Demenz-Verlauf: Die sieben Stufen von Alzheimer – Erkrankung verschlimmert sich mit der Zeit
Alzheimer-Patienten durchlaufen während ihrer Erkrankung verschiedene Phasen. Dabei verschlimmert sich die Krankheit immer mehr.
Alzheimer ist die am häufigsten auftretende Demenz-Form. Daneben gibt es beispielsweise die vaskuläre Demenz, die am zweithäufigsten vorkommt und meist durch mehrere oder einen schweren Schlaganfall ausgelöst wird. Auch Parkinson-Demenz zählt zu den Demenzformen, unter der Parkinson-Patienten oftmals leiden. Allgemein erkranken immer mehr Menschen an der Nervenkrankheit: In Deutschland leben aktuell rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz. Bei einer Alzheimer-Demenz verschlimmert sich das Leiden mit der Zeit und verläuft in verschiedenen Phasen. Experten haben deshalb laut der Alzheimer‘s Association Stufen eingeführt. Diese beschreiben und erklären, wie sich die Fähigkeiten Betroffener von einer normalen Funktion durch das Fortschreiten der Krankheit verändern.
Demenz-Verlauf: Experten unterscheiden sieben Phasen einer Alzheimer-Erkrankung

Anhand der siebenstufigen Skala – die auf einem von Dr. Barry Reisberg, Klinik-Direktor der New York University School of Medicine‘s Silberstein Aging and Dementia Research Center, entwickeltem System beruht – wird ersichtlich, wie sich die Fähigkeiten betroffener Personen während des Krankheitsverlaufs verändern. Allerdings ist zu beachten, dass nicht jeder Patient die gleichen Symptome zeigt. Zudem verläuft Alzheimer bei jedem unterschiedlich schnell und die Symptome können stark variieren. Gleichzeitig ist es häufig schwierig, einen Erkrankten in eine bestimmte Stufe einzuordnen, da sich diese überlagern können. Dennoch können die folgenden sieben Phasen einen Überblick über die Erkrankung und ihre Auswirkungen geben.
1. Stufe: normale Funktion, keine Beeinträchtigung
Eine Person leidet nicht unter Gedächtnisproblemen. Auch ein Gespräch mit einem Arzt weist keinerlei Anzeichen oder Symptome einer Demenz-Erkrankung auf.
2. Stufe: Sehr leicht gemindertes Wahrnehmungsvermögen
In dieser Stufe können Personen den Eindruck haben, dass sie unter Gedächtnislücken leiden, Alltagsgegenstände verlegen oder ihnen bekannte Wörter entfallen und sie diese vergessen. Jedoch können bei einer ärztlichen Untersuchung oder von Familie und Freunden keine Symptome einer Demenz erkannt werden. Denn bei diesen Anzeichen kann es sich entweder um früheste Anzeichen für Alzheimer handeln, möglicherweise sind es aber auch normale, altersbedingte Veränderungen.
3. Stufe: Leicht gemindertes Wahrnehmungsvermögen
Erste Schwierigkeiten und Beschwerden werden in dieser Phase auch von Familie und Freunden bemerkt. Zudem können Mediziner während eines ausführlichen ärztlichen Gesprächs mit der Person möglicherweise Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten feststellen. Dazu gehören beispielsweise folgende Probleme:
- Probleme beim Namen-merken von Personen, die einem kürzlich vorgestellt wurden
- Vergessen von Inhalten, die gerade gelesen wurden
- Merkliche Schwierigkeiten bei der Wahl des richtigen Wortes oder von Namen
- Verlegen oder Verlust wertvoller Gegenstände
- Größere, erkennbare Probleme bei der Ausführung von Arbeiten und Tätigkeiten im sozialen Umfeld oder in der Arbeit
- Zunehmende Schwierigkeiten bei der Planung oder Organisation
Dieses frühe Stadium von Alzheimer kann bei einigen, jedoch nicht bei allen Personen, die diese Symptome aufweisen, diagnostiziert werden.
