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Gehölze sind der Rahmen fürs Gartenbild

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Von: Gisela Busch

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Wunderschöner Kleinbaum mit ausladender Krone, der auch nach der Blüte Eindruck macht: Der Seidenbaum (Albizia julibrissin).
Wunderschöner Kleinbaum mit ausladender Krone, der auch Eindruck macht, wenn seine rosa Blütenpinsel vergangen sind: Der Seidenbaum (Albizia julibrissin) heißt auch Schlafbaum, weil sich seine Blätter nachts oder bei Trockenheit zusammenfalten. © Gisela Busch

Im Garten verändert sich alles ständig, nichts bleibt, wie es ist. Da trifft es sich gut, dass es auch beständige Pflanzen gibt, die kommen und lange bleiben: die Gehölze. Sie geben einen Rahmen, sorgen für Struktur und ganzjährige Attraktivität – egal, wie grün der Daumen des Gärtners ist.

Gehölze machen ganzjährig eine gute Figur

Alles verändert sich immerzu, wächst und vergeht. Die meisten Gärtner haben ihre helle Freude an dieser vermeintlichen Launenhaftigkeit der Natur, auch wenn diese gärtnerische Pläne immer wieder mal durchkreuzt. Bäume und Sträucher machen auch dann noch eine gute Figur, wenn die „krautigen“ Pflanzen, also Zwiebeln, Stauden und Ziergräser, sich längst in die Winterpause verabschiedet haben. Ihre Qualitäten für die Gartengestaltung kann der Hamburger Landschaftsarchitekt Soeren von Hoerschelmann daher gar nicht genug loben: „Neben ihrer Aufgabe als Gerüstbildner, die auch im Winter stehen bleiben, fungieren Gehölze wie ein Bilderrahmen, als räumliche Gliederung (Hecken), als Fixpunkt in der Garten-Perspektive, als Hingucker (Solitäre), als Partner der krautigen Pflanzen, als Dickicht, Nist- und Nährgehölz für Tiere.“

Soeren von Hoerschelmann, Landschaftsarchitekt in Hamburg.
Soeren von Hoerschelmann, Landschaftsarchitekt in Hamburg. © Privat

Dazu kommen der bildschöne Anblick von Gehölzen mit Winterblüten (zum Beispiel Bodnant-Winterschneeball und Winterblühende Heckenkirsche), mit buntem Herbstlaub (viele Ahorn-Arten), leckeren Früchten (Felsenbirne) und mit einer schier unendlichen Vielfalt in Habitus und Wuchsformen – von hängend bis straff aufrecht stehend, von säulen-, kegel- oder kugelförmig.

Wichtig: Bei Gehölzen die Wuchsform beachten

Vor dem Kauf von Gehölzen für den Hausgarten gilt daher es einiges zu beachten – schließlich sollen die Gewächse ja für längere Zeit das Gartenbild prägen und zum Grundstück passen. Der Gartenarchitekt empfiehlt daher, sich grundsätzlich vor Augen zu führen, dass Gehölze unterschiedlichen Kategorien zugeordnet werden: „Wenn ich auf einem kleinen Grundstück eine Rotbuche pflanze, also einen Großbaum, ist das doof.“

Buchtipp: Das perfekte Gehölz für jeden Gartenplatz

Zu jedem Baum, jedem Strauch gibt es eine Geschichte – hier werden sie endlich mal erzählt: spannend, unterhaltsam und fachkundig. Die Landschaftsarchitektin Kerstin Abicht von der renommierten Hamburger Baumschule Lorenz von Ehren stellt in ihrem Buch 180 allesamt zukunftsfähige und gartentaugliche Gehölze in Text und Bild vor: vom parktauglichen Großbaum bis zum bodendeckenden Kriechgehölz, von Blüten-, Blatt- und Borken-Schönheiten bis hin zu traditionellen Obstbäumen und immergrünen Überlebenskünstlern, von eleganten Solitärbäumen über sinnliche Duftspender bis hin zu grünen Schnittkunstwerken, für die der Begriff „Hecke“ beinahe eine Beleidigung ist.

