Wie viel Geld braucht ein Mensch zum Leben: Fallen Sie unter das Existenzminimum?
Das Dach über dem Kopf, Kleidung, Verpflegung und die medizinische Versorgung – all das gehört zum Existenzminimum. Doch was bedeutet das in Zahlen und kann man wirklich davon leben?
Die letzten Jahre waren schwierig. Erst die Corona-Pandemie, dann Ukraine-Krieg und Energiekrise. Die Konsequenzen spürte letztlich jeder von uns beim Einkauf oder dem Bezahlen von Rechnungen. Einige Menschen spürten – und spüren noch immer – die Preisanstiege aber besonders heftig, darunter auch Empfänger von Grundsicherung und Hartz IV (jetzt Bürgergeld). Sie sind teilweise in ihrer Kaufkraft unter das Existenzminimum gerutscht, wie eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zeigt. Aber was ist das eigentlich?

Definition: Was ist das Existenzminimum?
Das Existenzminimum, auch Notbedarf genannt, ist der festgesetzter Geldbetrag, den ein Mensch benötigt, um seinen grundlegendsten Lebensunterhalt zu bestreiten. Von der Bundesregierung wird alle zwei Jahre ein aktueller Existenzminimum-Bericht bereitgestellt. So sollen auch die aktuellen Preisentwicklungen in die Berechnungen mit einfließen können. Der aktuelle Bericht ist für die Jahre 2023 und 2024.
Um es zu berechnen, bedient man sich den sozialhilferechtlichen Regelsätzen. Diese setzen sich zusammen aus:
- Regelbedarf (z.B. Verpflegung, Hausrat, Körperpflege/Hygiene)
- Bildungs- und Teilhabeleistungen für Kinder (z.B. Mitgliedschaften in Musik- oder Sportvereinen, Schulbedarf)
- Kosten für Unterkunft
- Kosten für Wasser und Heizung
Nicht in die Berechnung fließen Dinge wie beispielsweise Zigaretten und Alkohol, Kraftstoffe oder Kosten für Glücksspiel.
Existenzminimum – was bedeutet das in Zahlen?
Laut Bundesfinanzministerium basieren die sozialhilferechtlichen Regelsätze auf bundesdurchschnittlichen Regelbedarfsstufen, die sich aus der bundesweiten Auswertung der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) ergeben. Dabei gilt die Bedarfsstufe 1 für Alleinstehende und Stufe 2 für je einen Erwachsenen innerhalb eines Paares. Für Kinder gelten ähnliche Grundsätze wie bei den Erwachsenen. In Zahlen sieht das Existenzminimum wie folgt aus (Beträge auf ein Jahr gerechnet):
Alleinstehende | Ehepaare | Kinder | |
---|---|---|---|
Jahr | 2023/2024 | 2024 | 2023/2024 |
Regelsatz | 6.024/6.444 Euro | 11.592 Euro | 4.248/4.548 Euro |
Bildung und Teilhabe | -/- | - | 336/336 Euro |
Kosten der Unterkunft | 3.828/3.924 Euro | 5.892 Euro | 1.152/1.188 Euro |
Heizkosten | 1.056/1.104 Euro | 1.500 Euro | 288/312 Euro |
Existenzminimum | 10.908/11.472 Euro | 18.984 Euro | 6.024/6.384 Euro |
---|---|---|---|
steuerlicher Freibetrag | 10.347/10.347 Euro | 20.347 Euro | 5.460/5.460 Euro |
Quelle: Bundesfinanzministerium, Existenzminimum-Bericht 2023/24
Basis für die Berechnung des Existenzminimums ist das Bürgergeld (ehemals Hartz IV/Arbeitslosengeld II). Ein Rechner zeigt hier den individuellen Anspruch auf diese Leistung.
Rentner: Was bedeutet das Existenzminimum für Ruheständler?
Im Jahr 2023 liegt der Minimalbetrag an nötiger Rente bei 446 Euro zuzüglich Kosten für die Unterkunft. Wer im Ruhestand weniger Einkünfte bezieht, ist für die Grundsicherung berechtigt. Dabei werden zum Beispiel hinzuverdientes Einkommen oder Vermögen angerechnet. Wessen Monatseinkommen unter 924 Euro liegt, sollte laut der Deutschen Rentenversicherung prüfen, ob ein Anspruch auf Grundsicherung oder andere Zuschüsse besteht.
Anhand des eigenen Vermögens lässt sich übrigens auch herausfinden, ob man arm oder reich ist oder doch zur Mitte gehört.
Zuschüsse sind möglich – ein Beispiel für Alleinerziehende
Besonders häufig am Existenzminimum leben Alleinerziehende. Für sie gibt es aber einige finanzielle Leistungen, die diesen Punkt beheben sollen. Wer sich in so einer Situation befindet, sollte prüfen, ob ein Anrecht auf folgende Dinge besteht:
- Kindergeld/Kinderfreibetrag/Kinderzuschlag
- Wohngeld
- Elterngeld
- Betreuungsunterhalt
- Unterhaltsvorschuss
Dazu kommen in vielen Fällen auch noch der Unterhalt vom anderen Elternteil für das gemeinsame Kind oder der Geschiedenen-Unterhalt. Hier gilt es, sich immer gründlich über die Möglichkeiten zu informieren und beraten zu lassen.
Für das Jahr 2023 gibt es laut Experten insgesamt einige Möglichkeiten, wie man finanziell entlastet werden kann.