Covid-19 und Grippe: Diese Krankheit verläuft aktuell häufiger tödlich

Die Virusgrippe und eine Infektion mit Coronaviren zeigen gewisse Ähnlichkeiten. Neue Zahlen zeigen: Die Anzahl der Infizierten, die versterben, ist prozentual gesehen sehr ähnlich.
- Eine Infektion mit Coronaviren kann tödlich enden – wie die Virusgrippe* auch.
- Je nach Krankheit gibt es aber Unterschiede – nicht nur in Hinblick auf die Risikogruppen.
- Die Virusgrippe fordert jedes Jahr unzählige Todesopfer – weit mehr als eine Coronavirus-Infektion?
Update vom 12. Oktober 2020: Immer wieder steht der Vergleich im Raum: Corona oder Grippe – was ist gefährlicher? 2017/2018 kamen etwa 25.100 Menschen allein in Deutschland durch eine Virusgrippe ums Leben. Das sei die höchste Zahl an Todesfällen in den vergangenen 30 Jahren, wie das Ärzteblatt Lothar Wieler, Präsident des RKI, zitiert. Doch es gibt auch harmlose Grippewellen: So sind während der Grippesaison 2019/2020 von Oktober 2019 bis April 2020 377 Todesfälle durch Influenza-Infektionen an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt worden. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland informiert, schätzt das RKI den Anteil der Infizierten, die während einer durchschnittlichen Grippesaison versterben, auf etwa 0,1 bis 0,2 Prozent. Der Anteil der nachweisbar mit dem Coronavirus Infizierten, die versterben, liegt dem Netzwerk für Evidenzbasierte Medizin zufolge in Deutschland aktuell zwischen 0,1 und 0,4 Prozent. Dabei seien allerdings die Dunkelziffer unerkannter und symptomloser Fälle sowie falsch positive Tests noch nicht berücksichtigt.
Von den 327.919 gemeldeten Covid-19-Infektionen in Deutschland gelten 277.039 Menschen als wieder gesund. 9.627 Menschen verstarben an den Folgen der Infektion, wie das Coronavirus Resource Center der Johns Hopkins University informiert. Allerdings lässt sich nicht genau sagen, wie hoch die Zahl der Toten bisher ohne Schutzmaßnahmen gewesen wäre, so das Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Corona: "Wir alle sind in einer Krise, die ein Ausmaß hat, das ich mir selber nie hätte vorstellen können"
Update vom 10. April 2020: Die Coronapandemie stellt in Deutschland laut Robert Koch-Institut (RKI) ein Krankheitsgeschehen von bisher ungekannten Dimensionen dar. "Wir alle sind in einer Krise, die ein Ausmaß hat, das ich mir selber nie hätte vorstellen können", warnte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag (20.03.2020) in Berlin bei seiner Lageeinschätzung vor Journalisten. Allen Bürgern und Entscheidungsträgern müsse der Ernst der Lage nun vollkommen klar sein. "Jeder muss das verstehen."
Der RKI-Chef warnte erneut davor, die Gefährlichkeit von Corona mit derjenigen der Grippe zu vergleichen. Auch die Grippe sei gefährlich, die sogenannte Krankheitslast des neuartigen Erregers aber viel höher. Corona übertrage sich viel leichter und führe insbesondere in den Risikogruppen* zu sehr viel mehr schweren Verläufen und Todesfällen. Es sei zu befürchten, dass die Beatmungsplätze in den Kliniken nicht reichten. Jeder müsse "die Augen öffnen vor dieser Realität".
Grippe und Covid-19 im Vergleich: Bis zu fünf Millionen schwere Grippefälle jährlich
Erstmeldung: Nach den ersten bestätigten Coronavirus-Fällen in Bayern* erklärte Bundesgesundheitsminister Spahn in der Tagesschau, dass man gut vorbereitet sei. Er würde die Meldeketten noch engmaschiger machen und Fluggesellschaften und Kliniken zusätzliche Meldepflichten auferlegen wollen, so Spahn im Interview. Inzwischen 132.210 bestätigte Coronavirus-Infektionen in Deutschland und 3.495 Todesfälle haben die Bundesregierung zu drastischeren Maßnahmen gezwungen, sie richtete einen Krisenstab ein. Die aktuellen Maßnahmen der Regierung umfassen strenge Grenzkontrollen und Ausgangsbeschränkungen.
