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Ideen für Minigärten: Ein Wohlfühlort braucht nicht viel Platz

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Von: Gisela Busch

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Sitzplatz an einem Haus: Eingerahmt von einer sommerbunten Pflanzengesellschaft aus Stauden und Kübelpflanzen in Kiesbeeten.
Sitzplatz mit Aussicht: eingerahmt von einer sommerbunten Pflanzengesellschaft aus Stauden und Kübelpflanzen in Kiesbeeten. ©  Soeren von Hoerschelmann

Der Garten soll unser grünes Wohnzimmer sein. Ein verlängerter Teil des Hauses und Rückzugsort, wo wir entspannt der Natur nachspüren können – gestaltet nach dem Geschmack seiner Bewohner. Doch was tun, wenn die Oase nur so Handtuchgroße hat? Gartenarchitekt Soeren von Hoerschelmann weiß, was zu beachten ist, damit auch ein Minigarten unverwechselbar wird.

Zum Glück lassen sich sogar Handtuchgrundstücke in Garten-Oasen verwandeln, weiß von Hoerschelmann, der einst Landschaftsplanung an der Uni Kassel studiert hat. Der Hamburger Landschaftsarchitekt vergleicht die Gartengestaltung gern mit einer Musik-Kompostition. Wichtig sei ein harmonischer Dreiklang aus Pflanzen, Wasser und Steinen. „Misstöne fallen im kleinen Garten viel stärker auf“, sagt der Gartenkomponist und erklärt im Gespräch, wie selbst ein Minigrundstück unverwechselbar wird. (Alle Garten-Artikel finden Sie hier.)

Soeren von Hoerschelmann aus Hamburg ist Landschaftsarchitekt
Soeren von Hoerschelmann hat in Kassel studiert und ist Landschaftsarchitekt in Hamburg. © Privat

Wer Gärten gestaltet, muss auf Räume, Sichtachsen und Trennelemente achten. Wie wirken die?

Gegenfrage: Wie wohnlich ist ein kahler 200-Quadratmeter-Raum? Genau: Gar nicht. Wie im Haus, geht es auch im kleinen Garten darum, den Raum zu gliedern und wohnlich zu gestalten. Statt blickdichter Wände setzt man auf Gestaltungselemente wie Pflanzen, Steine und Wasser – je nach Topografie. Stufen zum Beispiel sind ja im Prinzip sehr niedrige Wände und markieren ganz subtil Räume. Je bewegter das Gelände, desto höher die Stufen/Wände, desto deutlicher die Raumbildung. Hecken erfüllen einen ähnlichen Zweck. Auch ein Solitärgehölz, ein Strauch, ein Beet – all das kann meinen Blick lenken.

Grüne Oase auf 90 Quadratmetern: Kiespfade zwischen den Beeten laden zum Entdecken ein, Hainbuchen bilden den Rahmen.
Grüne Oase auf 90 Quadratmetern: Kiespfade zwischen den Beeten laden zum Entdecken ein, Hainbuchen bilden den Rahmen. © Soeren von Hoerschelmann

An der Gartengröße lässt sich ja nichts ändern. Welche optische Wirkung hat das Prinzip „Vergrößern durch Verkleinern“?

„Vergrößern durch Verkleinern“ heißt: Gerade kleine Gärten, die viel weniger Platz für „Räume“ haben, profitieren von einer klugen räumlichen Aufteilung, weil sie dadurch größer wirken. Mit Glück lassen sich auch Elemente außerhalb des Grundstücks in die visuelle Gestaltung integrieren. Die sogenannte „geborgte Landschaft“ kann etwa ein großer Baum im Nachbarsgarten sein. Bei aller Gestaltungsfreude sind aber auch Pausen wichtig wie in einer Komposition: Musik ohne Pausen ist Lärm. Wenn ich also ein üppiges Beet am Haus habe und ein solches auch am Ende des Gartens, sollte es zwischendurch mal eine Pause geben. Das ist dann die Stelle, in der ich mit allen rasengläubigen Bauherren einen Konsens finde. Ganz Mutige verstehen auch, dass die Terrasse nicht zwangsläufig am Haus kleben muss und freuen sich später, mitten im Grünen zu sitzen. Da stellt die Platten-, Kies- oder Holzfläche die Pause dar.

