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Kreuzfahrt: Das passiert, wenn man auf See kündigt – Mitarbeiter legen katastrophale Umstände offen

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Von: Simona de Clerk

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Kreuzfahrtmitarbeiter, die vor Ablauf ihres Vertrags kündigen, müssen verschiedene Dinge beachten – denn es kann ganz schön teuer für sie werden.

Etwa kann es passieren, dass sie für den Transport nach Hause selbst aufkommen müssen. Zudem haben sie möglicherweise keinen Anspruch auf eine zukünftige Anstellung bei der Reederei, wie es laut Interviews mit vier ehemaligen sowie aktuellen Mitarbeitern hervorgeht, die das Portal Businessinsider geführt hat.

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Auf hoher See kündigen: Kreuzfahrtmitarbeiter haben das Nachsehen

Wer nun die Rückreise selbst bezahlen muss, für den kann es finanziell ganz schön eng werden: Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf Kreuzfahrtschiffen verdienen nämlich monatlich nur zwischen 600 und 900 US-Dollar. Das erschwert eine Kündigung auf hoher See deutlich, so die Interviewpartner. „Es läuft so ab, dass die Kreuzfahrtgesellschaft Sie nach Hause fliegen lassen wird, aber die Kosten dafür von Ihrem Lohn abziehen wird“, so Jim Walker, ein Anwalt für Schifffahrtsrecht aus Miami, gegenüber dem Portal Businessinsider. Eine Kündigung während des Aufenthaltes auf einem Kreuzfahrtschiff sei also für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sehr schwierig umsetzbar.

Mitarbeiter des Deckservice reicht den Passagieren im Liegenstuhl ein paar Kaltgetränke auf dem Sonnendeck eines Mittelklassekreuzfahrtschiffs.
Auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten bedeutet nicht nur Spaß. © IMAGO / Jochen Tack

Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff: Ausbeutung oder einmalige Erfahrung?

Auch die Arbeitszeiten von Kreuzfahrt-Mitarbeitern lassen tief blicken: Nach internationalem Seerecht kann die Besatzung bis zu 14 Stunden am Tag arbeiten, ohne garantierte freie Tage, sowie dürfen Mitarbeiter 300 Stunden im Monat arbeiten, die auch pauschal abgegolten werden. Macht mit oben genanntem Verdienst von 600 bis 900 US-Dollar einen Stundenlohn von zwei bis drei US-Dollar. Auch hinsichtlich der Tatsache, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf dem Schiff kostenlos wohnen und essen, noch ein sehr geringes Gehalt. Zum Vergleich: Nach deutschem Arbeitsrecht dürften Mitarbeitende aber nicht mehr als zehn Stunden am Tag arbeiten. Doch das deutsche Recht gilt dort nicht.

„Heute gibt es in Deutschland kein einziges Kreuzfahrtschiff unter deutscher Flagge“, erklärte Maya Schwiegershausen-Güth von der Gewerkschaft Verdi gegenüber der Wirtschaftswoche. Und warum? Weil viele Reedereien in anderen Ländern ansässig sind, da es ihnen gewisse Vorteile verschafft. Das lässt sich zumindest vermuten. So hat etwa die „Mein Schiff“-Flotte von Tui Cruises ihren Sitz in Malta - wo zwölf Stunden Arbeit am Tag erlaubt sind und es keinen Kündigungsschutz gibt. Auch um den in Deutschland geltenden Mindestlohn muss man sich nicht mehr kümmern. Was dabei noch erschwerend hinzukommt: Tui Cruises, die zweitgrößte Reederei auf dem deutschen Markt, erwirtschaftete 2016 einen Umsatz von 843,7 Millionen Euro und einen Gewinn von 195,1 Millionen Euro. 

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