Ohne Phlox im Garten fehlt dem Sommer was

Vor allem in romantischen Bauerngärten hat die Flammenblume – bei Gartenfreunden besser bekannt unter ihrem botanischen Namen „Phlox“ – seit Jahrzehnten ihren festen Platz. Während der Jahresmitte verbreitet sie ihren betörend lieblichen Sommerduft im ganzen Garten. Doch die Klimaveränderungen setzen auch dieser altmodischen Staude zu - wir erklären, wie es mit dem Gartenklassiker weitergeht.
In ihrer nordamerikanischen Heimat wächst die Hohe Flammenblume (Phlox paniculata) nicht nur flussbegleitend auf feuchten Wiesen und auf Berghängen, sondern kommt häufig in lichten Wäldern, Waldlichtungen und savannenartigen Szenerien vor. In unseren Gärten blüht sie unermüdlich und farbenprächtig über Wochen hin. Für viele Insekten, vor allem Schmetterlinge, ist die Prachtstaude eine wichtige Nahrungsquelle, an der während der Sommermonate Hochbetrieb herrscht.
Klimaschwankungen und vor allem Frühjahrstrockenheit machen hierzulande der einst von dem Potsdamer Gartenphilosophen, Staudenzüchter und Phlox-Liebhaber Karl Foerster hochgelobten Staude („Ein Garten ohne Phlox ist ein Irrtum!“) aber immer mehr zu schaffen.
Braucht das Land womöglich ganz neue Phloxe, die in den Gärten der Zukunft Bestand haben? Oder ist die hochgelobte Gartenstaude – genau 90 Jahre nachdem erste Foerster’sche Phlox-paniculata-Sorten (siehe Artikel unten) in den Handel kamen und in der Gartenwelt für Begeisterung sorgten – dem Untergang geweiht?

„Ein Auslaufmodell ist Sommerphlox sicher nicht“, sagt Cornelia Pacalaj, Versuchsingenieurin für Garten- und Landschaftsgestaltung bei der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Erfurt, wo Phloxe in den Sichtungsjahren 2019 bis 2021 auf ihre Gartentauglichkeit getestet wurden. „Bei den zuletzt sehr geringen Jahresregenmengen war die Sichtung der hohen Gartenphloxe eine Herausforderung, der nur wenige, besonders widerstandsfähige Sorten gewachsen waren“. Diese könne man aber empfehlen (siehe Hintergrund), sodass die Duftstauden-Klassiker selbst in weniger begünstigten Regionen auch weiterhin zum Gartenbild gehören werden – wäre doch ein Verzicht auf die leuchtenden, wirkungsvollen Blütendolden von Juli bis September geradezu eine „Versündigung gegen den Sommer“, zitiert Pacalaj den Staudenpapst Karl Foerster.
Vom Frühjahr bis zum Herbst erfreuen die verschiedenen Arten und Sorten des Phlox, der Staude des Jahres von 2006, mit ihren farbenfrohen, reichhaltigen und mitunter herrlich duftenden Blüten. Die Pflanzen erreichen je nach Art eine Höhe von fünf bis 140 Zentimeter. Sie sind daher sowohl als Leit- oder Begleitstaude in Rabatten zu verwenden und lassen sich hervorragend mit anderen Pflanzen kombinieren.
Die Pflanze gedeiht grundsätzlich auch im Halbschatten, wo die Bodenbedingungen etwas feuchter und damit günstiger sind. Allerdings rät Pacalaj davon ab: „Die Wirkung von Phlox entfaltet sich am besten in der Sonne“, gerne an einem sonnigen bis halbschattigen Platz, etwa zwischen weit auseinanderstehenden Gehölzen, die aber genügend Licht gewähren müssen. Die meterhohen Blütenkuppeln gerne in der vollen Sonne, wünscht sich die Staude jedoch für den „feuchten Fuß“ eine Mulchschicht und eine gute Nährstoffversorgung. „Grasschnitt, dünn aufgebracht, hat sich bei mir im eigenen Garten hervorragend bewährt“, sagt Pacalaj, der biete beides – Düngung und Mulchung – und sei, ganz im Sinne Foersters, perfekt für den „intelligenten faulen Gärtner“.

