„So etwas noch nie gesehen“: Warum sich manche Menschen nicht mit Corona infizieren
Wissenschaftler finden in einer Studie heraus, dass manche Menschen sich offenbar gar nicht mit dem Coronavirus anstecken können – Die Erkenntnisse im Überblick.
London – Seit sich das Coronavirus Sars-Cov-2 weltweit ausbreitet, laufen die Forschungen daran auf Hochtouren. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zahlreichen Ländern haben bereits Studien dazu publiziert. Die Fachmagazine greifen diese oftmals auf, so auch im Fall einer Untersuchung aus Großbritannien. Im Fachjournal Nature war bereits im November 2021 von einer Studie zu lesen, welche das Phänomen untersucht hat, dass bestimmte Menschen – trotz hohem Infektionsrisiko – sich nicht mit dem Coronavirus anstecken.
Dafür begutachteten die Forscher das Personal eines Krankenhauses. In einer Gruppe von insgesamt 58 Angestellten wurde das angesprochene Phänomen laut Angaben der Studienautoren festgestellt. Bemerkenswert dabei: Bei den Personen wurde über einen Zeitraum von vier Monaten weder ein positiver PCR-Test noch Antikörper im Blut festgestellt. Testungen fanden dabei wohl regelmäßig statt. Zeitgleich steckten sich viele ihrer Kollegen in der Klinik mit dem Coronavirus an.
Studie zur Immunität gegen Corona – Forschende entdecken spezielles Protein
Bei 20 der 58 angesprochenen Personen fanden die Wissenschaftler einen erhöhten Anteil an T-Zellen. In 19 der 20 Fälle wurde außerdem das Immunprotein „IFI 27“ entdeckt. In der Studie heißt es, dass dies ein Hinweis auf einen Kontakt mit Sars-CoV-2 in der Vergangenheit sein könnte. Fehlende Antikörper in Blutproben hatten diesen Verdacht abgeschwächt.
Möglicherweise seien die Viren sehr schnell durch die Immunsysteme der untersuchten Personen bekämpft worden, sodass wohl keine Spuren hinterlassen wurden. Im Fachjargon wird dieses Phänomen als „abortive Infektion“ bezeichnet. Möglicherweise stecken lediglich mit Sars-CoV-2 verwandte Coronaviren dahinter, die in der Regel lediglich Erkältungssymptome auslösen, erklären die Forscher.

Im Artikel der Fachzeitschrift Nature kommt ein Immunologe zu Wort, der am La Jolla Institute for Immunology in Kalifornien arbeitet, jedoch nicht an der Studie beteiligt war: „Ich habe so etwas noch nie gesehen. Es ist wirklich überraschend, dass die T-Zellen eine Infektion so schnell kontrollieren können“, erklärte Shane Crotty demnach.
Neue Corona-Studie – T-Zellen als Wegweiser für Universalimpfstoff?
Der bei 20 von 58 untersuchten Personen gefundene Typ an T-Zellen steht offenbar im Zusammenhang mit dem sogenannte Replikationskomplex, welcher bei der Virenvermehrung eine zentrale Rolle spielt. Alexander Edwards, Biomediziner an der University of Reading, erklärte gegenüber dem Science Media Center, dass die Studienergebnisse durchaus eine Rolle bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen spielen könnten. Das berichtet die Frankfurter Rundschau.* „Ein Impfstoff, der die T-Zell-Immunität gegen verschiedene virale Protein-Ziele stärkt, die von vielen verschiedenen Coronaviren gemeinsam genutzt werden, würde unsere Impfstoffe ergänzen, die neutralisierende Antikörper induzieren.“
Die Forschung auf diesem Feld ist jedoch längst nicht abgeschlossen ist. Die Studie aus Großbritannien lässt zahlreiche Fragen offen, unter anderem wann eine Erkältung mit andersartigen Coronaviren die Bildung von T-Zellen auslöst. (tu) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.