Die schönsten Langzeithelden und Lückenfüller für den Garten

Während manche Stauden bezaubernd, aber kurzlebig sind, haben andere das ewige Leben
Manche neugekaufte Staude legt, kaum ins Beet gepflanzt, mit einem fulminanten jährlichen Blütenfeuerwerk los. Aber leider nicht für immer: Schon nach der vierten oder fünften Gartensaison lässt die Wuchsfreude sichtbar nach, das einstige Prachtexemplar kümmert vor sich hin oder geht gleich ganz ein.

Andere Stauden haben dagegen scheinbar katzengleich sieben Leben und strotzen über Jahre und Jahrzehnte geradezu vor Blühfreude und Wachstumsenergie. „Die Liste solcher Langzeithelden im Staudenreich ist lang, wird aber zweifellos angeführt von den Pfingstrosen (Päonien), die problemlos 50 und mehr Jahre alt werden können“, erklärt Gärtnermeister Dieter Gaißmayer aus Illertissen/Allgäu.
Augenweiden mit Kurzauftritt im Beet
Zu den Stauden, die in der Regel weniger langlebig, aber dennoch eine Augenweide sind, gehören zum Beispiel Prachtkerze (Gaura lindheimeri), Eisenkraut (Verbena bonariensis) und Duftnessel (Agastache). „Mit ihrem (meist) kurzen Auftritt eignen sie sich hervorragend als Lückenfüller oder Platzhalter für eine Übergangszeit, bis etwa langsamer wachsende Nachbarstauden nach Jahren ihre volle Ausbreitung erreicht haben“, so Gaißmayer.
Gedeihen auch von äußeren Faktoren abhängig
Hobbygärtner hätten oft die Erwartung, dass jede neu erworbene Pflanze nun zuverlässig und über Jahre an ihrem Standort überdauern werde – ein frommer Wunsch, denn ihr Gedeihen sei neben den typischen Pflanzeneigenschaften auch von vielen äußeren Faktoren abhängig, wie Bodenbeschaffenheit, Standorteignung, Klima und Nährstoffversorgung. Was diese Einflüsse angehe, müsse man sich um echte Langzeithelden wie die vielleicht schon von der Großmutter eingepflanzten Pfingstrosen auch nach einem halben Jahrhundert kaum Gedanken machen.
Kurzlebig, aber üppig in der Vermehrung
Aber auch weniger ausdauernde Gartenschönheiten haben sie wegen ihrer Attraktivität auf jeden Fall einen Platz im Beet verdient. Ihre kurze Puste bei der Lebenserwartung machen sie nämlich zumeist mit massenhafter Vermehrung durch Sämlinge wett, sodass die Pflanzenart keineswegs aus dem Garten verschwindet. „Wächst einem zum Beispiel die Kinderschar aus den spät reifenden Samen des Patagonischen Eisenkrauts irgendwann über den Kopf, kann man die verblühten Samenstände auch im Spätsommer entfernen – oder im Frühjahr die Jungpflänzchen mit den lanzettförmigen, gezähnten Blättern einfach auszupfen“, empfiehlt Gaißmayer.

Verjüngen durch Teilen
Den ausdauernden Flammenblumen (Phlox) habe der Potsdamer „Staudenpapst“ Karl Foerster einst nachgesagt, dass sie „älter werden können als ein Landpfarrer, wenn man sie nur hin und wieder umziehen lässt“. Eine Gärtner-Anekdote, in der ein durchaus ernst gemeinter Ratschlag steckt: Durch Teilung lassen sich die meisten krautig wachsenden Stauden nämlich nicht nur beliebig oft vermehren („Aus eins mach vier, fünf oder sechs“), sondern auch stärken, weil durch die Teilung das Wurzelwachstum angeregt wird.
Stecklinge und Samen sorgen für Nachwuchs
Horstbildende Pflanzen, wie etwa die Prachtkerze (Gaura), werden zwar oft als „Stauden“ im Handel angeboten, sind aber eigentlich Halbsträucher, die verholzen – und können daher nicht mit dem Spaten geteilt, sondern nur über Stecklinge oder Samen vermehrt werden.

