Corona während der Schwangerschaft: Erhöhtes Risiko von Totgeburten?

Scheinbar erhöht eine Corona-Infektion das Komplikationsrisiko einer Schwangerschaft. Eine britische Studie liefert dazu neue Erkenntnisse und Zahlen.
Kassel – Einer Studie zufolge könnte eine Corona-Infektion bei Schwangeren mit einem erhöhten Risiko einer Totgeburt einhergehen, wenn auch auf relativ niedrigem Niveau. Dies zeigen Ergebnisse von britischen Forschenden, die in der medizinischen Fachzeitschrift American Journal of Obstetrics and Gynecology veröffentlicht worden sind.
Dafür wurden in England 340.000 schwangere Frauen zwischen Mai 2020 und Januar 2021 untersucht. Von diesen Frauen wurden 3527 positiv auf Corona getestet. Davon erlitten 30 eine Totgeburt – verloren ihr Baby also mindestens 24 Wochen nach Beginn der Schwangerschaft.
Risiko während der Schwangerschaft: Corona-Infizierte hatten häufiger Tot- und Frühgeburten
Die Wissenschaftler ermittelten einen Schnitt von 8,5 je 1000 Frauen. Dieser liegt damit deutlich über dem Schnitt von 3,4 je 1000 Frauen bei negativ auf das Coronavirus getesteten Schwangeren. Darüber hinaus ergab die Studie, dass auch Frühgeburten häufiger bei mit Corona-Infizierten vorkamen. Diese erfolgten bei 12 Prozent der untersuchten Frauen, bei negativ Getesteten hingegen nur bei 5,8 Prozent.
Betont wird von den Forschern jedoch, dass das Risiko für Tot- oder Frühgeburten weiterhin sehr gering sei. Es sei allerdings wichtig, dass mögliche Gefahren bekannt sind und diese bei einer Schwangerschaft bedacht werden.
Corona-Infektion während der Schwangerschaft: Israelisches Gesundheitsministerium empfiehlt Impfung
Abgesehen von der Studie lassen auch zwei Fälle aus Israel vermuten, dass zwischen Corona-Infektionen und Totgeburten ein Zusammenhang bestehen könnte. So spürte eine 26-jährige Frau, die bereits in der 36. Woche schwanger war, plötzlich keine Bewegungen ihres Kindes mehr. Die nicht geimpfte Frau hatte zuvor milde Covid-19-Symptome verspürt, berichtet die Jerusalem Post unter Berufung auf das behandelnde Krankenhaus. Ein nachträglicher Test bestätigte eine Infektion.
Zudem berichteten israelische Medien im Frühjahr, dass eine 29-Jährige ihr Baby in der 25. Schwangerschaftswoche verlor. Auch hier konnte eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen werden. Inzwischen geht man in diesem Fall fest davon aus, dass ein Zusammenhang besteht: „Der Fötus wurde durch die Plazenta infiziert und wir können heute mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass dies zum Tod führte“, erklärt Dr. Tal Brosh, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten im Assuta-Krankenhaus in Aschdod.
Die zwei Fälle und die Studie zeigen, dass Corona-Infektionen während einer Schwangerschaft fatale Folgen haben können. Dementsprechend hat das israelische Gesundheitsministerium bereits im März Konsequenzen gezogen und rät schwangeren Frauen daher dringend zu einer Covid-Impfung. (Nail Akkoyun mit dpa)