O Nadelbaum, wie mies ist dein Image: Ehrenrettung für Koniferen
Nadelgehölze haben in der heutigen Gartengestaltung einen schweren Stand. Einst als Vorgarten-Must-haves inflationär oft gepflanzt, ging es mit ihrem Image bald steil bergab. „Sehr schade“ findet das Gartenbauingenieur Volker Lange aus Kassel: „Koniferen sind genügsam und können sich im freien Stand zu markanten und eindrucksvollen Baumgestalten entwickeln“. Eine Ehrenrettung haben sie in Klimawandelzeiten auf jeden Fall verdient.
„Langweiler“, „Spießergewächs“ und „Friedhofsbaum“ lauten noch die schmeichelhafteren Attribute, mit denen die anspruchslosen Gehölze landläufig oft bedacht werden. Auch eine Folge des Koniferen-Hypes der 1970er-Jahre, als Scheinzypressen, Lebensbäume, Wacholder und Fichten als Garten-Allzweckwaffe derart inflationär häufig eingesetzt wurden, bis niemand mehr sie leiden konnte.
Gartenbauingenieur Volker Lange aus Kassel meint dazu: „Im Hausgarten setzen kleinwüchsige Sorten gerade im Winterhalbjahr immergrüne Akzente und bilden im Sommer ideale dunkle Kulissen für Rot oder Weiß blühende Ziersträucher und starkwachsende Kletterrosen. Als Heckenpflanzen sind sie sowieso immer noch unersetzlich.“
Von fast allen Koniferen gibt es inzwischen viele Züchtungen, die sich durch Wuchsstärke, Wuchsform oder Nadelkleid von den ausladenden Naturformen unterscheiden und auch in kleineren Gärten nicht den Rahmen sprengen.
Der Name „Koniferen“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „Zapfenträger“. Oft werden Koniferen auch als Nadelgehölze bezeichnet. Genau genommen sind aber nicht alle Pflanzen aus dieser Gruppe Nadelbäume. So sind zum Beispiel Zypressengewächse ebenfalls Koniferen.
Schon gewusst? Der Gingko trägt Laub, aber ist mit den Koniferen eng verwandt
Auch wenn er wie ein Laubbaum aussieht: Der Ginkgo (Ginkgo biloba) ist botanisch mit den Koniferen eng verwandt und wird bis zu 30 Meter hoch. Er gilt als lebendes Fossil, ist robust, resistent gegen Hitze und Schädlinge und existierte schon zur Zeit der Dinosaurier und viele Millionen Jahre davor – lange bevor es überhaupt Laubgehölze gab. In China wird von tausendjährigen Exemplaren mit berichtet. Für den Hausgarten eignet sich die niedrige und kompakt wachsende Sorte „Princeton Sentry“.
Gezielt und in Maßen eingesetzt, können Koniferen sogar ein wichtiger Bestandteil naturnaher Gärten sein. Eine kleine Auswahl:
- Scheinzypresse (Chamaecyparis lawsoniana): Zusammen mit dem Lebensbaum hat wohl keine andere Koniferenart so sehr zum schlechten Image der Nadelbäume beigetragen wie die Scheinzypresse. „In den 1960/1970ern massenhaft gepflanzt, ist sie zum Inbegriff hässlicher Koniferengärten und trostloser Kübelbepflanzzungen geworden“, sagt Lange. Zu Unrecht: Einzelne, geschickt platzierte und mit den richtigen Partnern kombinierte Exemplare können sich durchaus zu markanten Gartenbewohnern entwickeln.
- Wald-Kiefer (Pinus sylvestris): Sie sprengt nach Jahrzehnten zwar auch den Hausgarten, punktet aber mit lockerem, malerischem Wuchs und kann durch Schnitt gut im Zaum gehalten werden. Alte Bäume mit lichter Krone lassen sich mit Ramblerrosen und anderen wüchsigen Kletterpflanzen kombinieren. Zudem gibt es kleinbleibende Sorten, die keinen regelmäßigen Schnitt brauchen.
- Orientalische Gold-Fichte (Picea orientalis ´Aurea´): Ein besonderer Baum, der im Gegensatz zur Rotfichte mit zehn bis zwölf Metern deutlich kleiner als diese bleibt. Der Jahresaustrieb im Mai ist leuchtend gelb und vergrünt im Laufe des Sommers.
- Nordmann-Tanne (Abies nordmanniana): Benannt nach dem finnischen Botaniker Alexander von Nordmann, der sie im 19. Jahrhundert bei einer Kaukasus-Exkursion entdeckt hat, wächst sie rasch bis zu 30 Metern Höhe. Dank des dichten Nadelkleids inzwischen der meistverkaufte Weihnachtsbaum.
- Bastard-Zypresse, (Cupressocyparis leylandii): Der Nadelbaum für Ungeduldige: Keine Konifere wächst rascher (Jahrestriebe von einem Meter), weshalb 20 Meter Höhe schnell erreicht sind. Gefällig sind seine schuppenförmigen Nadeln und der lockere Wuchs. Wegen sehr guter Schnittverträglichkeit auch als Hecke geeignet, ohne dass er seinen Charakter verliert.
