Blendwerk

Hogwarts Legacy stürmt Gaming-Charts – Hat uns das Spiel mit Lumos geblendet?

Hogwarts Legacy erobert weltweit sämtliche Gaming-Charts. Aber ich glaube, das Spiel ist Blendwerk. Hinter ein bisschen Fanservice versteckt sich nur Mittelmaß.

Hamburg – Hogwarts Legacy ist der erste große Gaming-Riesenhit 2023. Das Spiel aus dem „Harry Potter“-Universum begeistert trotz Kontroverse die Fans. Ich verstehe nicht ganz warum, denn hinter dem Fanservice, den Hogwarts Legacy betreibt, verbirgt sich ein Gerüst aus veralteten Gameplay-Mechaniken und einer eintönigen Welt.

Titel des SpielsHogwarts Legacy
Datum der Erstveröffentlichung10. Februar 2023
EntwicklerAvalanche
SerieHarry Potter
HerausgeberPortkey Games, Warner Bros. Games
PlattformenPC, PS5, PS4, Xbox Series X, Xbox One, Nintendo Switch
GenreOpen World, Action-Adventure

Hogwarts Legacy: Story in schwarz-weiß – die Moral von der Geschicht‘, sei kein Bösewicht

Die Story ist eintönig: In Hogwarts Legacy erlebe ich die Geschichte als Neuling auf der Schule für Hexerei und Zauberei. Ich starte in der 5. Klasse – warum, wird nie richtig erklärt. Für den weiteren Verlauf ist das auch nur mittelmäßig wichtig. Statt einer Erklärung werde ich nämlich von Minute 1 an zum Helferlein eines Professors, der einen Kobold-Aufstand niederschlagen möchte, von dem niemand weiß, dass er existiert.

Warum ist Hogwarts Legacy kontrovers?

Hogwarts Legacy löste eine Boykott-Debatte aus. Zum einen ging es dabei um die transfeindliche Autorin J.K. Rowling. Zum anderen steht das Werk „Harry Potter“ selbst in der Kritik. Zu den Kritikpunkten zählt auch die Darstellung der Kobolde, die sehr dicht an antisemitischen Karikaturen ist.

In Anbetracht der Kontroverse um die Darstellung der Kobolde in Harry Potter hatte ich im Vorfeld darauf gehofft, dass mir das Spiel wenigstens ein paar Grauzonen präsentiert. Ich hatte gehofft, dass es wenigstens die Möglichkeit gibt, die Motivation der Antagonisten zu verstehen. Fehlanzeige. Wie schon in den Büchern gibt es auch in Hogwarts Legacy nur strikt getrenntes Gut oder Böse. Dazwischen ist kein Interpretationsspielraum, höchstens Belanglosigkeit.

Das zieht sich auch durch den Rest der Geschichte hindurch. Die Handlung ist von der ersten Sekunde an vorhersehbar und eintönig. Es gibt keine überraschenden Wendungen oder Momente, die zum Nachdenken anregen. Hogwarts Legacy lässt mich nichtmal Voldemort werden.

Am ehesten lässt sich das mit den Geschichten in Pokémon vergleichen. Böse Leute machen böse Sachen, um die Welt zu regieren und ich muss mit der Kraft der Freundschaft und Liebe zum gefeierten Helden ohne Ecken und Kanten werden. Mir fehlen die Reibungspunkte, die ein God of War Ragnarök so gut schafft.

Hogwarts Legacy: Kobolde sind im Spiel so eindimensional wie die Geschichte selbst

Die einzige Ausnahme sind die beste Quest in Hogwarts Legacy (diesen Abschnitt dürfen aber nicht alle spielen) und die Nebenquest mit Sebastian Sallow. Hier werden mir endlich moralische Entscheidungen und spielerische Abwechslung zugetraut. Hier kann ich mich auch als Spieler ernst genommen fühlen.

Hogwarts Legacy: Überladene Welt – mehr Krempel als im Raum der Wünsche

Die Welt ist überladen mit Krempel: So leer die Geschichte in Hogwarts Legacy ist, so überladen ist die Spielwelt. Für das Zauber-Abenteuer hat sich Entwickler Avalanche prompt die Ubisoft-Formel für Open-World-Spiele vorgenommen – Spielzeit statt Spielspaß. Dabei sind auch kurze Spiele das Geld wert.

