrzehnten sind die britischen Krimiautoren von den Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Hier bildet Richard Osman mit seinem Debüt „Der Donnerstagsmordclub“ keine Ausnahme. Auf der Insel führt der Titel die Listen an. Mehr als eine Million Mal wurde das Buch bereits verkauft. Und das aus gutem Grund.
Richard Osman „Der Donnerstagsmordclub“: Das Buch

Man möchte meinen, so eine luxuriöse Seniorenresidenz in der idyllischen Grafschaft Kent sei ein friedlicher Ort. Das dachte auch die fast achtzigjährige Joyce, als sie in Coopers Chase einzog. Bis sie Elizabeth, Ron und Ibrahim kennenlernt oder, anders gesagt, eine ehemalige Geheimagentin, einen ehemaligen Gewerkschaftsführer und einen ehemaligen Psychiater. Sie wird Teil ihres Clubs, der sich immer donnerstags im Puzzlezimmer trifft, um ungelöste Kriminalfälle aufzuklären. Als dann direkt vor ihrer Haustür ein Mord verübt wird, ist der Ermittlungseifer der vier Senioren natürlich geweckt, und selbst der Chefinspektor der lokalen Polizeidienststelle kann nur über ihren Scharfsinn staunen.
In Anlehnung an Agatha Christies Kurzgeschichte „The Tuesday Night Club“ passieren auch in „Der Donnerstagsmordclub“ zwei ungewöhnliche Morde. Eine Vierergruppe von Senioren einer sehr teuren und exquisiten Residenz beginnen mit den Ermittlungen. Gut eingefädelt ist der Kontakt zur örtlichen Polizei, sodass diese nicht anders kann, als zuzusehen, wie die Rentner ein Puzzlestück nach dem anderen zu einem Gesamtbild zusammenlegen.
Warmherzig und mit Respekt konstruiert Richard Osman einen Kriminalroman in Gestalt der „Miss Marple“-Reihe von Agatha Christie. Querverweise zu anderen Krimiautoren, beispielsweise Ian Rankin, sowie Krimiverfilmungen und Serien schmücken den ersten Band der Mordclub-Reihe. Die vier Senioren Elisabeth, Ron, Ibrahim und Joyce, könnten unterschiedlicher nicht sein. Elisabeth ist als ehemalige Agentin an dieser Ermittlungsarbeit sehr interessiert und bestens vernetzt. Ron ist als ehemaliger Gewerkschaftler immer ein wenig auf Krawall gebürstet. Nichts ist für ihn sofort hinnehmbar und wird grundsätzlich infrage gestellt. Joyce ist eine ehemalige Krankenschwester, die für jegliche medizinische Einschätzung zu haben ist. Ibrahim komplettiert das Quartett mit seinen mathematischen Kenntnissen.
In den vergangenen Wochen habe ich unterschiedliche Krimis mit interessanten Ermittlerteams gelesen: Seien es der Phonetiker Hegel und die Podcasterin in „Auris – Der Klang des Bösen“ von Vincent Kliesch oder die Kombination von Kommissarin und Mentalist in „Schwarzlicht“. Sympathisch kommen in Osmans „Der Donnerstagsmordclub“ die vier Senioren daher und wuchsen mir schnell ans Herz. Aber auch die Schattenseiten des Älterwerdens werden beleuchtet, ohne sich darüber lustig zu machen. Mir als Leser gelingt das Eintauchen in die Welt problemlos.
Richard Osman „Der Donnerstagsmordclub“: Mein Fazit
Es ist ein klassischer „Whodunit“-Roman mit britischem Humor und Seitenhieben. Eine Fülle von Verdächtigen, etliche Motive und ein überaus sympathisches Ermittlerquartett, das Lust auf eine Fortsetzung macht. Zwischen all den exzentrischen Charakteren ist genug Luft für Spannung. So geht perfekte Sommer-Unterhaltung.
Richard Osman „Der Donnerstagsmordclub“
Aus dem Englischen von Sabine Roth
2021, List, ISBN-13 978-3-471-36014-9
Preis: Softcover 15,99 €, E-Book 12,99 €, 464 Seiten (abweichend vom Format) – Jetzt bestellen (werblicher Link)
Richard Osman
Richard Osman ist Autor, Fernsehmoderator und Produzent. „Der Donnerstagsmordclub“ ist sein Debütroman. Mittlerweile hat er in England den Vertrag über zwei weitere Bände unterschrieben.