Viele Bürger sind beunruhigt wegen immer neuer Fälle der SARS-ähnlichen Lungenkrankheit, die durch neuartige Coronaviren* ausgelöst wird. Bisher sind im Jahr 2020 weltweit 1.982.281 Coronavirus-Infektionen und 126.753 Todesfälle gemeldet worden, wie das Coronavirus Resource Center der Johns Hopkins Universität meldete (Stand 15.04.2020). 493.658 Menschen seien bereits wieder gesund. Zum Vergleich: Weltweit kommt es der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge zu drei bis fünf Millionen schweren Grippefällen jährlich. Davon versterben bis zu 650.000 Menschen an der Viruserkrankung.
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Neuartiges Coronavirus: Menschliches Immunsystem nicht darauf vorbereitet
Doch es existiert eine Grippeschutzimpfung, die vor Influenza* schützt – eine Impfung gegen den neuen Erreger Sars-CoV-2 ist noch nicht auf dem Markt. "Zwar gibt es bereits eine Reihe klinischer Tests von Medikamenten in China, und es sind Impfstoffe gegen Covid-19 in der Entwicklung, bisher aber gibt es keine zugelassenen Impfstoffe oder Therapien für Covid-19*", zitiert der Spiegel die Weltgesundheitsorganisation WHO. Bei Influenza hingegen gebe es sowohl schützende Impfungen als auch zugelassene antivirale Medikamente. Auch der Fakt, dass unser Immunsystem nicht auf den neuartigen Coronavirus vorbereitet ist, erhöht die Gefahr schwerer Krankheitsverläufe, die bei Risikogruppen* sogar zum Tod führen können.
Coronavirus-Infektionen und Grippe – weitere Unterschiede im Überblick:
- Covid-19 verläuft nach aktuellem Wissensstand häufiger lebensbedrohlich als eine Grippe. 16 Prozent der Coronavirus-Infektionen verlaufen so schwer, dass Patienten zusätzlich mit Sauerstoff versorgt werden müssen. Bei etwa fünf Prozent der Betroffenen ist sogar künstliche Beatmung nötig. Auch die Todesrate soll im Fall von Corona höher liegen als bei der normalen Grippewelle. Diese Einschätzung ist allerdings als vorläufig einzustufen, zu viele Variablen über das Coronavirus seien noch unbekannt.
- Coronaviren scheinen ansteckender zu sein als Grippe-Erreger. Auch hier können Mediziner noch keine abschließende Bewertung abgeben, weil noch zu wenig über das neuartige Virus bekannt ist.
- Covid-19 hat eine längere Inkubationszeit als die Grippe. Bis zu 14 Tage soll es bei einer Ansteckung mit Coronaviren* dauern, bis Betroffene erste Symptome zeigen. Bei einer Grippe sind es in der Regel zwei bis drei Tage.
- Kinder und Schwangere zählen nach derzeitigem Wissensstand nicht zu den Covid-19-Risikogruppen. Bei Grippe hingegen gehören sie zu den Patienten, bei welchen schwere Krankheitsverläufe möglich sind.
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Im Video: Grippe oder Corona-Virus - Was ist schlimmer?
Zum Tode führte eine Infektion mit Coronaviren bislang hauptsächlich bei Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Zu den Risikogruppen* zählen:
- Menschen mit Herzkrankheit
- Krebspatienten
- ältere Menschen
- immungeschwächte Personen (etwa durch Autoimmunkrankheiten)
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Bislang kein Medikament gegen das Coronavirus gefunden
Bei der Virusgrippe verhält es sich ähnlich. Auch hier seien junge, gesunde Menschen weit weniger gefährdet als ältere Menschen mit Vorerkrankungen oder Immunschwäche, so Kräusslich.
Wie bei einer Grippeinfektion gibt es auch bei einer Infektion mit Coronaviren bislang kein Medikament*, das gegen die Viren wirkt. Man kann allerdings die Symptome wie Atemwegsinfektionen oder Schwierigkeiten beim Abhusten behandeln. Die Behandlung ist also bei beiden Krankheiten symptomatisch. "Man wartet darauf, bis das Immunsystem des Körpers mit dem jeweiligen Erreger fertig wird", so Virologe Kräusslich.
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Frankfurt: Die Tourismusbranche in Frankfurt spürt die Auswirkungen des Coronavirus* deutlich. Insbesondere Hotels und Messen sind vom abnehmenden Tourismus aus China betroffen. Grund zur Sorge besteht jedoch nicht.
(jg) *Merkur.de und fnp.de gehören zum deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk
Mehr Quellen: https://influenza.rki.de/Wochenberichte.aspx