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Coronakrise: Netflix drosselt Bildqualität – droht Stopp in Deutschland?

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Von: Nico Scheck

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Aufgrund des Coronavirus bleiben die Menschen in Deutschland zuhause. Zwei beliebte Streamingdienste drosseln die Bildqualität. Droht ein Netflix-Stopp wegen Corona?

Update vom 25. März 2020: Infolge der weltweiten Coronakrise ist das Nutzerverhalten bei Videostreaming-Diensten wie Netflix in die Höhe geschossen. Einige Netze waren schnell überlastet, in der Schweiz drohte gar ein Netflix-Stopp. Netflix und Youtube reagierten - und drosselten in Europa die Bildqualität. 

Doch ist das wirklich notwendig? Leonard Brahm, SEO der internationalen Film- und Seriendatenbank „JustWatch“, glaubt nicht, dass ein Netflix-Stopp in Deutschland aktuell notwendig ist. Das gestiegene Nutzerverhalten auf Videostreaming-Diensten in Deutschland sei durch die weltweite Corona-Pandemie um 45 Prozent gewachsen, verrät er exklusiv gegenüber „fr.de“. In der Schweiz, wo gar von einem Netflix-Stopp die Rede war, sind es 79 Prozent. 

Netflix-Stopp in Deutschland wegen Corona? Zahlen in Spanien und Frankreich beeindrucken

In Bezug auf die Schweiz betont Brahm daher: „Ich denke nicht, dass es aufgrund des gestiegenen Nutzerverhaltens notwendig ist, Netflix zu stoppen.“ Zum Vergleich: In Spanien ist das Nutzerverhalten seit dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 bei Netflix und Co. um sage und schreibe 187 Prozent gestiegen, in Frankreich um 121 Prozent. „Verglichen mit der Schweiz ist das absolut okay“, meint Brahm. 

JustWatch“ funktioniert in 40 Ländern als Suchmaschine für die online-Verfügbarkeit von Serien und Filmen. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Berlin.

Corona-Pandemie: Netflix und Youtube drosseln die Bildqualität – Netz-Überlastung droht

Update vom 20. März 2020: Zwei große Videostreaming-Dienste reagieren auf die Sorge hinsichtlich einer Netzüberlastung in der Corona-Krise: Netflix und Youtube drosseln in der ihre Datenmengen in Europa, um die Netze zu entlasten. So wird Youtube die Bildqualität zunächst für 30 Tage etwas verschlechtern: Videos sollen grundsätzlich in Standard-Auflösung statt HD-Qualität übertragen werden. Netflix will den Datendurchsatz in dieser Zeit um ein Viertel reduzieren.

EU-Kommissar Thierry Breton, der die Maßnahmen angestoßen hatte, begrüßte das Vorgehen der Streaming-Anbieter. In Europa gibt es insgesamt die Sorge, dass die verstärkte Heimarbeit und Nutzung von Unterhaltungsangeboten die Netze verstopfen könnten. Internet-Anbieter versicherten bisher, dass sie den Anstieg schultern können. Allerdings könnte das Nadelöhr eher die lokale Netzanbindung an den Wohnorten sein. Der EU-Kommission geht es darum, dass die Auslastung der Netze das Arbeiten von Zuhause und Zugang zu Bildungsangeboten erlaubt.

Coronavirus-Pandemie: Schweiz droht mit Netflix-Stopp

Update vom 18. März 2020: Die Sorge um die Belastung des Internets zieht Kreise bis nach Brüssel. EU-Kommissar Thierry Breton sprach nach Angaben der Behörde mit Netflix-Chef Reed Hastings über Wege, die Belastung zu senken. Unter anderem sei es um die Idee gegangen, die Bildqualität bei starker Auslastung automatisch von HD- auf Standard-Auflösung umzustellen. Die Kommission ruft die Streaming-Plattformen insgesamt auf, mit Internet-Anbietern zusammenzuarbeiten und ihren Datendurchsatz anzupassen, um das Arbeiten von zu Hause aus nicht zu bremsen.