Die Porträtaufnahmen der Bäume verraten viel über ihre Wuchseigenschaften und Gartenwirkung, die Beschreibungen ihrer arttypischen Eigenheiten und Bedürfnisse helfen uns dabei, genau das richtige Gehölz für den eigenen Garten zu finden – mit etwas Glück und Zuwendung für ein ganzes langes (Baum)Leben lang.
Info: Gehölze hoch zwei: 180 Bäume und Sträucher für die Gartengestaltung, Kerstin Abicht, 191 Seiten, Ulmer, 29,95 Euro.

Besser sei es, maximal einen kleinkronigen Hausbaum (zum Beispiel die Eberesche, auch Schwedische Mehlbeere genannt) zu wählen, an dem man dann später nicht dauernd herumschnippeln muss. ´Sorbus´ mache auch als Hochstamm eine gute Figur. „Solitäre wie etwa die Kupfer-Felsenbirne kann man auch „aufasten“, also durch Schnitt vom strauch- zum baumförmigen Wuchs umerziehen, damit die Pflanze in Bodennähe weniger Platz braucht“, sagt von Hoerschelmann. Im Prinzip nähmen große Gehölze auf diese Weise weniger nutzbaren Platz auf dem Boden weg als kleine. Wobei sie natürlich auch zum Standort (sonnig/schattig) passen sollten.

Große Artenauswahl bei Bäumen und Sträuchern

Zu den weiteren Kriterien wie Ökologie, Naschfaktor und Lieblingspflanzen-Potenzial sowie – beim Standort auf Terrasse und Balkon – ihre Eignung als „mobiles Grün“ kommt die wichtige Funktion der Gehölze als Widerpart und Ergänzung zu den blühenden Stauden des Sommers und als Trostspender gegen winterliche Tristesse, was immergrünen Formgehölzen wie Buchs, Stechpalmen oder Kugel-Zwergkiefern auch hervorragend gelingt. Neben der beliebten Felsenbirne gibt es in der Kategorie Großstrauch natürlich noch etliche andere sehenswerte Kandidaten: Vom Japanischen Blumenhartriegel (Cornus kousa) bis zu den in Farbe und Form vielseitigen Flieder-Sorten (Syringa), die in einem milden Herbst mit einer Nachblüte überraschen können.

Violette Blätter, rosa Blüten: Schwarzer Holunder (Sambucus ´Black Lace´).
Violette Blätter, rosa Blüten: Schwarzer Holunder (Sambucus ´Black Lace´). © Gisela Busch

Von besonderem Nährwert als Bienenweide ab August bis Ende Oktober – also zu einer Zeit, in der es für die Insekten in der Natur kaum noch etwas zu holen gibt, ist der „Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauch“(Heptacodium miconioides). Der Strauch mit dem ungewöhnlichen Namen und der späten Blüte gilt immer noch als Geheimtipp in deutschen Gärten. Ein Hingucker ist auch die Japanische Blütenkirsche (Prunus ´Accolade´). „Einer meiner Lieblinge ist der Pflaumenblättrige Weißdorn (Crataegus prunifolia) mit seinen Rispenblüten und später den scharlachroten Vogelbeeren. Zunehmend als Solitär beliebt ist die schlanke Säulen-Hainbuche (Carpinus betulus ´Frans Fontaine´). Mit dunkelrotem Laub und rosa Blüten ist der Schwarze Holunder (Sambucus ´Black Lace´) eine aparte Erscheinung. Duftende, rote Blüten treibt der sommergrüne Chinesische Wachsstrauch (Calycanthus ´Hartlage Wine´).

Mit ihrem ausladendem Wuchs sind Sträucher wie Sommerspiere (Spiraea) und Pfeifensträucher (Philadelphus) auch ohne Laub sehenswert. Zu den dekorativsten Solitärgewächsen zählt neben der Felsenbirne der Pagoden-Hartriegel (Cornus controversa). Mit besonderen Blütenformen warten die Japanische Prachtglocke (Enkianthus campanulatus) und das Pfaffenhütchen (Euonymus alatus) auf, wobei letzteres dank seiner flügelartigen Korkleisten in puncto Attraktivität noch einen draufsetzt. Wem es bei Gehölzen vor allem im Wortsinn auf das Holz ankommt, für den führt an Zimtahorn (Acer griseum) und Rotem Schlangenhaut-Ahorn (Acer capillipes) kein Weg vorbei.

