Nase von Affenpocken-Patient beginnt zu faulen
Auch in Deutschland werden zunehmend Affenpocken-Fälle gemeldet. Medizinerinnen und Mediziner haben nun von einem besonders schweren Verlauf berichtet.
Bonn - Vor wenigen Wochen hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Affenpocken-Ausbruch in über 50 Ländern zu einer „Notlage von internationaler Tragweite“ erklärt. Kürzlich traten auch in der nordhessischen Region erste Affenpocken-Fälle auf – unter anderem im Landkreis Hersfeld-Rotenburg und im Landkreis Kassel.
Nun berichten Mediziner der Universitätsklinik Bonn in der Fachzeitschrift Infection von einem besonders schweren Verlauf. Demnach besuchte ein Patient seinen Hautarzt – wegen eines roten Fleckes auf der Nasenspitze. Der Arzt habe bei dem 40-Jährigen zunächst einen Sonnenbrand diagnostiziert. Doch nach drei Tage habe sich die Nase schwarz verfärbt und begann zu faulen. Daraufhin begab sich der Deutsche in ein Krankenhaus, schreiben die Mediziner. Dort hätten Ärzte eine überraschende Diagnose gestellt.
Affenpocken-Patien leidet an Syphilis und einer HIV-Infektion
Zunächst habe ein PCR-Test eine Affenpocken-Infektion bestätigt. Weitere Untersuchungen ergaben eine länger andauernde Syphilis und eine fortgeschrittene HIV-Infektion. Den Angaben zufolge hatte sich der Mann noch nie auf Geschlechtskrankheiten testen lassen. Wegen der Mehrfachbelastung sei das Immunsystem enorm geschwächt gewesen. So konnte sich die Nekrose auf seiner Nase entwickeln, schreiben die Mediziner.

„Die meisten Fälle von Affenpocken-Infektionen wurden bisher als mild gemeldet, und eine kontrollierte HIV-Infektion scheint kein Risikofaktor für schwere Verläufe zu sein“, so die Mediziner. „Dieser Fall veranschaulicht jedoch die potenzielle Schwere einer Affenpocken-Infektion im Rahmen einer schweren Immunsuppression und einer unbehandelten HIV-Infektion.“
Die Ärzte hätten dem Affenpocken-Patienten das Medikament Tecovirimat verschrieben. Zudem erhielt er ein Antibiotikum gegen die Syphilis und eine antiretrovirale Therapie, um die HI-Viren in seinem Körper einzudämmen, heißt es in dem Artikel. Die Maßnahmen zeigten Wirkung. Die Affenpocken-Pusteln auf der Haut trockneten aus und die Schwellungen an der Nase gingen zurück. Weitere Informationen zum Genesungsverlauf des Mannes teilten die Ärzte nicht mit. (Jan Wendt)