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Coronavirus-Ansteckung auf dem Fahrrad? So groß ist die Gefahr wirklich - Fachmann fordert mehr Abstand

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Von: Juliane Gutmann

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Auch auf dem Fahrrad gilt die derzeitige Abstandsregel von mindestens 1,5 Metern zu anderen. Doch ein Wissenschaftler aus Belgien ist da anderer Meinung.
Auch auf dem Fahrrad gilt die derzeitige Abstandsregel von mindestens 1,5 Metern zu anderen. Doch ein Wissenschaftler aus Belgien ist da anderer Meinung. © picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Die These eines belgischen Professors sorgt für Verunsicherung: Radfahren soll das Risiko, sich mit Covid-19 anzustecken, immens erhöhen. Virologen haben eine eindeutige Botschaft.

Das Robert Koch-Institut (RKI) als Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten meldet, dass der Hauptübertragungsweg von Coronaviren primär die Tröpfcheninfektion* ist, also wenn die Viren etwa durch Husten eines Infizierten in die Luft gelangen, von dort auf die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase anderer Personen treffen und so in den Körper eindringen*. Um diesen Infektionsweg so gut wie möglich zu vermeiden, gelten in Deutschland seit Ende März 2020 strenge Ausgangsbeschränkungen und Abstandsregeln, die mindestens 1,5 Meter Distanz zu anderen vorsehen. Bewegung an der frischen Luft ist weiterhin ohne Probleme möglich - in Bayern allerdings nur alleine oder im Familienverbund. 

Laufen Jogger oder fahren Radfahrer schwer atmend im Park oder im Wald an einem vorbei, kommt allerdings bei so manchem die Frage auf, wie gut ein Schutz durch 1,5 Meter Sicherheitsabstand überhaupt sein kann. Professor Blocken hat sich mit dieser Frage befasst - mit überraschendem Ergebnis. 

Coronavirus-Ansteckung verhindern: Professor fordert Sicherheitsabstand von 20 Metern zu Radfahrern

Bert Blocken, Professor für Gebäudephysik und Aerodynamik an der niederländischen University of Technology Eindhoven, untersuchte das Verhalten kleinster Mikrotröpfchen, die Läufer und Radfahrer ausatmen. Sein Ergebnis: Je nachdem wie schnell man läuft oder fährt, verbreiten sich diese in einem großen Umkreis. Der Aerodynamik-Experte schlussfolgerte, dass eine Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus beim schnellen Radfahren auch noch zehn Meter hinter einem vorausfahrenden Radfahrer gegeben sei, wie das Rennrad-Magazin Tour informierte. Ein Sicherheitsabstand von 20 Metern sei deshalb in seinen Augen empfehlenswert. 

Viele Wissenschaftler halten dagegen, dass Blockens Theorie in der Praxis hinkt. Juliane Pfeiffer als Pressesprecherin der Gesellschaft für Virologie sagt im Tour-Interview: "Aus virologischer Sicht muss man darauf hinweisen, dass wir aktuell nicht wissen, ob und wie häufig Covid-19 über die Luft - also über kleinste Tröpfchenkerne, genannt Aerosole, die vom Infizierten aus- und einem anderen eingeatmet werden - übertragen wird. Dieser Infektionsweg durch Einatmen ist nicht auszuschließen, jedoch ist der hauptsächliche Übertragungsweg nach jetzigem Stand immer noch die Tröpfcheninfektion, bei der also beim Husten und Niesen Tröpfchen entstehen und beim Gegenüber über die Schleimhäute (Nase, Mund, Auge) aufgenommen werden. Hinzu kommt: Im Freien – also beim Laufen, Joggen, Fahrradfahren an der frischen Luft – herrschen Bedingungen, die eine Übertragung eher erschweren: Die (ausgehustete oder ggf. ausgeatmete) Viruslast* wird in der Luft rasch verdünnt und es herrscht meist ein gewisser Wind, wodurch die winzigen infektiösen Partikel rasch verweht werden. Insofern halten wir das Risiko beim Joggen, Fahrrad fahren, Überholen mit dem Fahrrad für überschaubar, sofern die aktuell empfohlenen sozialen Distanzregeln – also Abstand von mindestens 1,5 bis 2 Metern zu anderen halten und kein Sport in Gruppen - eingehalten werden."

Mehr Quellen: www.rki.de

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jg

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