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Ihr Sohn starb früh an Darmkrebs: Wie Christa Maar die Politik aufrüttelte, um Leben zu retten

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Von: Susanne Sasse

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Christa Maar starb 2022 mit 83 Jahren. Dank ihrem Engagement ist die Darmkrebsvorsorge nun auch für Jüngere Teil der Regelvorsorge. Ihr Sohn starb mit 33 an Krebs..
Christa Maar starb 2022 mit 83 Jahren. Dank ihrem Engagement ist die Darmkrebsvorsorge nun auch für Jüngere Teil der Regelvorsorge. Ihr Sohn starb mit 33 an Krebs.. © unbekannt

Was Christa Maar durchmachte, ist das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann: Sie musste ihren Sohn Felix im Jahr 2001 in den Tod begleiten. Hätte man den Tumor im Darm des 33-Jährigen rechtzeitig entdeckt, könnte er noch leben. Dank Christa Maar und ihrem Exmann, dem Verleger Hubert Burda, steht künftig Darmkrebsvorsorge auch für Jüngere auf dem Plan.

Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebsart für Männer und Frauen. Jährlich erkranken rund 61 000 Menschen in Deutschland an Darmkrebs. Etwa zehn Prozent der jährlichen Neuerkrankungen betreffen Menschen vor dem 50. Lebensjahr. Dem Großteil dieser Fälle liegt ein familiäres oder erbliches Risiko zugrunde. „Es gibt aber auch immer mehr Krebsfälle bei jüngeren Patienten, das ist alarmierend“, sagt Prof. Hana Algül, Direktor der Krebszentrums CCC München der Technischen Universität München (TUM). Auch das Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ) beobachtet seit einigen Jahren diesen beunruhigenden Trend: Wissenschaftlern fällt besonders der Anstieg bei den 20- bis 29-Jährigen mit einer jährlichen Steigerungsrate von fast acht Prozent ins Auge.

Auch Felix Burda erkrankte aufgrund eines familiären Risikos bereits mit 31 an Darmkrebs. Er starb mit 33 Jahren. Sein Wunsch an seine Eltern Christa Maar und Hubert Burda war es, anderen Menschen sein Schicksal zu ersparen. Deshalb gründeten sie eine Stiftung mit seinem Namen. Seit der Gründung der Felix Burda Stiftung im Jahr 2001 steht das familiäre Risiko ganz oben auf der Agenda der Münchner Organisation. Die Stiftung engagiert sich seit 22 Jahren dafür, junge Erwachsene mit einem solchen Risiko – wie Felix damals – zu identifizieren und ihnen die rechtzeitige Vorsorge zu ermöglichen, um sie vor einer Darmkrebserkrankung zu bewahren.

Nun – nach dem Tod auch von Christa Maar am 4. November im Jahr 2022 – kann die Stiftung ihren größten Erfolg feiern: Auch junge Menschen unter 50, bei denen ein familiäres Darmkrebsrisiko gegeben ist, sollten schon ab 30 eine Darmkrebsvorsorgeuntersuchung angeboten bekommen. Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) hat am 23. Februar dieses Jahres beschlossen, zu empfehlen, dass dieses frühe Angebot der Krebsvorsorge allgemein angeboten wird, indem es in die Richtlinien zur Krebsfrüherkennung einfließt. So können sich künftig auch Personen zwischen 25 und 50 Jahren, bei denen ein familiär erhöhtes Risiko besteht, im Rahmen der Regelversorgung auf Darmkrebs hin untersuchen lassen.

Die Chronologie des Erfolgs: Als im Februar 2016 die Schwerpunkte der ersten Förderwelle des neu geschaffenen Innovationsfonds veröffentlicht wurden, initiierte Christa Maar ein Pilotprojekt, um die Situation von Familien mit erhöhtem Risiko für Darmkrebs nachhaltig zu verbessern. Unter dem Titel „FARKOR – Vorsorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom“ startete schließlich dieses Modellprojekt im Oktober 2017 in Bayern. Es wurde mit über 11 Millionen Euro vom Innovationsfonds gefördert und sammelte unter Leitung des Konsortialführers Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) bis 2021 Daten von bayerischen Ärzten und Krankenkassen. Im Juli 2022 wurden die Ergebnisse vorgestellt und der Abschlussbericht dem Innovationsausschuss des G-BA vorgelegt. Es gelang der Durchbruch!

FARKOR wird in die Regelversorgung überführt. Das familiäre Risiko bleibt damit nicht länger unentdeckt und die Menschen mit diesem erhöhten Risiko erhalten einen gesetzlichen Anspruch auf die lebensrettende Darmkrebsvorsorge. Christa Maar, die im November 2022 verstorbene Vorständin der Felix Burda Stiftung und Präsidentin des Netzwerk gegen Darmkrebs kann damit posthum noch einen weiteren Erfolg ihres jahrzehntelangen Engagements gegen Darmkrebs verzeichnen. „Bei meinem Sohn Felix wurde mit 31 Jahren Darmkrebs diagnostiziert. Er überlebte diese Diagnose nur zwei Jahre. Dieses Projekt hätte ihm das Leben retten können“, sagte Christa Maar im Rahmen einer Pressekonferenz 2019. „Hätte Felix von seinem familiären Risiko durch Erhebung der Familienanamnese in jungen Jahren beim Arzt erfahren und sich anschließend koloskopieren lassen, wären bereits vorhandene Krebsvorstufen erkannt und entfernt worden und das Entstehen einer tödlichen Krebserkrankung wäre wohl vermieden worden.“

FARKOR: Vorsorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom

FARKOR bedeutet ausgeschrieben: Vorsorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom. Das in Bayern durchgeführte Projekt zur Früherkennung von Darmkrebs auch bei Menschen unter 50 Jahren war erfolgreich. Jetzt soll das Screening im Rahmen der Regelversorgung deutschlandweit auch für Menschen unter 50 Jahren möglich sein, wenn eine familiäre Vorbelastung besteht.

Diese wurde bislang für diese Menschen nicht angeboten. Zur Früherkennung von Darmkrebs können gesetzlich Versicherte ab dem 50. Lebensjahr einen Test auf Blut im Stuhl (iFOBT) oder Männer eine Darmspiegelung und ab dem 55. Lebensjahr auch Frauen eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen. Das Projekt FARKOR ermittelte zudem, wie man jüngere Menschen mit einem familiär erhöhten Darmkrebsrisiko erkennt.

Mit FARKOR erreichte Christa Maar, dass auch junge Menschen wie ihr Sohn vor Darmkrebs bewahrt werden können. Die Einführung von FARKOR in die Regelversorgung ist ihr letztes großes Vermächtnis.

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