Weniger „Nein“ sagen: Wie Sie dennoch Grenzen setzen können
Die Liste mit Verboten, was Kinder nicht dürfen, ist lang. Auch wenn es wichtig ist, Grenzen aufzuzeigen, gibt es ein paar Möglichkeiten, wie Eltern das Wort „Nein“ im Alltag vermeiden können.
Kinder brauchen Grenzen und Regeln, denn sie geben ihnen die für sie so wichtige Sicherheit und Stabilität. Wärme und Liebe muss jedoch nicht im Widerspruch dazu stehen. Zur natürlichen Entwicklung von Kindern gehört es außerdem, dass sie ihre Grenzen irgendwann austesten. Dann beginnt meist die von manchen Eltern gefürchtete Trotzphase. Um den Kleinen Einhalt zu gebieten, ist das in dieser Zeit wohl am häufigsten benutzte Wort „Nein“. Dabei wird es meist so häufig verwendet, dass es für Kinder beinahe an Wert verliert. Mit ein paar Tricks können Eltern ihren Kindern jedoch auch ohne das unliebsame Wörtchen klare Grenzen aufzeigen.
Erziehung: Was Eltern anstatt „Nein“ zu ihren Kindern sagen können

Der Umgang und die Kommunikation zwischen Eltern und Kinder spielt bei ihrer Entwicklung eine entscheidende Rolle. So gibt es einige typische Sätze von Eltern, die dem Selbstbewusstsein der Kinder erheblich schaden können. Damit „Nein“ neben „Mama“ und „Papa“ nicht zu den ersten Wörtern Ihres Kindes gehört, weil es diese ständig zu hören bekommt, können Sie auf folgende Alternativen zurückgreifen:
Erziehung: 1. Kindern zustimmen
Was widersprüchlich klingt, kann manchmal helfen: Anstatt ihrem Kind mit einem „Nein“ zu begegnen, stimmen ihm sie erstmal einfach zu. Das bedeutet nicht, dass sie ihm alles erlauben. Mit der Zustimmung signalisieren Sie Ihrem Kind zunächst einmal, dass Sie es verstehen. Gleichzeitig bedeutet dies nicht, dass Sie auch einverstanden sein müssen. So können Sie im Anschluss an die Zustimmung dennoch eine Bedingung zur Erfüllung des Wunsches erwähnen. Der Trick dabei ist, dass Ihr Kind es möglicherweise nicht mehr als solche wahrnimmt.
Übertragen auf eine Situation, die sicherlich viele Eltern kennen, könnte die Umsetzung folgendermaßen aussehen: Wünscht sich das Kind vor dem Essen ein Eis, dann stimmen Sie ihm darin zu, dass ein Eis jetzt gerade wirklich lecker wäre. Sie können den Wunsch also nachvollziehen. Erklären Sie ihm dann, dass sie deshalb nun rasch das Mittagessen vorbereiten und zusammen verspeisen müssen, damit Sie danach gemeinsam das Eis essen könnt. Bitten Sie Ihr Kind, Ihnen beim Tisch decken zu helfen, damit Sie schneller zum Nachttisch kommen – und schon sitzen Sie im selben Boot. Indem sie es bei der Zubereitung miteinbeziehen, bringen übrigens auch Franzosen, die ja bekannt sind für ihre gute Erziehung, ihren Kindern den Umgang mit Essen bei.
Erziehung: 2. Positiv formulieren
Kinder werden häufig mit Verboten konfrontiert und die Liste mit Dingen, die sie nicht dürfen, ist ziemlich lang. Wenn Sie jedoch ständig hören: „Renne nicht durch die Wohnung“, „Hüpfe nicht auf dem Bett herum“ oder „Wirf nicht mit dem Essen“, dann wissen sie je nach Alter nicht immer, was sie stattdessen tun sollen. Hier hilft es, Verneinungen positiv zu formulieren. Erklären Sie Ihrem Kind beispielsweise: „Im Bett liegen und schlafen wir, hüpfen können wir draußen im Garten.“ Nun erfährt das Kind, was es nicht darf und kann sich gleichzeitig eine Vorstellung davon machen, was es darf.
Erziehung: 3. Gebot erhöhen
In manchen Situationen kann es helfen, wenn Sie anstelle eines „Nein“ einfach ihr Gebot erhöhen. Hat Ihr Kind beispielsweise mal wieder kurz vor dem Mittagessen Lust auf Süßigkeiten, dann könnten Sie ihm folgendes Angebot machen: „Du bekommst entweder jetzt ein Bonbon oder vier Bonbons nach dem Essen.“ Wenn der Nachwuchs hört, dass er viel mehr haben kann, dann wartet er in der Regel. Mit diesem Trick müssen Sie also kein Verbot aussprechen und schaffen es dennoch, dass Ihr Kind vor dem Essen nichts Süßes isst. Sollte sich das Kind allerdings für die erste Option entscheiden, ist es wichtig, dass es sich um eine kleine Süßigkeit handelt, damit es trotzdem noch Appetit beim Essen hat. Sollte es danach weitere Süßigkeiten verlangen, bleiben Sie konsequent. Unter Umständen muss dann doch noch ein „Nein“ zum Einsatz kommen.
Erziehung: 4. In kritischen Momenten Optionen anbieten
In heiklen Momenten ist es hilfreich, Ihrem Kind Optionen vorzuschlagen, aus denen es wählen kann. Möchten Sie zum Beispiel nicht, dass Ihr Kind jeden Tag Süßigkeiten isst, dann bereiten Sie zwei für das Kind vergleichbare Vorschläge vor. Stellen Sie Ihrem Kind beispielsweise bereits beim Einkaufen eine Entweder-Oder-Frage: „Sollen wir zum Nachtisch einen Apfel schneiden oder Himbeeren mit Joghurt essen?“ Mit diesem Trick vermeiden Sie, dass Ihr Kind Ihnen eine Ja-oder-Nein-Frage zum Nachttisch stellen kann. Damit können Sie gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie müssen das Wort „Nein“ nicht verwenden, Ihr Kind hat das Gefühl, selbst bestimmen zu dürfen und kann auch noch aus leckeren Möglichkeiten wählen.
Erziehung: 5. Es andere sagen lassen
Nutzen Sie gewisse Regeln oder Autoritäten anstelle eines „Nein“. Möchten Sie Ihrem Kind zum Beispiel etwas nicht erlauben, weil es ihm schaden könnte, dann könnten Sie auf Ihren Arzt verweisen. Sagen Sie, dass Sie sich unsicher sind, ob es gesund ist. Sie werden aber beim nächsten Arztbesuch einmal nachfragen und Ihr Kind solle Sie daran erinnern. So sind nicht Sie es, die Ihrem Kind etwas verbieten, sondern lagern die Entscheidung vermeintlich aus.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.