Erstmeldung vom 18. März 2020: Zürich - Selten war die Menschheit so sehr auf ein gutes Wlan in den eigenen vier Wänden angewiesen wie in diesen Zeiten. Um die Coronavirus*-Pandemie zu verlangsamen, bleiben die Menschen in ganz Deutschland zuhause - Homeoffice statt Büro, Streaming-Dienste als Abendbeschäftigung statt der übliche Gang in die Bar oder ins Kino. Doch das bedeutet eine neue Herausforderung für die Infrastruktur des Internets. In der Schweiz sind die Kommunikationsnetze am Anschlag, weswegen sogar ein Netflix-Stopp droht. Hält das Internet in Deutschland stand?

Corona-Chaos: Hält das Internet in Deutschland stand? Netflix-Stopp in der Schweiz droht

Was würden die Menschen während der Corona-Krise* wohl ohne das Internet machen? Diese Frage müssen sich schon jetzt einige Länder stellen. In Italien etwa ist der Datenverkehr massiv in die Höhe geschossen - Videospiele sind der Hauptgrund. Auch Streamingdienste wie Netflix dürften in diesen Tagen ein Besucheraufkommen haben wie selten zuvor. "Wir wissen einfach nicht, wie die Infrastruktur das alles aushalten wird", erklärte der amerikanische Kommunikationsexperte Tom Wheeler der "New York Times". 

Erste Tests in der Schweiz haben ergeben, dass die Kommunikationsnetze schon jetzt am Anschlag sind. Am Montag bestand Swisscom, das Netz der größten Telekomfirma des Landes, die Hauptprobe nicht. Bei Anrufen kam es immer wieder zu Unterbrechungen, auch das Datennetz holperte eher denn zu fließen. Es droht eine Überlastung - und ein zwischenzeitlicher Netflix-Stopp.

Coronavirus: Überlastung des Internets in der Schweiz - wegen Netflix und Co.?

"Aktuell sehen wir noch genügend Kapazität in der Datennetz-Infrastruktur", erklärte eine Swisscom-Sprecherin der "Neue Züricher Zeitung". Allerdings sei das Nutzungsverhalten der Kunden kaum vorhersehbar, eine punktuelle Überlastung könne nicht ausgeschlossen werden. Wie ernst die Lage in Zeiten des Coronavirus ist, zeigt ein Appell von Swisscom an die Kunden: "Wir arbeiten intensiv an einer Kapazitätserweiterung und bitten unsere Kunden um eine vernünftige und verantwortungsvolle Nutzung der Telekommunikationsnetze." 

Heißt übersetzt: Bitte nicht zu viel Zeit auf Netflix verbringen - oder an der Playstation. Sonst könnten die Netze für genau diese Dinge gesperrt werden. Das Generalsekretariat des Departments für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation bestätigte, dass Gespräche zwischen Bund und den Telekomfirmen bereits stattgefunden haben. 

Internet in Schweiz überlastet - Netflix-Stopp wegen Corona-Krise?

Die Forderung in der Schweiz ist eindeutig. Die Netze sollen, trotz Zwangs-Homeoffice während des Coronavirus*, zurückhaltend genutzt werden. Denn sonst, so die Drohung des Generalsekretariats, "hat der Bund die Möglichkeit, nicht versorgungsrelevante Dienste einzuschränken oder zu blockieren". 

Droht in Deutschland ein ähnliches Fiasko? Der in Frankurt basierte weltgrößte Internet-Knoten DE-CIX teilt mit, dass der durchschnittliche Datenverkehr zuletzt um zehn Prozent zugelegt hat. Der Datenverkehr durch Videokonferenzen sei binnen sieben Tagen um 50 Prozent gestiegen. Man sei für den Anstieg aber gerüstet. Auch die Deutsche Telekom gibt Entwarnung: "Aktuell verzeichnen wir keinen nennenswerten Anstieg des Datenverkehrs", so ein Sprecher der Deutschen Telekom AG gegenüber "BR24". Zudem habe man schon im Januar die "Notfall- und Pandemiepläne" aktiviert. Das oberste Ziel sei es, "den Betrieb der Infrastruktur sicherzustellen und aufrechtzuerhalten". Also genau das, was in der Schweiz zu scheitern droht.

Von Nico Scheck, mit Material von dpa

*fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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