Krebs-Forschung: Wie „gutartig“ sind gutartige Brustbefunde wirklich?
Gutartige Brustbefunde: Eine Studie stellt einen Zusammenhang mit einem höheren Krebsrisiko fest. Das wichtigste zusammengefasst.
Kassel – Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Veränderungen in der Brust sind für viele daher ein Anlass zur Beunruhigung. Manche entdeckt man selbst, andere, wie etwa Zysten, finden Ärztinnen und Ärzte bei Ultraschalluntersuchungen oder einer Mammografie. Aber nicht alle Befunde sind bösartig. Manche Brustveränderungen sind gutartig und lassen Frauen erstmal aufatmen.
Doch neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass gutartige Brustbefunde zwar mit einer enormen Erleichterung einhergehen, aber wohl nicht das Ende der Geschichte bedeuten müssen.

Gutartige Brustbefunde: Harmlos oder Warnzeichen für Krebs?
Zahlreiche Frauen ertasten im Laufe ihres Lebens einen Knoten in der Brust. Dabei muss es sich jedoch nicht zwangsläufig um Brustkrebs handeln, da es auch viele gutartige Geschwülste gibt.
Wie die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) informiert, sind auch Knoten sehr häufig gutartig. Sie können aus Fett-, Drüsen- oder Bindegewebszellen entstehen:
- Lipome: Gutartige Fettgeschwülste.
- Fibroadenome: Gutartige Knoten aus Drüsen- und Bindegewebe.
- Flüssigkeitsgefüllte Zysten: Kommen häufig vor. Meist kann schon mit einer Ultraschalluntersuchung festgestellt werden, dass die Veränderungen gutartig sind.
- Fibrozystische Mastopathie: Mehrere Knoten und Zysten in der Brust. Der Busen ist insgesamt stellenweise hart und knotig. Oftmals ist es jedoch schwierig, durch Tasten oder mit einer Mammografie ein Karzinom auszuschließen. Das gelingt erst durch eine Biopsie (Gewebeentnahme).
- Papillome: Wucherungen im Milchgang, die meist durch einseitige Flüssigkeitsabsonderungen aus der Brustwarze auftreten. Sie sind primär gutartig, es können begleitend aber Krebsvorstufen in der Nähe vorkommen.
Gutartige Wucherungen kommen häufiger vor und bergen selbst keine Krebsgefahr. Sie können aber, wie das MSD Manual berichtet, das Krebsrisiko mutmaßlich steigern. Frauen, die an gutartigen Brusterkrankungen wie Zysten und Fibroadenomen leiden, haben ein fast doppelt so hohes Risiko, innerhalb der nächsten 20 Jahre an Brustkrebs zu erkranken, berichten nun Forschende aus Spanien.

Gutartige Brustbefunde: Studie stellt einen Zusammenhang mit einem höheren Krebsrisiko fest
In einer Studie verglichen Forscherinnen und Forscher das Brustkrebsrisiko bei mehr als 770.000 Frauen. Unter diesen wurde während der 20-jährigen Nachbeobachtung bei etwa 17.800 Probandinnen eine gutartige Brusterkrankung diagnostiziert und bei etwa 11.700 Brustkrebs.
Die Ergebnisse, die in der Zeitschrift International Journal of Environmental Research and Public Health veröffentlicht wurden, zeigten demnach, dass bei Frauen mit gutartigen Wucherungen in der Brust, einschließlich Fibroadenomen und Zysten in der Vorgeschichte, die Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebsdiagnose höher war. Dieses Risiko hielt laut der Studie mindestens zwei Jahrzehnte und unabhängig vom Alter an.
Bei etwa 25 von 1000 Frauen mit gutartiger Brusterkrankung wurde Brustkrebs diagnostiziert. Im Gegensatz dazu wurde bei etwa 15 von 1000 Frauen ohne gutartige Brusterkrankung in der Vorgeschichte während des Studienzeitraums eine Krebs-Erkrankung nachgewiesen, heißt es.
Gutartige Brustbefunde können Brustkrebs-Risiko steigern
„Diese Wucherungen werden durch eine Zunahme des Brustgewebes und bestimmter Zellen in der Brust verursacht“, sagte die Studienautorin Marta Román, Epidemiologin am Hospital del Mar in Barcelona bei der European Breast Cancer Conference in Barcelona. Und je mehr Gewebe und Zellen vorhanden seien, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass sich Anomalien entwickeln, die sich später zu Krebs weiterentwickeln können, erklärte Román weiter.
„Die neuen Ergebnisse sollten Frauen mit gutartigen Brustläsionen dazu ermutigen, an Brustkrebs-Screeningprogrammen teilzunehmen, da sie ein erhöhtes Risiko haben und von einem höheren Grad an Brustkrebsfrüherkennung profitieren könnten“, so Román weiter.
„Die Studie zeigt, dass ein übermäßiges gutartiges Wachstum der Brustzellen zu einem übermäßigen anormalen Zellwachstum führen kann, einschließlich eines höheren Risikos für die Entwicklung von Brustkrebs in der Zukunft“, sagte dazu Dr. Maria Weiss – medizinische Direktorin und Gründerin von Breastcancer.org in Ardmore, Pennsylvania, die die Ergebnisse überprüfte bei der Konferenz.
Ferner beweisen die Studienergebnisse, wie wichtig eine umfangreiche Krebsvorsorge ist, um im Falle des Falles die Vorteile einer frühzeitigen Therapie nutzen zu können. Während der Corona-Pandemie wurden beispielsweise Krebserkrankungen oft zu spät entdeckt. Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums an der Medizinischen Fakultät Mannheim haben zudem eine mögliche Ursache für die Entstehung von Metastasen entdeckt.
Brustkrebs-Früherkennung: Welche Möglichkeiten es gibt
Laut DKG gibt es ein gesetzliches Krebsvorsorgeprogramm, sodass Krebs so früh wie möglich entdeckt werden kann. Die Teilnahme an den regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen ist freiwillig. Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Wie oft und wie eine Brustuntersuchung durchgeführt wird, ist abhängig vom Alter der Frauen.
Im Alter zwischen 30 und 49 und ab 70 Jahren tastet die Frauenärztin oder der Frauenarzt einmal im Jahr die Brüste und die Lymphknoten in den Achselhöhlen ab. Dabei wird auf Form, Größe und eventuelle Verhärtungen der Brust und der Brustwarzen geachtet und, ob sich Auffälligkeiten an der Haut zeigen oder Flüssigkeit aus der Brustwarze austritt.
Im Alter zwischen 50 und 69 Jahren: Zusätzlich zu der jährlichen Tastuntersuchung können Frauen dieser Altersgruppe alle zwei Jahre zum Mammografie-Screening gehen. Sie werden dazu per Brief eingeladen. Frauen unter 30 Jahren, können bei einem Besuch bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt einmal jährlich die Brüste untersuchen lassen, dies zählt allerdings nicht zur Vorsorge, sondern ist reine Routine. (Vivian Werg)
Hinweis der Redaktion
Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.