Vergesslichkeit im Alter durch Hormonmangel: Schilddrüsenunterfunktion kann das Demenz-Risiko steigern
Eine Schilddrüsenunterfunktion könnte das Risiko im späteren Leben an Demenz zu erkranken erhöhen – zu diesem Schluss kommen Forscher in einer aktuellen Studie.
Eine Unterfunktion der Schilddrüse erhöht das Risiko auf einen Herzinfarkt oder Depressionen. Auch eine Demenzerkrankung ist möglich. Schon eine leichte Schilddrüsenunterfunktion, auch Hypothyreose genannt, wirkt sich nach aktuellen Studien demnach auf das Gedächtnis aus. So scheint es einen Zusammenhang zwischen einer Schilddrüsenunterfunktion und einem erhöhten Demenzrisiko im späteren Leben zu geben. US-amerikanische Forscher raten daher Menschen mit einer Schilddrüsenerkrankung, ihre Hormonwerte regelmäßig zu checken.
Hormonmangel: Schilddrüsenunterfunktion könnte Demenzrisiko beeinflussen

Die genauen Auslöser für eine Demenzerkrankung sind immer noch unklar. Dem Bundesgesundheitsministerium zufolge ist die Alzheimer-Krankheit mit einem Anteil von circa 60 bis 65 Prozent die häufigste irreversible Demenzform. Mit etwa 20 bis 30 Prozent folgen die gefäßbedingten Demenzen. Seit einigen Jahren gehen Forscher allerdings der Frage nach, ob ein Mangel an bestimmten Hormonen für die Krankheit verantwortlich sein könnte. So spielt der Einfluss von Schilddrüsenhormonen auf die Vergesslichkeit im Alter möglicherweise eine wichtige Rolle. Insbesondere das von der Schilddrüse produzierte Hormon Thyrotropin (TSH) scheint dabei von großer Bedeutung.
Eine verminderte Schilddrüsenfunktion, Hypothyreose genannt, verlangsamt den Stoffwechsel und führt zu einer Gewichtszunahme. Weitere Symptome sind zudem Müdigkeit und Empfindlichkeit gegenüber Kälte. Eine erhöhte Schilddrüsenaktivität, Hyperthyreose genannt, beschleunigt den Stoffwechsel dagegen und führt häufig zu einer Gewichtsabnahme. Während die Auswirkungen auf das Körpergewicht oft am sichtbarsten sind, wirken sich Veränderungen der Schilddrüsenfunktion allerdings auch auf das Gehirn – sowie insbesondere auf das Gedächtnis – aus.
Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen wie Thyrotropin (TSH) soll eine Demenzerkrankung bei älteren Menschen fördern. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Brown University. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Neurology der American Academy of Neurology veröffentlicht. Das Risiko, an Demenz zu erkranken, war bei Patienten, deren Schilddrüsenerkrankung eine medikamentöse Behandlung mit Schilddrüsenhormonen erforderte, sogar noch höher.
Vergesslichkeit durch Schilddrüsenprobleme: Aktuelle Studie liefert Hinweise
Um einen Zusammenhang zwischen einer Schilddrüsenunterfunktion und Demenz festzustellen, untersuchten die Forscher um Studienleiter Chien-Hsiang Weng die Gesundheitsakten von 7.843 Patienten mit einer neu-diagnostizierten Demenz und verglichen diese mit gesunden Personen.
Das Ergebnis: Nach Berücksichtigung anderer Faktoren, die sich auf das Demenzrisiko auswirken könnten, wie Geschlecht, Alter, Bluthochdruck und Diabetes, stellten die Forscher fest, dass bei Menschen über 65 Jahren mit einer Schilddrüsenunterfunktion die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, um 80 Prozent höher war als bei gleichaltrigen Menschen ohne Schilddrüsenprobleme. Auch bei Menschen, die Medikamente gegen eine Schilddrüsenunterfunktion einnahmen, war das Risiko, an Demenz zu erkranken erhöht. Bei Menschen, die jünger als 65 Jahre sind, war eine Hypothyreose in der Vorgeschichte dagegen nicht mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden.
Mehr Informationen zur Studie „Thyroid Disorders and Dementia Risk: A Nationwide Population-Based Case-Control Study“
Veröffentlichungsdatum: 16.August 2022
Untersuchungszeitraum: 2006 bis 2013
Veröffentlicht im Fachjournal Neurology
Umfang: 7.843 Bürger und Bürgerinnen aus Taiwan
Studienautoren: Internationales Forscherteam um Daniel R. Wieland von der Universität Arizona
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.