Solitärgehölz-Klassiker: die Kupfer-Felsenbirne.
Solitärgehölz-Klassiker: die Kupfer-Felsenbirne. © Grünes Medienhaus

Tipp für Gartenumbau: Altgehölze erhalten

Will man einen bestehenden Garten umgestalten, sind mitunter manche Altgehölze im Weg. Oft, so bedauert Soeren von Hoerschelmann, würden diese, ohne nachzudenken, entfernt. Dabei würden leider ganz schnell mal immense Werte vernichtet. Zudem dauere es eine sehr lange Zeit, bis zum Beispiel ein nachgepflanzter Rhododendron wieder eine ansehnliche Größe erreicht habe.

„Einen Garten ohne Not blank zu machen, ist für mich eine fachliche Bankrotterklärung,“ kritisiert von Hoerschelmann, der den Erhalt und die Wiederverwendung alter Gehölze sehr wichtig findet. Zum Einen würden Altgehölze dem neuen Garten gleich Charakter geben und machten ihn besonders. Zum anderen schone man so natürlich etliche Ressourcen. Rhododendren zum Beispiel lasse sich auch in fortgeschrittenem Alter „fast beliebig verpflanzen“. Außerdem könne man ihn toll „aufasten“, also zu einem baumförmigem Wuchs erziehen, wenn er zu groß werde.

Andere Gehölze seien da schon schwieriger: Das sehr weitreichende Wurzelwerk des Flieders etwa lasse sich für einen Umzug nur sehr schlecht in einen Ballen verpacken.

Duftende Blüten treibt der Wachsstrauch (Calycanthus ´Hartlage Wine´).
Duftende Blüten treibt der Wachsstrauch (Calycanthus ´Hartlage Wine´). © Gisela Busch

Ein Schnitt muss oft nicht sein: Lassen Sie Gehölze wachsen, wie sie wollen

Beim Thema Gehölze fragen viele Gartenbesitzer als Erstes nach dem Schnitt: Wann, wie oft und vor allem wie muss man zur Schere greifen? Dazu sagt Soeren von Hoerschelmann: „Kein Gehölz muss geschnitten werden, wenn es sich einfach nur entwickeln darf. Gründe für einen Schnitt sind entweder ästhetischer Natur – also gestaltend – oder sie dienen der Gesunderhaltung, etwa, wenn Äste ausgebrochen sind oder die Statik nicht mehr funktioniert. Oder aber die Gehölze werden zu groß. „In dem Fall liegt der Fehler stets in der Vergangenheit, denn es wurde schlicht die falsche Pflanze für diesen Ort ausgewählt.“

Je mehr man einmal durch Schnitt ins Wachstum eingreife, desto mehr müsse man in den folgenden Jahren nachschneiden. Und: Grundsätzlich gelte alles, was an zehn Zentimeter Schnittfläche herankomme, als schon zu groß: So eine Verletzung könne die Pflanze meist nicht mehr selbst heilen.

Gut schnittverträglich sind grundsätzlich alle Heckenpflanzen. „Dagegen mag etwa ein Goldregen meiner Beobachtung nach gar nicht geschnitten werden.“ Blutpflaumen etwa würden nach einem Schnitt zwar wie wild wachsen, litten aber danach mittelfristig öfters unter Pilzkrankheiten. Häufig werde gefragt, warum ein Gehölz nicht wächst. Dafür gebe es viele mögliche Gründe, etwa diese: zu tief gepflanzt, Bodenverdichtung, Staunässe, falscher pH-Wert, zu wenige oder zu viele Nährstoffe, Wasser- oder Lichtmangel.

(Von Gisela Busch)

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