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„Ließen Gäste öfter am Hafen zurück als erwartet“: Kreuzfahrt-Mitarbeiterin erzählt aus sechs Jahren auf See

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Von: Franziska Kaindl

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Kreuzfahrt-Mitarbeiter erleben viel auf ihren Reisen – wie es aber wirklich hinter den Kulissen aussieht, verrät nun eine ehemalige Angestellte.

Jeden Tag in einem anderen Land oder auf hoher See aufwachen – das klingt für viele nach einem Traum, den Kreuzfahrt-Mitarbeiter fast ohne Unterbrechung leben. Aber wie genau kann man sich den Alltag als Teil der Besatzung wirklich vorstellen? Und ist es tatsächlich so spannend und erfüllend, wie man es sich ausmalt? Eine ehemalige Mitarbeiterin, die sechs Jahre lang auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet hat, verrät, was sie an der Arbeit an Bord überrascht hat.

Kreuzfahrt-Crew erhält ausführliche Sicherheitsunterweisungen

Wer glaubt, die Arbeit auf hoher See sei ein Spaziergang, hat sich aus Sicht von Sharon Waugh getäuscht: „Die Menge an Sicherheitsinformationen, die ich wissen musste, um auf Kreuzfahrtschiffen arbeiten zu können, war ziemlich umfangreich“, schreibt sie in einem Beitrag für das Online-Portal Insider. Auch praktische Sicherheitsunterweisungen seien ein fester Bestandteil des Crew-Alltags gewesen: „Ich lernte, wie man ein Rettungsboot von unten umdreht, und prägte mir ein, welcher Feuerlöscher in bestimmten Bereichen des Schiffes zu benutzen ist – auch in solchen, die ich nie betreten durfte, wie die Hauptküche und den Maschinenraum.“ Außerdem übten die Mitarbeiter regelmäßig, wie sie bei einem Notfall Passagiere vom Schiff evakuieren oder Rettungsboote ablassen sollten.

Passagiere entspannen an Deck eines Kreuzfahrtschiffes.
Ein Leben als Kreuzfahrt-Mitarbeiter stellen sich viele aufregend vor. Aber wie ist es wirklich? © Sergi Reboredo/Imago

Versorgung bei medizinische Notfällen auf dem Kreuzfahrtschiff

Medizinische Notfälle können überall auftreten, auch im Urlaub und auf einem Kreuzfahrtschiff. Waugh berichtet, dass sie zu Beginn ihrer Kreuzfahrt-Karriere zwar wusste, dass es Ärzte und medizinisches Personal an Bord gibt – allerdings sei ihr nicht klar gewesen, wie gut ausgebildet dieses ist. „Ich hatte erwartet, dass es auf jedem Schiff nur eine Krankenstation gibt, aber ich habe mich getäuscht. Die Schiffe, auf denen ich gearbeitet habe, hatten auch Sprechzimmer und andere Einrichtungen.“ Bei ernsthaften Verletzungen oder Erkrankungen mussten Passagiere allerdings beim nächsten Hafen vom Schiff gebracht oder mit einer Luftbrücke von Bord geholt werden.

Kreuzfahrt-Passagiere werden öfter als erwartet am Hafen zurückgelassen

Immer wieder ist davon zu hören, dass Passagiere nach einem Landausflug verspätet an den Hafen zurückkehren – und das Kreuzfahrtschiff einfach weg ist. Dass das nicht nur ein Ammenmärchen ist, kann auch Waugh bestätigen. „Ich habe im Gästeservice gearbeitet. Der war dafür zuständig, den Hafenagenten zu informieren, wenn wir in See stechen mussten, um rechtzeitig im nächsten Hafen anzukommen.“

Da Kreuzfahrtgäste für das Verlassen und Betreten des Schiffes eine Schlüsselkarte brauchten, wusste die Crew immer, wenn jemand am Ende des Tages noch nicht zurückgekehrt war. Bei Personen, die einen von der Kreuzfahrtgesellschaft organisierten Landausflug teilgenommen hatten, wartete das Schiff auf die Verspäteten. „Wenn die Gäste jedoch auf eigene Faust losfuhren und die Abfahrtszeit des Schiffes vergaßen, fuhren wir manchmal ohne sie los – was häufiger vorkam, als ich dachte.“

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Landgänge sind für Kreuzfahrt-Mitarbeiter nicht immer garantiert

Nicht nur die Passagiere, sondern auch Crewmitglieder haben bei Landgängen die Gelegenheit, das Schiff zu verlassen und ein wenig auf Erkundungstour zu gehen – das macht für viele den Reiz des Kreuzfahrtlebens aus. Aber leider ist das nicht immer garantiert, wie Waugh verrät. Eine Mindestanzahl an Besatzungsmitgliedern müsse immer an Bord bleiben, um bei einem Notfall noch für eine Evakuierung der zurückgebliebenen Gäste sorgen zu können. Und manchmal bleiben Crewmitglieder auch von sich aus an Bord – zum Beispiel, wenn sie sich nach einem langen Arbeitstag ein ausgiebiges Nickerchen gönnen wollen.

Kreuzfahrt-Angestellte verdienen sich an Bord gerne nebenbei etwas dazu

Auf einem Kreuzfahrtschiff gibt es viel zu tun – trotzdem sei es laut Waugh des Öfteren vorgekommen, dass Mitarbeiter sich ein wenig hinzuverdient haben: „Auf einem der Schiffe, auf dem ich beschäftigt war, haben manche Angestellte Bereiche zum Haareschneiden im Besatzungsbereich eingerichtet und in ihrer Freizeit Friseurdienste angeboten“, berichtet sie. Aber nicht nur das: Ihrer Erfahrung nach haben Crewmitglieder auch manchmal ihren Job oder ihre Beziehungen genutzt, um anderen einen Gefallen zu tun – und dann auch im Gegensatz etwas dafür zu bekommen. So seien auch schon mal Croissants, die aus der Bäckerei geschmuggelt wurden, zu einer Art Währung an Bord geworden.

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