Superfood Cranberrys: Studie zeigt Auswirkung auf Herz, Darm und Gehirn

Viele Menschen schwören auf die heilende Wirkung von Cranberrys. Nun gibt eine Studie Hinweise darauf, dass sich die Früchte positiv auf das Gehirn auswirken.
Norwich – Vor allem als Wundermittel gegen Blasenentzündungen hat sich die Cranberry in der Homöopathie einen Namen gemacht: Wer bei leichten Anzeichen einer Harnwegsinfektion nicht gleich zu Antibiotika greifen möchte, versucht die Symptome zunächst mit viel Wasser und Cranberry-Saft oder -Kapseln zu bekämpfen.
Und tatsächlich: Eine im März 2022 veröffentlichte Bewertung durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) zeigt, dass Cranberry-Präparate als pflanzliches Arzneimittel häufig wiederkehrende Blasenentzündungen verhindern können. Das ist aber längst nicht alles, was die Cranberry für unsere Gesundheit tun kann.
Forschende am King‘s College in London stellten in einer Studie fest, dass der tägliche Konsum von Cranberry-Pulver die Herz-Kreislauf- und Gefäßfunktionen bei erwachsenen Männern deutlich verbessert. Die Studienergebnisse wurden im März 2022 im englischsprachigen Fachblatt Food & Function veröffentlicht. Nach der positiven Wirkung auf Herz und Nieren haben Expertinnen und Experten in Großbritannien jetzt auch den Zusammenhang zwischen dem „Superfood“ Cranberry und der kognitiven Leistung untersucht.
Gesundheits-Studie: Cranberry-Studie untersucht Auswirkungen auf das Gehirn und kognitive Leistung
Die Fachleute der University of East Anglia haben in ihrer Studie überprüft, wie sich der Konsum von Cranberrys auf die kognitiven und neuronalen Funktionen bei älteren Erwachsenen auswirkt. Veröffentlicht haben sie ihre Ergebnisse im Fachblatt Frosters in Nutrition. Eine der größten Ängste der Menschen ist es schließlich, im Alter einen entscheidenden Teil der kognitiven Fähigkeiten einzubüßen, möglicherweise sogar an Demenz zu erkranken und schließlich Dinge zu vergessen, die Ihnen viel bedeuten.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nehmen an, dass unter anderem die Ernährung ein Faktor ist, den jede und jeder einzelne beeinflussen kann, um sich vor diesem Prozess zu schützen, beziehungsweise diesen zu verlangsamen. Bestimmte Nahrungsbestandteile und insbesondere (poly)phenolreiche Früchte wie Beeren sind zunehmend für ihren Schutz vor altersbedingter Neurodegeneration bekannt.
In der Studie wurden insgesamt 60 Probandinnen und Probanden im Alter zwischen 50 und 80 Jahren, die keinerlei kognitive Erkrankungen aufwiesen, in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Fachleute analysierten den Cranberry-Verzehr über einen Zeitraum von zwölf Wochen auf die Gehirnfunktion und den Cholesterinspiegel. Während eine Testgruppe täglich gefriergetrocknetes Cranberry-Pulver einnahm, das der Menge von etwa 100 Gramm frischen Cranberrys entsprach, konsumierte die Kontrollgruppe lediglich ein Placebo. Vor und nach dem Beobachtungszeitraum wurden die Teilnehmenden kognitiven Tests unterzogen, anschließend mussten sie jeweils eine Blutprobe abgeben.
Gesundheits-Studie: Cranberrys in der täglichen Ernährung stärken Herz, Darm und Gehirn
Das Ergebnis der Studie ist erfreulich: Die Aufnahme von Cranberrys in die tägliche Ernährung kann neben positiven Auswirkungen auf das Herz und die Darmflora auch das Gedächtnis sowie die kognitive Gesamtleistung verbessern. Neben Vorteilen für neuronale Funktionen und die Blutzufuhr zum Gehirn, die sogenannte Hirnperfusion, wurde das ungesunde LDL- oder „schlechte“ Cholesterin reduziert.
Damit bildet die Studie eine entscheidende Grundlage für künftige Studien. So könnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jetzt die Wirksamkeit von Cranberrys im Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen erforschen. Und: Deren Möglichkeiten zur Vorbeugung neurodegenerativer Erkrankungen wie Demenz.
„Die signifikante Abnahme von LDL- oder ‚schlechtem‘ Cholesterin, das zur Arteriosklerose beiträgt – einer Verdickung oder Verhärtung der Arterien, die durch eine Ansammlung von Plaque in einer Arterie verursacht wird – unterstützt die Annahme, dass Cranberrys die Gefäßgesundheit fördern und zur Verbesserung der Gehirndurchblutung und Kognition beitragen können. Die Ergebnisse dieser Studie sind sehr ermutigend – insbesondere wenn man bedenkt, dass eine relativ kurze Cranberry-Einnahme zu signifikanten Verbesserungen des Gedächtnisses und der neuralen Funktion geführt hat“, erklärt der leitende Forscher Dr. David Vauzour von der medizinischen Fakultät der UEA in Norwich, Großbritannien.
Cranberrys ein Superfood? Schon frühere Analysen zeigten gesundheitliche Vorteile
Jene Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die das Cranberry-Pulver konsumierten, hätten eine signifikant verbesserte Leistung des episodischen Gedächtnisses aufgewiesen, „in Kombination mit einer verbesserten Zirkulation von essenziellen Nährstoffen wie Sauerstoff und Glukose zu wichtigen Teilen des Gehirns, die die Kognition unterstützen – insbesondere die Gedächtniskonsolidierung und den Abruf“, berichtete Dr. Vauzour in einer Pressemitteilung.
Wie der Studienautor erklärte, hatten bereits frühere Analysen gezeigt, dass Flavonoide (Pflanzenstoffe) in der Nahrung mit einem langsameren Abbau von kognitiven Leistungen in Verbindung stehen. Auch in Beeren enthaltene Anthocyane und Proanthocyanidine, die ihnen die rote oder lila Farbe verleihen, können das Gedächtnis verbessern. Zudem haben Cranberrys antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. (tk/iwe)