Welche Kunstgriffe sorgen für Überraschungen und welche Fehler sind zu vermeiden?

Was macht das eigene Grundstück einzigartig? Handtuchgarten klingt erst mal beliebig, aber auch dort gibt es eine Nachbarschaft, eine Hochbauarchitektur, eine Himmelsausrichtung, Baumbestand, Bodenbeschaffenheit und Geländeform sowie die Wünsche der Bewohner: Daraus entsteht ein Grundthema: Gräser oder Blüten? Kiesflächen oder Rasen? Baum oder Strauch? Räume sind wichtig, die Proportionen sollten stimmen. Man hüte sich vor „Streifengärten“: Also Hecke, dann Beet, dann Weg, dann Rasen, dann Beet, dann wieder Hecke – langweiliger kann es nicht werden. Es gibt keine räumliche Gestaltung, alles ist sofort überschaubar. Überraschungen rufen aber nicht: „Hier“. Zieht mich die Neugier in den Garten, weil ich etwas nur erahne, dann muss ich den Raum entdecken und durchschreiten, weshalb er mir größer erscheint: Ein „Davor“ verspricht ein „Dahinter“, das im Idealfall wieder ein „Davor“ ist. Höre ich den Wasserstein nur, mache ich mich auf die Suche danach. Wenn ich dann hinten im Garten daneben sitze und zum Haus blicke, habe ich im wahrsten Sinn des Wortes einen Perspektivwechsel.

Grauwacke-Blöcke dienen als Sitzplätze neben dem duftenden Perlmuttstrauch.
Grauwacke-Blöcke dienen als Sitzplätze neben dem duftenden Perlmuttstrauch. © Soeren von Hoerschelmann

Wie erzeugt man mit Pflanzen, Wasser und Steinen einen harmonischen Dreiklang?

Steine verwenden wir zur Raumgliederung und als befestigte Fläche zum Verweilen. Das Material sollte eine angenehme Haptik haben und wertsteigernd altern dürfen. Etwas, dass nicht aufwendig „sauber“ gehalten werden muss, sondern dem Flechten, Moose und Fugengrün gut zu Gesicht stehen. Wenn die Mauer mit Moos besser aussieht als ohne, ist viel gewonnen. Wasser ist der ultimative Turbo für das Leben im Garten. Es reicht schon ein Sprudelstein, der uns dieses magische Element näher bringt: Es gluckst und plätschert, die Sonnenstrahlen brechen sich darin, Insekten kommen zum Trinken, Vögel zum Baden.

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Ein Rasen mit trauriger Heckenborte – so sehen viele kleine Gärten aus. Ihre Botschaft: Schau, wie langweilig ich bin! Oft fehlt es den Grundstücksbesitzern schlicht an Vorstellungskraft, wie dieses öde Schmalspurgrün in einen sinnvoll bepflanzten Wohlfühlort umgewandelt werden könnte. Diplom-Biologin Ulrike Aufderheide liefert eine Fülle klug durchdachter Gestaltungskonzepte zum Nachgärtnern für ganz unterschiedliche Problemgrundstücke – Pflanzenlisten und Gartenpläne inklusive. Wir lernen, wie Grundstücksgrenzen „verundeutlicht“ und Diagonalen betont werden, um Weite zu simulieren und selbst kleinste Winkel liebevoll hergerichtet werden können. Fugenpflanzen machen Wege lebendig und Wasserspiele erfreuen Menschen ebenso wie Tiere.

„Kleiner Garten naturnah“ von Ulrike Aufderheide, Pala-Verlag, 19,90 Euro.