Das Schloss, Hogsmeade und den Verbotenen Wald klammere ich hier aus, dazu komme ich später. Der Rest der Welt ist vollgestopft mit kleinen Nebenaufgaben, die nicht mehr sind als öde Beschäftigungstherapie. Die Karte ist überfüllt mit hunderten Herausforderungen, die sich eigentlich nicht so nennen dürften.

Hogwarts Legacy: Alles, was man im Spiel findet ist Plunder – es soll nur stylisch aussehen

Jede „Herausforderung“ ist in weniger als fünf Minuten abgefrühstückt und trägt nichts zum Spiel oder der Geschichte bei. Das höchste der Gefühle sind kosmetische Gegenstände, mit denen ich meinen Charakter verschönern kann oder ein paar Plätze im viel zu kleinen Inventar. Davon abgesehen ist die Spielwelt komplett leere Kulisse.

Alles sieht gleich aus – grünbraune Einöde mit einigen Dörfern, bestehend aus Holzhütten. Das einzige, was ich hier finden kann, sind Ausrüstungsgegenstände, die spätestens dann nutzlos sind, wenn ich die nächste Kiste geöffnet und etwas Besseres gefunden habe. Auch hier geht es wieder nur um das Aussehen. Belohnend ist das nicht. Das ist einer der 5 größten Fehler in Hogwarts Legacy.

Hogwarts Legacy: Das Schloss verzaubert – aber nur ein bisschen

Hogwarts ist schön, aber … Hogwarts als Schloss, Hogsmeade und der Verbotene Wald sind deutlich besser umgesetzt als der Rest der Spielwelt. Das Schulgebäude hätte aber so viel mehr sein können. Die Bücher sind voll von Erzählungen über Geheimgänge und versteckte Geheimnisse. Wo sind die im Spiel?

Mit wenigen Ausnahmen präsentiert mir das Schloss in Hogwarts Legacy alles auf dem Silbertablett. Dabei bietet sich kaum eine andere Spielwelt besser für ein Metroidvania-Prinzip als Hogwarts. Die wenigen Geheimnisse von Hogwarts zeigen, wie man es hätte machen können. Es müsste nur mehr sein.

Was ist Metroidvania?

Metroidvania ist ein Genre. Der Begriff setzt sich aus den Spielereihen Metroid und Castlevania zusammen. Das Genre bezeichnet Games mit einer großen zusammenhängenden Spielwelt, die Spieler ohne Zielvorgabe erkunden können. Durch Fähigkeiten oder Gegenstände, die man mit zunehmendem Fortschritt erhält, kann man dann Areale erkunden, die vorher verschlossen waren. Ein aktuelleres Beispiel dafür ist Hollow Knight.

Stattdessen wird mir ein Fanservice-Inhalt nach dem nächsten um die Ohren gehauen. Die Verwandtschaft des halben „Harry Potter“-Casts rennt irgendwo durch das Spiel, nimmt aber kaum bis gar nicht an der Geschichte teil. Klar ist es schön, bekannte Namen zu hören oder bekannte Orte besuchen zu dürfen, aber das macht noch lange kein gutes Spiel.

Hogwarts Legacy: Nox – wenn nichts blendet, bleibt nur Mittelmaß

Das macht schon irgendwie Spaß: Hogwarts Legacy ist kein schlechtes Spiel. In einigen Momenten macht das Game durchaus Spaß. Auf dem Besen oder einem Hippogreif über die Ländereien zu fliegen zählt zu den schönsten Beschäftigungen im Spiel. Auch das Kampfsystem fühlt sich fantastisch an, wenn man es einmal verstanden hat.

Hogwarts Legacy: Das Schloss ist hübsch, hat aber viel mehr Potenzial

Die platte Geschichte, das wenig belohnende Erkunden der Spielwelt und die verpassten Chancen im Design des Schlosses werden dadurch aber auch nicht ausgeglichen. Hogwarts Legacy hat seine Momente, über Mittelmaß kommt es trotzdem nicht hinaus. Da kann auch der Fanservice nicht drüber hinweg blenden.

Rubriklistenbild: © Warner Bros. (Montage)

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