4. Stufe: Mäßig gemindertes Wahrnehmungsvermögen
Bei Stufe 4 handelt es sich um ein frühes oder leichtes Stadium von Alzheimer, in dem während eines ausführlichen und sorgfältigen Gesprächs mit dem Arzt eindeutige Symptome in mehreren Bereichen feststellbar sein sollten. Folgende Anzeichen sind typisch für diese Phase:
- Größere Schwierigkeiten bei der Durchführung komplexer Aufgaben (zum Beispiel Bezahlung von Rechnungen, Verwalten von Finanzen oder Planung eines Essens für Gäste)
- Schwierigkeiten und beeinträchtigte Fähigkeit, herausfordernde Rechenaufgaben im Kopf zu lösen (beispielsweise rückwärts zählen von 100 in 7er-Schritten)
- Vergessen kurz zurückliegender Ereignisse
- Vergesslichkeit bei der eigenen, persönlichen Vergangenheit
- Schlechte Stimmung und Zurückgezogenheit (besonders in mental und sozial herausfordernden Situationen)
5. Stufe: Mittelschwer gemindertes Wahrnehmungsvermögen
In dieser Stufe spricht man bereits von einer mäßigen oder mittleren Alzheimer-Erkrankung, die sich durch auffällige Gedächtnis- und Denklücken zeigt. Zudem benötigen Betroffene ab dieser Phase bereits erste Hilfestellungen bei alltäglichen Aktivitäten. Typische Anzeichen dieser Phase sind:
- Person ist nicht mehr in der Lage, sich beispielsweise an die eigene Telefonnummer oder Adresse zu erinnern
- Probleme bei der Orientierung: Betroffener ist verwirrt darüber, an welchem Ort er sich befindet oder welcher Tag heute ist
- Weniger anspruchsvolles Kopfrechnen bereitet Schwierigkeiten (z. B. rückwärts zählen von 40 in 4er-Schritten oder von 20 in 2er-Schritten)
- Betroffener benötigt Hilfe bei der jeweiligen Jahreszeit oder einem Anlass angemessenen Kleidung
- Dennoch kann sich Person immer noch an wichtige Details über sich und die Familie erinnern
- Unterstützung beim Gang auf die Toilette oder beim Essen ist noch nicht notwendig
6. Stufe: Schwerwiegend gemindertes Wahrnehmungsvermögen
In dieser Phase der Erkrankung liegt bereits eine mittelschwere oder mittlere Stufe von Alzheimer vor. Dabei verschlechtert sich das Gedächtnis weiterhin und Betroffene benötigen umfangreiche Hilfe bei täglichen Aktivitäten. Zudem kommt es zu Veränderungen der Persönlichkeit. Folgende klassischen Symptome treten in dieser Stufe auf:
- Person erinnert sich zwar noch an ihren eigenen Namen, hat jedoch Schwierigkeiten bei der Erinnerung an die persönliche Vergangenheit
- Betroffener kann zwar Vertraute von nicht vertrauten Gesichtern unterscheiden – sich an den Namen des Ehepartners oder Betreuers zu erinnern fällt jedoch schwer
- Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung der Umgebung und kurz zurückliegender Ereignisse
- Person benötigt Unterstützung beim Ankleiden; ohne Hilfestellung werden möglicherweise Fehler gemacht (z. B. Schuh am falschen Fuß oder Schlafanzug über Tageskleidung anziehen)
- Verändertes Schlafverhalten (z. B. Schlafen am Tag, Unruhe in der Nacht)
- Person hat zunehmend und häufiger Schwierigkeiten bei der Kontrolle der Blase und des Darms
- Benötigte Hilfestellung bei verschiedenen Schritten des Toilettengangs (z. B. Benutzung und Entsorgung von Toilettenpapier, Betätigung der Toilettenspülung)
- Betroffener erfährt wesentliche Veränderung des Charakters und Benehmens, mögliche Wahnvorstellungen und Misstrauen (z. B. gegenüber Betreuer) sowie zwanghafte, wiederholte Verhaltensweisen (z. B. Hände ringen oder Stoff zerreißen)
7. Stufe: Sehr schwerwiegend gemindertes Wahrnehmungsvermögen
Im fortgeschrittenen oder Spätstadium einer Alzheimer-Erkrankung verlieren Betroffene die Fähigkeit, eine Unterhaltung zu führen oder sich ihrer Umgebung mitzuteilen – auch wenn Worte und Sätze noch benutzt werden können. Zudem können sie Bewegungen nicht mehr kontrollieren. In der Endstufe sind Patienten auf eine umfangreiche Hilfe bei der täglichen Betreuung angewiesen, beispielsweise beim Essen oder beim Toilettengang. Gleichzeitig können weitere Fähigkeiten verloren gehen: Betroffene Personen können nicht mehr lächeln, sie können oftmals ohne Unterstützung nicht mehr sitzen oder den Kopf aufrecht halten. Auch wird das Schlucken beeinträchtigt, Muskeln werden starr und Reflexe abnormal.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteuren und Redakteurinnen leider nicht beantwortet werden.