- Urweltmammutbaum (Metasequioa glyptostroboides): Sommergrüne Ausnahme-Konifere mit seltener, rostroter Herbstfärbung und rötlichbraunem, markant verdickt und verdreht gewachsenem Stamm, der besonders im Winter auffällt. Wie der Ginkgo ein lebendes Fossil, das erst 1941 in China als lebende Pflanze wiederentdeckt und weltweit verbreitet wurde.
- Andentanne (Araucariea araucana): Vom Erscheinungsbild her die ungewöhnlichste Konifere. Sie besticht im Wortsinn mit aufffallend großen, dunkelgrünen und mit scharfer Spitze versehenen Blättern, die Zweige und Stamm vollständig schuppenartig bedecken. Der bizarr wirkende Baum ist zweihäusig und kann 1000 Jahre alt werden. Weibliche Exemplare werden 30 Meter hoch, männliche nur halb so groß.
- Zuckerhut-Fichte (Edel-Picea glauca ´Conica´): Rar gewordener Klassiker der 1950/1960er Jahre mit markant-kegelförmigem Wuchs und absolut dichtem Nadelkleid –ein „perfektes Formgehölz für Faule“, sagt Lange. Obwohl regelmäßiger Schnitt nicht erforderlich ist, gerät der bis zu vier Meter hohe Baum nie aus der Form, sonniger Standort mit frisch-feuchtem Boden vorausgesetzt.
- Grüner Pfitzer-Wacholder (Juniperus x media ´Pfitzeriana´): Anspruchslose Wacholder-Sorte, die Fehlschnitte sehr verübelt, wie verstümmelte alte Exemplare (oft in Eingangsbereichen von Wohnblocks) zeigen. Bei freiem Stand mit viel Platz aber – drei Meter Höhe und mindestens sechs Meter in der Breite – entwickelt sich der Wacholder in Jahrzehnten zu einer äußerst eindrucksvollen, bis zum Boden benadelten, immergrünen Gartengestalt.
- Hibalebensbaum (Thujopsis dolabrata): Die hierzulande seltene, bis zu zehn Meter hohe Konifere mit attraktiven, schuppenartigen, flach angeordneten Nadeln, die ledrig wirken, stammt aus Japans Gebirgen. Sie liebt hohe Luftfeuchtigkeit und einen freien Platz, wo sie sich zum malerischen, oft mehrstämmigen Baumkunstwerk entwickelt.
- Zwerg-Muschelzypresse (Chamaecyparis obtusa ´Nana Gracilis´): Mit muschelförmigen Nadelnestern, ausladender, unregelmäßiger Verzweigung und eigenwilliger Kronenstruktur ist der langsam wachsende Kleinbaum (drei Meter) ein Star der Gartenkultur – nicht nur in der Heimat Japan. Wegen Staunässe-Empfindlichkeit ist eine Bodendrainage wichtig.
- Sibirischer Teppichwacholder (Microbiota decussata): Der seltene Bodendecker erinnert an einen Lebensbaum, ist gut schnittverträglich und wächst kriechend. Im Winter verfärbt sich die Pflanze bronzegrün, um im Frühjahr wieder frischgrün auszutreiben. Foto: Gisela Busch
Weihnachtsbaum im Topf: Etwas teurer, aber dafür nachhaltig
So kennt man das alle Jahre wieder: Die Feiertage sind noch nicht vorbei, da rieseln schon die Nadeln. „Nachhaltiger als ein abgesägter Weihnachtsbaum ist da ein Baum im Topf, der später in den Garten gepflanzt werden kann“, sagt Gartenbauingenieur Lange.
Allerdings seien getopfte Tannenbäume (neben Nordmann-Tannen meist Fichten oder Kiefern) deutlich teurer, zudem aufgrund des Erdballens schwerer und nur bis zu einer transportablen Höhe erhältlich. Weil die Aufzucht von Tannenbäumen im Topf aufwendig und teuer ist, die Nachfrage aber groß, werde zuweilen mit der Qualität geschummelt: Freiland-Bäume würden im Herbst ausgegraben, in Töpfe gesteckt und als Topf-Weihnachtsbäume verkauft. „Diese überleben auch die Festtage noch scheinbar gut, wachsen dann im Garten aber oft schlecht an, weil sie über zu wenig Wurzeln verfügen“, sagt Lange. Hochwertige Weihnachtsbäume werden dagegen schon länger im Topf kultiviert – erkennbar am fest durchwurzelten Ballen, bei dem die Feinwurzeln schon aus dem Loch im Topfboden herauswachsen.
Der Topf-Baum muss nachdem Kauf gleichmäßig feucht (nicht nass) gehalten werden, sollte so lange wie möglich im Freien bleiben und erst kurz vorm Fest ins Haus gebracht werden. Bei Frost braucht er einige Tage Akklimatisierung im kühlen Keller oder Treppenhaus, ebenso beim Umzug an seinen endgültigen Platz im Garten, der baldmöglichst nach dem Fest erfolgen sollte.
Nicht vergessen: Immergrüne Gehölze verdunsten auch im Winter Wasser. Bleiben Niederschläge aus, sollten sie gegossen werden.
(Von Gisela Busch)