Pflanzen sind die Seele des Gartens. Mit ihnen kann ich Stimmungen schaffen und Jahreszeiten markieren. Mit heimischen, nektarreichen und fruchttragenden Pflanzen locke ich Tiere an und bekomme damit eine Menge zum Beobachten. Wenn ein Beet aus wenigen, unkomplizierten Staudenarten besteht, die in üppiger Menge gepflanzt sind, wirken kleine Gärten großzügiger und die Pflege ist auch für Laien machbar. Also: lieber wenige, dafür aber große Beete. Je weniger Platz, desto wichtiger die Beschränkung. Da funktioniert eine Monokultur aus einem Ziergras genauso gut wie eine bunte Blütenmatrix – gerade bei geringen Pflanzenkenntnissen empfiehlt sich eine Kombination aus wenigen konkurrenzstarken Stauden, dann kann mit der Pflege nicht allzu viel schief gehen. Ansonsten gilt das Motto der großartigen englischen Gartenlady Beth Chatto: „Right place, right plant.“

Welche Rolle spielt das sogenannte „Layering“, also die geschickte Kombination von Pflanzen an einem Ort?

Je kleiner die Fläche, desto wichtiger die Vertikale. Ist kein Platz für ausgedehnte Sträuchergruppen, muss ich Gehölze und Stauden kombinieren. Das Gehölz muss eine Staudenunterpflanzung ermöglichen, darf also keine Äste kurz über dem Boden haben und sollte seinen typischen Habitus entwickeln dürfen. Felsenbirnen etwa kann man wunderbar zu lockeren Schirmen erziehen und auch in Höhe und Breite durch Schnitt gut kontrollieren. Mit einer Blutpflaume braucht man das gar nicht erst zu versuchen. Wenn es schnell dicht werden soll, sind auch „Opferpflanzen“ denkbar, die erst Masse geben, aber nach ein paar Jahren Platz für das machen, was man eigentlich möchte. Die Pflege ist also das ultimative Gestaltungswerkzeug.

Ein Wasserstein am Kiesweg in einem kleinen Stadtgarten.
Ein Wasserstein am Kiesweg steckt voller Magie: Tropfen glitzern im Licht, Vögel kommen zum Baden, Insekten zum Trinken. © Soeren von Hoerschelmann

Pflanzungen sind lebendig und verändern sich mit den Jahren. Was gilt es hier zu beachten?

Neulich war ich einem kleinen Garten, in dem sage und schreibe zwei Süßkirschen, zwei Apfelbäume und eine Magnolie sowie noch einige Sträucher gepflanzt waren. Auf meine Aussage, ein Apfelbaum dürfe bleiben, gab es erst mal lange Gesichter. Der Faktor Zeit wird von den meisten Laien (und leider auch etlichen Kollegen) völlig außer Acht gelassen. Da werden Gehölze gepflanzt, als hätte man eine Bundesgartenschau zu bestücken. Nach ein paar Jahren wird dann „der Gärtner“ gerufen und das Gehölz gnadenlos malträtiert. Der Effekt: Genau dort, wo weniger sein sollte, wächst durch diese falsche Pflege noch mehr, alles gerät außer Form und am Ende sind die Gartenbesitzer frustriert.

Was darf nach Ihrer Meinung auch im kleinsten Garten nicht fehlen und was ist total entbehrlich?

Stein, Wasser, Pflanze – die drei Grundelemente. Ein zweiter Sitzplatz ist sicher immer gut, muss gar nicht besonders befestigt sein und kann auch irgendwo unter dem Apfelbaum sein. Apfelbäume sind sowieso klasse, weil sie nicht riesig werden, schön blühen und Früchte geben. Nirgends sitzt es sich besser als unterm Apfelbaum. Und klar, Rasen ist wirklich kein Muss. Absolut verzichtbar im Garten ist Plastik in jeder Form: Sei es als WPC-Kunststoff-Terrassendiele oder Maulwurfsgitter. Beides lehnen wir rundheraus ab.

(Von Gisela Busch)

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