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Medikamente gegen Bluthochdruck: Empfehlungen und Tipps von Uni-Chefarzt Prof. Martin Halle

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Von: Andreas Beez

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Prof. Halle sitzt an seinem Schreibtisch im Büro im Uptowntower in Moosach
Der Kardiologe und Präventionsmediziner Professor Martin Halle von der TU München ist unter anderem auf die Behandlung von Bluthochdruck spezialisiert. © Beres Fotrografie

Medikamente gegen Bluthochdruck schützen vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Uni-Chefarzt Prof. Martin Halle erklärt, wie die Tabletten wirken, und gibt wertvolle Tipps.

Im Kampf gegen Bluthochdruck – einer der schlimmsten Risikofaktoren für Herzinfarkte, Schlaganfälle und schwere Nierenschäden – spielen Medikamente eine Schlüsselrolle. Experten schätzen, dass die etwa 20 Millionen Hypertoniepatienten in Deutschland jedes Jahr über 15 Milliarden Tabletten schlucken. „Mit einer klugen Behandlungsstrategie aus Medikamenten und Lebensstilveränderungen lässt sich der Blutdruck sogar von sehr hohen Werten in den Normalbereich drücken“, betont Professor Martin Halle. Der Kardiologe und Münchner Präventionsmediziner ist unter anderem auf die Behandlung von Bluthochdruck spezialisiert und hat dazu viele Nutzwert-Tipps für den Alltag auf Lager.

Die wichtigsten Blutdruck-Senker im Überblick

MedikamentengruppeHandelsnamenWirkung
Betablockerz. B. Metoprolol, Bisoprolol„Sie schränken die Pumpfunktion des Herzens etwas ein, der Blutdruck wird dadurch reduziert“, erläutert Prof. Martin Halle. Zudem schützen Betablocker das Herz vor der Wirkung von Stresshormonen. Der Nachteil dieser Mittel: „Betablocker machen oft etwas müde. Sie können Potenzstörungen verursachen, und mitunter tun sich die Patienten schwer, Gewicht abzunehmen.“
ACE-Hemmer und AT1-Blockerz. B. Ramipril, Lisinopril bzw. Losartan, Valsartan, Candesartan„Vereinfacht erklärt, werden durch diese Medikamente Faktoren blockiert, die die Gefäße verengen. Im Umkehrschluss bleiben die Gefäße weit, und der Blutdruck fällt“, berichtet Halle. „Diese Mittel sind heutzutage erste Wahl, weil sie kaum größere Nebenwirkungen haben. Sartane lösen mitunter einen Hustenreiz aus.“
Kalziumantagonistenz. B. Amlodipin, Verapamil, NitrendipinSie wirken auch gefäßerweiternd, aber auf andere Art. „Kalzium spielt eine wichtige Rolle bei der Muskelanspannung. Durch die Medikamente wird der Einschuss von Kalzium in die Arterienwände blockiert und damit die Spannung der Gefäßwände reduziert“, verdeutlicht der Kardiologe und Präventivmediziner. Allerdings können Kalziumantagonisten Ödeme verursachen. Dabei sammelt sich Wasser im Körper an, in der Regel in den Beinen.
Diuretikaz. B. HCT oder IndapamidSie werden im Volksmund Wassertabletten genannt, weil sie die Ausscheidung von Salz und Wasser ankurbeln. Allerdings muss man in Kauf nehmen, dass man öfter zur Toilette geht. „Diuretika können mitunter auch eine Vergrößerung der Prostata bewirken und die Entwicklung von Diabetes beschleunigen“, weiß Halle.

Faustregel: Jedes einzelne Mittel senkt den Blutdruck um fünf bis zehn mmHg

Es gibt verschiedene Arten von Blutdrucksenkern. In der Regel werden zwei oder drei Medikamente kombiniert. Als Faustregel gilt: Jedes einzelne Mittel senkt den Blutdruck um etwa fünf bis zehn mmHg – das bedeutet Millimeter Quecksilbersäule und ist die traditionelle Maßeinheit für die Blutdruckmessung.

So wirken die Bluthochdruck-Tabletten im Körper

Der Blutdruck wird von zwei Faktoren beeinflusst: einerseits vom Blutvolumen – je größer es ist, desto höher der Druck auf die Gefäßwände. Andererseits vom Zustand der Gefäßwände – wenn sie an Elastizität verlieren, steif und spröde werden, dann steigt der Druck ebenso. „An diesen beiden Stellschrauben setzen die gängigen Bluthochdruckmittel an“, erklärt Prof. Martin Halle, Ärztlicher Direktor Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie der TU München.

Die Behandlungsstrategie der Ärzte gegen Bluthochdruck

Die medikamentöse Therapie hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Während die Ärzte früher oft zunächst nur ein Mittel verordneten, werden heutzutage meist gleich zwei oder drei Präparate miteinander kombiniert – alle in möglichst niedriger Dosierung. „Das ist viel effektiver, als nur ein Mittel in Maximaldosis zu verschreiben – unter anderem deshalb, weil sich die Wirkung der einzelnen Mittel in Kombination vervielfacht, weiß Halle.

Die häufigsten Tabletten-Kombinationen gegen Bluthochdruck

Professor Martin Halle joggt die Treppe hoch
Immer in Bewegung: der Präventionsmediziner Professor Martin Halle von der TU München. Wer sich regelmäßig bewegt, stärkt sein Herz-Kreislauf-System und hält seine Blutdruckwerte besser im Griff. © NICKI SCHAEFER

Als klassischer Einstieg in die Bluthochdrucktherapie gilt die Kombi aus ACE-Hemmern und Kalzium-Antagonisten. Sie haben Betablocker und Diuretika den Rang abgelaufen, weil sie weniger Nebenwirkungen auslösen. Häufig werden zu ACE-Hemmern und AT1- Blockern noch Diuretika ergänzt. „Mit solchen Dreierkombis kann man viel bewirken. Sie ermöglichen es beispielsweise, die Messwerte von 170/100 mmHg auf 130/80 zu drücken“, berichtet Halle. „Wenn man sich dann noch mehr bewegt und weniger Salz und weniger Alkohol zu sich nimmt, dann sind durchaus wieder Blutdruckwerte im Normalbereich von 120/80 mm Hg drin. Wer den gesünderen Lebensstil wirklich durchzieht, kann in vielen Fällen nach ein, zwei Jahren die Medikamentendosis verringern, manchmal sogar nach Gewichtsabnahme und regelmäßiger, täglicher Bewegung ganz darauf verzichten.“

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