100 Tage Bürgermeister von Warburg: Es geht um Leerstand, Stadtentwicklung und Hallenbadneubau

100 Tage nach seinem Amtsantritt als Bürgermeister der Hansestadt Warburg hat der aus Volkmarsen stammende Tobias Scherf (CDU) eine erste Zwischenbilanz gezogen. Bei einer Videokonferenz berichtete er von seinen ersten Amtshandlungen und seinen Erfahrungen als Chef einer 250-köpfigen Stadtverwaltung mit eigenen Stadtwerken
Warburg / Volkmarsen - Scherf bedauerte, dass er bei seinem Amtsantritt wegen der geltenden Coronaregeln keine Mitarbeiterversammlung habe abhalten können. 40 Prozent der städtischen Mitarbeiter arbeiteten im Homeoffice.
Er selber bemühe sich, jeden Tag im Rathaus anwesend zu sein, obwohl er als alleineinziehender Vater auch Verpflichtungen bei der Betreuung seiner schulpflichtigen Kinder habe. Die Haushaltsberatungen im Rat der Stadt und seinen Ausschüssen seien durchweg per Videokonferenz gelaufen.
Herausforderung für städtische Verwaltung
Scherf: „Wir haben schließlich als Stadt eine Vorbildfunktion. Wenn Einzelhändler trotz guter Hygienekonzepte geschlossen bleiben müssen können wir im Rathaus nicht weitermachen als gebe es kein Corona.“
Überhaupt hätten seine schwersten Entscheidungen der vergangenen Wochen mit Corona zu tun gehabt: Das städtische Ordnungsamt arbeite unter Hochdruck. Die IT-Abteilung habe alle Hände voll zu tun, um das Homeoffice zu organisieren.
Scherf: „Schulen gut ausgestattet“
Eine ungewöhnliche Herausforderung sei für ihn die Ausstattung der Warburger Schulen mit Lüftungssystemen gewesen. Für rund 90.000 Euro seien 21 CO2-Ampeln für Schulklassen angeschafft worden. Die Systeme seien so geschaltet, dass die Lehrer ein Signal auf ihr Handy bekommen, sobald wieder gelüftet werden muss.
Überhaupt seien die Warburger Schulen nach seinem ersten Eindruck sehr gut ausgestattet. Die Digitalisierung sei schon weit fortgeschritten. Noch im Laufe des Frühjahrs werde ein Metropolitan Area Network MAN fertiggestellte, mit dem die Schulen noch schnellere Internetanschlüsse erhalten sollten.
Stadtentwicklung hat Vorrang
Er habe im Dezember im Rathaus die digitale Ratsarbeit eingeführt. Ähnlich wie im Volkmarser Rathaus würden nun nicht mehr alle Sitzungsunterlagen zig-fach kopiert und an alle Kommunalpolitiker verteilt. Nun werde der komplette Sitzungsdienst umgestellt, wovon sich der Stadtverwaltung enorme Einsparungen bei Kopierpapier und Kopierzeit verspricht. Scherf: „Wir wollen aber auch die Abläufe dahinter auf digital umstellen und Arbeitsabläufe neu organisieren.“
Noch wichtiger seien aber die Stadtentwicklung und der Kampf gegen Leerstand in der Altstadt. Aus dem Sofortprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen zur Förderung der Innenstädte habe Warburg 110.000 Euro erhalten. Damit könnten Ladenpachten subventioniert und nachhaltige Geschäftskonzepte erarbeitet werden.
Sorge künftiges Gesicht der Innenstadt
Scherf wirbt beim Warburger Einzelhandel für die Teilnahme an der digitalen Handelsplattform „ReMaPla“ (für: Regionaler Marktplatz). Mit deren Hilfe könne es hoffentlich gelingen, auch in Coronazeiten Umsätze in der Stadt zu halten.
Schließlich sei zu befürchten, dass die Auswirkungen des Corona-Lockdowns auf den Einzelhandel zu fundamentalen Veränderungen in den Innenstädten führen werden. Darauf müsse die Stadtpolitik mit guten Konzepten eine Antwort geben.
Nächstes großes Thema der Kommunalpolitik für die kommenden Jahre wird wohl die Planung eines neuen, innenstadtnahen Hallen- und Freibades sein. (Elmar Schulten)