Stauden, die – einmal am artgerechten Ort gepflanzt – für sehr lange Zeit Freude machen, gibt es für alle Standorte von sonnig bis (halb)schattig. Keinesfalls fehlen sollte im Schattenbeet Dieter Gaißmayers „absoluter Liebling“: die Funkie (Hosta). Mit ihrer erstaunlichen Arten- und Sortenzahl – vom daumennagelkleinen Winzling bis zu riesigen Exemplaren in allen möglichen Formen, Panaschierungen und Grüntönen – lässt die Blattschmuckstaude keine Wünsche offen – nicht selten ein Gartenleben lang.
Informationen: Staudengärtnerei Gaißmayer, Tel. 07303 608960.
Stauden mit Ausdauer - eine Auswahl für den Garten
Pfingstrosen (Päonien): Entfalten am richtigen Platz über Jahrzehnte ihre ganze Schönheit und können auch im Alter, falls erforderlich, problemlos geteilt werden – etwa bei Standortwechsel oder zur Vermehrung. Verholzende Baum- oder Strauchpäonien wachsen langsamer und werden (im Gegensatz zu einziehenden Staudenpäonien) nicht geschnitten. Sie können über 100 Jahre alt werden.
Funkien (Hosta): Erobern problemlos auch schattige und trockene Gartenplätze und begeistern mit immer neuen Farb- und Form-Varietäten bei über 4000 registrierten Sorten auch viele Pflanzensammler. Attraktive Blattschmuck-Staude mit eher schlichten Blütenrispen in Weiß und Violett-Tönen.
Flammenblume (Phlox): Typische sommerblühende und duftende Bauerngarten-Staude. Vielzahl von vitalen Sorten, unter ungünstigen Klimabedingungen Neigung zu Mehltau. Vermehrung und Verjüngung durch Teilung oder Stecklinge. Entwicklung der Sorten ist stark abhängig vom regionalen Standort.
Kandelaber-Ehrenpreis (Veronicastrum virginicum): An sonnigem Standort ein dauergesunder, bis zu 150 Zentimeter hoher Prachtkerl, der nährstoffreiche und nicht zu trockene Böden schätzt. Harmoniert auch optisch gut mit dem ebenfalls langlebigen
Wasserdost (Eupatorium fistulosum): imposante Staude (bis 180 Zentimeter) mit architektonischer Wirkung und großen Blütenbällen (Bienenweide). Markante Erscheinung als Solitär im Staudenbeet oder am Teichrand.

Färberhülse, auch: Indigolupine (Baptisia): Unkomplizierte Präriestaude, die dank ihrer langen Pfahlwurzeln auch längere Trockenperioden gut übersteht, aber Ortswechsel schlecht verkraftet. Auffällige Schmetterlingsblüten (je nach Sorte Weiß, Gelb oder Violett) und attraktive Samenhülsen. Mit dem Laub wurde einst Stoff gefärbt.
Silberkerze (Cimicifuga): Braucht etwas Zeit zur Entwicklung, bringt dann aber immer im Herbst mit weißen bis zartrosa Blütenkerzen viel Licht in schattige Areale.

Nicht für die Ewigkeit - aber unverzichtbar: Kurzzeit-Schönheiten
Prachtkerze (Gaura lindheimeri): Verholzende Halbstaude mit langen Blütenstielen, deren langen Einzelblüten (in weiß, rosa oder fliederfarbig) sich nacheinander öffnen. Daher entsteht der Eindruck einer sehr langen Blütezeit vom Frühjahr bis zum ersten Frost. Gefällt der nicht zuverlässig winterharten, aber sehr attraktiven Staude ihr Standort, erfreut sie über mehrere Jahre lang. Vermehrung durch Stecklinge und Samen.
Patagonisches Eisenkraut (Verbena bonariensis): Staude mit grazilem, architektonischem Wuchs mit violetten Blüten auf sparrigen, hohen Stängeln, die über dem Beet zu schweben scheinen.

Duftnessel (Agastache rugosa): Liebt die Sonne und wird von Hummeln, Wildbienen und anderen Insekten gerne als Nahrungsquelle angeflogen. Am richtigen Standort sind die Pflanzen nicht nur langlebiger, sondern säen sich auch reichlich selbst aus. Ältere Pflanzen fallen oft der Winternässe zum Opfer.
Spanisches Gänseblümchen (Erigeron karvinskianus ‘Blütenmeer’): Dauerblüher, an sonnigen Natursteinmauern der dichte Polster bildet und milde Winter überdauert, sonst eher kurzlebig. Reichliche Samenbildung.
Violetter Schöterich (Erysimum Hybride ‘Bowles Mauve’): Die Goldlack-Rarität für Steingärten ist bedingt winterhart, blüht lila bis violett und wächst in Freiland und Kübel als kräftiger Busch.
Schleierkraut (Gypsophila): Die Pflanze bildet luftig-leichte Blütenwolken mit Vorliebe für mageren, kalkhaltigen und unbedingt durchlässigen Boden. Bei Staunässe verfaulen im Winter die Wurzeln.
Blauminze (Nepeta prattii): niedrige Form der ausdauernderen hohen Katzenminze mit leuchtend blauen Blüten. Vermehrung an sonnigem Standort durch Selbstaussaat.
(Von Gisela Busch)