Am besten wirke Phlox immer in Kombination mit anderen Beet-Stauden und Sommerblumen, wie etwa Chrysanthemen. „Gute Gesellschaft mit Sonnenauge (Heliopsis), Sonnenbraut (Helenium) oder verschiedenen Astern der nordamerikanischen Hochgrasprärie verringert zudem die Gefahr von Pilzkrankheiten wie Echtem Mehltau oder Bakterien- oder Wurmbefalls.“ Generell sinke dieses Risiko, wenn man auf Monokulturen verzichtet und auf gleichmäßig feuchten, aber gut durchlässigen Boden achtet. Phosphorbetonte, organische Düngergaben wie etwa Kompost oder Stallmist fördern den Blütenreichtum.
Phloxe gibt es in riesiger Artenvielfalt
Phlox ist so vielseitig, dass er praktisch in jedem Garten einen Platz finden kann. Man findet die Flammenblume als einjährige Pflanze oder mehrjährige Staude, hochgewachsen oder als kriechenden Bodendecker. Von der riesigen Vielfalt zeugen diese Arten:
Phlox amplifolia – Großblatt-Phlox
Phlox arendsii – Frühsommer-Phlox
Phlox divaricata – Wald-Phlox
Phlox douglasii – Polster-Phlox
Phlox glaberrima – Vorsommer-Wander-Phlox
Phlox idahonis – Vorsommer-Phlox
Phlox maculata – Wiesen-Phlox
Phlox paniculata – Hoher Staudenphlox
Phlox stolonifera – Wander-Phlox
Phlox subulata (Teppichphlox oder Polsterphlox )
Die alte Gärtnerregel „Schnitt fördert das Wachstum“ gilt – neben vielen hohen Blütenstauden – auch für hochwachsende Phlox-Sorten. Als Sommer- bis Spätsommerblüher eignen sie sich bestens für den so genannten „Chelsea Chop“ im Frühsommer. Dieser Rückschnitt habe zur Folge, dass die Blüte noch üppiger ausfalle. „Rückschnitt im Mai bringt kräftig blühende Phloxe herbei“, weiß die Gartenbauingenieurin aus Erfahrung. Da man während der Phlox-Sichtungsjahre 2019 bis 2021 aus Gründen der Gleichbehandlung an allen zehn deutschen Prüfstandorten nicht habe zurückschneiden dürfen. Erst im Mai dieses Jahres durften die Erfurter Gärtner dann wieder die Schere bei den noch stehenden Phloxen ansetzen. Der stabilisierende und blütenfördernde Effekt sei schon deutlich zu sehen. foto: privat/nh
Infos gibt es unter staudensterne.de sowie bei der Staudengärtnerei Gaissmayer in Ilertissen. Eine Anleitung für den Chelsea-Chop gibt es hier.
Phlox-Sorten für die Zukunft
Bei der Phlox-Sichtung an zehn Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigt sich überall, dass neue Sorten von Phlox paniculata durchaus bessere Garteneigenschaften zeigen, was Standfestigkeit, geringeres Verkahlen und eine lang anhaltende und schöne Blüte betrifft. Gesamteindruck und Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge wurden stärker gewichtet als Winterhärte, Standfestigkeit, Reichblütigkeit und Blütenschmuckwirkung. Spitzensorte des gesichteten Sortiments war mit drei Sternen Phlox paniculata ‘Christine‘. Zu den hervorragend bewerteten Sorten gehörten ‘Winnetou’ und ‘Minnehaha’, von denen Erstere eine sehr frühe und lang anhaltende, kräftig rosaviolette Blüte mit hoher Leuchtkraft bietet. Ebenso wurden ‘Augenstern‘ und ‘Spätsommer‘ für ihren hohem Gartenwert ausgezeichnet, wobei die Blüten der Letzteren hellviolettrosa blühenden Auslese mit purpurrotem Auge entgegen dem Namen bereits Mitte Juli erscheinen. ‘Minnehaha’ bietet füllige Blütenstände in hellen, sanft rosa-violetter Tönung mit auffälligem roten Auge im Zentrum der Blüte und hat als sehr gute Sorte ebenfalls zwei Sterne verdient. Weitere Zwei-Sterne-Sorten sind die recht wüchsigen und großblütigen Sorten ‘Apanatschi’ und ‘Tecumseh’.
Als gebürtiger Erfurterin lag Cornelia Pacalaj lag die wegen ihrer dunkelrotbraun gefärbten Stängel auffallende Sorte ‘Erfurt‘ besonders am Herzen: „Sie neigte leider zu mangelnder Standfestigkeit wegen der sehr großen, schweren Blüten“, bedauert Pacalaj. Ein Manko, dass die mit „nur“ einem Stern prämiierte Schönheit aber mit den richtigen „Beetpartnern zum Anlehnen“ durchaus wettmachen könne.

Von „Wennschondennschon“, „Puderquaste“ & Co.

Mit blumigen Sortennamen setzte einst der Staudenpapst Karl Foerster dem Phlox ein Denkmal. Die erste Phlox-Züchtung, die von Karl Foerster in Potsdam 1932 selektiert wurde, trug den etwas seltsamen Namen ‘Wennschondennschon’. Der Legende nach war die ungewöhnliche Bezeichnung der schlechten Laune des Gartenpapstes am Tag der Namensgebung geschuldet. Unzufrieden mit sich habe er sich vom Ausruf seiner Frau inspirieren lassen und der hübschen, violettroten Sorte mit dem sternförmigen weißen Auge eben diesen Namen gegeben.

Kreativ war der Staudengroßmeister auch bei anderen Phlox-Sorten: Feurig glüht ‘Düsterlohe’, legendär und weiß geäugt präsentieren sich ‘Schneerausch’ und ‘Dorffreude’, zartrosa duftet ‘Puderquaste‘. Vor allem bei rotblühenden Sorten wetteifern ‘Augustfackel‘, ‘Brandkarmin‘, ‘Brandriese‘ und ‘Elmsfeuer‘ um die treffendste Assoziation der Farbe Rot. Als Pendant im Staudenbeet für seine 1934 kreierte lachsrosa ‘Eva Foerster’ (nach der Gattin) empfahl der Züchter nichts Geringeres als ein himmlisches Blau: den Rittersporn Delphinium Elatum-Hybride ‘Berghimmel’ – eine der ältesten, noch erhaltenen Foerster-Sorten.
Info: Alle Karl-Foerster-Staudenzüchtungen von A bis Z unter findet man auf der Website gartenliteratur-de.
(Von Gisela Busch)