Schnarch statt Summ – auch Bienen müssen schlafen
Nicht vieles kann uns heutzutage noch überraschen. Davon ausgenommen ist vielleicht eine besonders putzige Tatsache: Bienen benötigen Schlaf, um sich zu erholen und tun das, wie gewohnt, streng organisiert und mit höchster Disziplin.
Schnarchende Bienen, die im Schlaf von den Blüten purzeln und denen am Ende eines anstrengenden Tages die Augen zufallen, weil sie so müde sind? Zugegeben, ganz so possierlich sieht es zwar nicht aus, wenn Bienen sich von ihrer kräftezehrenden Arbeit erholen. Die Erkenntnis, dass aber auch die kleinsten Nutztiere der Welt Ruhepausen benötigen, ist noch relativ jung: Erst im Jahr 1983 konnten Forscher anhand der Messung von Nervenaktivitäten im Gehirn nachweisen, dass Bienen – genau wie Wirbeltiere – schlafen.
Dabei bedeutet Schlaf nicht nur, dass die Bienen inaktiv sind, wie Forscher der Universität Würzburg und der University of Wisconsin – La Crosse in einer Pressemitteilung der Universität Würzburg bestätigten.
Vielmehr ist Schlaf essenziell für Bienen: Nur wenn sie schlafen, können Bienen untereinander kommunizieren und voneinander lernen. Sind sie müde, könnte das Folgen für das gesamte Volk haben. Nur wenn Bienen ausgeschlafen sind, können sie anderen über ihren sogenannten Rundtanz zeigen, wo guter Nektar zu finden ist.
Fleißige Bienen – Schlafen nach getaner Arbeit
Tagein tagaus über Nektar von hunderten Blüten ernten, daraus Honig produzieren, dann auch noch den Bienenstock säubern und sich um den brummigen Nachwuchs kümmern – das Leben einer Honigbiene kann mitunter ganz schön anstrengend werden. Und müde machen.

Bisher vertreten Forscher lediglich Hypothesen zum Nutzen, den Schlaf den Bienen bietet:
- Bienen schlafen, um Energie zu sparen.
- Der Organismus von Bienen kann sich regenerieren, während sie schlafen.
- Während des Schlafens differenziert das Gehirn wichtige und unwichtige Informationen aus. Somit kann die Überladung des Bienen-Gehirns verhindert werden. Die wichtigen Informationen hingegen könnten verankert werden.
Genau so wie man die fleißigen Bienchen kennt, unterliegt sogar ihr Schlafverhalten einer Menge Disziplin. Doch nicht alle schlafen auf die gleiche Weise und um dieselbe Zeit: Ihre Aufgabe im Bienenstock bestimmt, wie und wann eine Biene schläft. Junge Bienen sind Arbeiterinnen im Bienenstock. Sie reinigen die Waben und bauen neue, kümmern sich um den Bienen-Nachwuchs, die Brut, und ihre Bienenkönigin. Außerdem sind jungen Bienen für die Produktion von Wachs und dessen Abbau zuständig.
Derart viele Aufgaben erfordern mehrere Schlafpausen am Tag und in der Nacht. In den leeren Wabenzellen finden sie dafür den optimalen Platz – hier sind sie nahe am Zentrum des Bienenstocks, haben das Geschehen im Blick und sind bei Bedarf zur Stelle.
Werden die Bienen dann älter, ändert sich auch ihre Aufgabe im Volk: Sie wird zur Sammelbiene und sammelt Nektar und Pollen. Jetzt hat sie einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus und schläft, genau wie Menschen, bevorzugt nachts. Ihren Schlafplatz hat die Biene am Rand der Waben. Für sie ist es nicht notwendig, in einer Zelle zu schlafen. Außerdem schlafen die älteren Sammelbienen insgesamt kürzer als die jungen Arbeiterinnen. Mario Ludwig, Tierexperte bei Deutschlandfunk Nova, weiß: „Je älter eine Biene wird, desto weniger schläft sie.“
Wie schlafen Bienen?
Auch das fleißigste Bienchen lässt im Schlaf einfach mal entspannt die Fühler hängen. Es gibt bisher zwei bekannte Weisen, welche Positionen Honigbienen im Schlaf einnehmen:
- Die Bienen bleiben auf einer Stelle sitzen und lassen dabei die Fühler hängen.
- Die kleinen Nutztiere klemmen sich im Bienenstock mit Kopf und Hinterteil zwischen zwei Waben und lassen Beine und Fühler entspannt baumeln. In dieser Haltung können Bienen rund 30 Minuten schlafen.
Woran ist erkennbar, ob eine Biene schläft?
Wie Sie bereits ahnen, schnarchen Bienen beim Schlafen nicht. Das entscheidende Merkmal, an dem Sie erkennen können, ob eine Biene schläft, ist der Hinterleib. Dort befinden sich auch die überlebenswichtigen inneren Organe. Auch der Stachelapparat der Weibchen ist dort angelegt.
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Während der Hinterleib im wachen Zustand schnell auf und ab wippt, um Sauerstoff in ihre feinen Atemröhrchen (auch unter dem Fachwort Tracheen bekannt) zu pumpen, wippt das Hinterteil nur langsam, wenn sie schläft. Der Grund ist naheliegend: Im Schlaf benötigt sie weniger Sauerstoff und muss deshalb weniger stark pumpen.
So wissenschaftlich die Herangehensweise an dieses Thema auch ist – eine besonders niedliche Komponente über den Schlaf von Bienen gibt es doch. Schon 1952 gab es erste Vermutungen zum Thema. So stellte schon damals ein Bienenforscher bei Beobachtungen fest, dass die Honigbienen vor allem nachts besonders müßig waren – die Vorstellung von müden und gähnenden Bienchen ist also nicht abwegig. Auch die Tatsache, dass Bienen genau wieder Mensch unterschiedlich tiefe Schlafphasen haben, eröffnet ganz neue Perspektiven auf diese schützenswerten Nutztiere.