Kindheitstraum erfüllt: In 1892 Stunden riesige Weihnachtspyramide gebaut

In vielen Wohnzimmern drehen sie sich derzeit: Weihnachtspyramiden. Doch das Exemplar von Jens Tanzmann ist sicher einzigartig. Insgesamt 2,20 Meter misst die handgemachte Pyramide. Mehr als vier Jahre hat er daran gearbeitet.
Bad Arolsen-Mengeringhausen - In der ganzen Wohnung finden sich selbst gemachte Pyramiden, Krippenfiguren und Lichterbögen, doch der besondere Blickfang reicht bis knapp unter die Decke: Eine reich verzierte Weihnachtspyramide, bestehend aus sechs Etagen. 1892 Stunden hat Jens Tanzmann daran in seiner Werkstatt im Keller gearbeitet, gut viereinhalb Jahre hat es gedauert, sagt der Conti-Arbeiter. „Das war ein Kindheitstraum von mir.“
Schon als Dreijähriger habe er angefangen mit der Laubsäge zu arbeiten, erzählt er. Kein Wunder, kommt er doch aus Zschopau im Erzgebirge. Weihnachtspyramiden sind fester Bestandteil der Volkskunst dort, die Leidenschaft hat er vor Jahrzehnten mit in die neue Heimat Mengeringhausen gebracht.

Früher sei es im Erzgebirge vor allem um den Bergbau gegangen, unter anderem seien Silber, Uran und Eisen abgebaut worden, erzählt der 60-Jährige. Doch viel verdient hätten die Bergleute nicht und deshalb begonnen, zu schnitzen und zu drechseln, um etwas dazuzuverdienen. Die Holzarbeiten sind geblieben und heute eng verknüpft mit dem Erzgebirge.
Die Vergangenheit seiner Heimat findet sich auch an der Pyramide: Bergleute reihen sich auf der fünften Etage nebeneinander, samt Werkzeugen, entsprechender Kleidung und Hüten. Auch eine Ebene darunter finden sich hart arbeitende Menschen: Handwerker wie Schuster und Bäcker hat Tanzmann dort verewigt. Tiere wie Schafe, Gänse und Schweine sind auf der dritten Etage, darunter tummeln sich Rehe, Wildschweine und Jäger, ebenso sind Bäume zu sehen. Auch christliche Komponenten finden sich: Auf der ersten Ebene halten Soldaten Wache bei Christi Geburt, ganz oben dagegen, auf Etage sechs, schweben einige Engel.
Die Figuren, die sich im Innern der Pyramide auf Tellern drehen, hat Jens Tanzmann gekauft. Doch alles andere ist Handarbeit. Ohne Vorlage entstanden, alles selbst bemessen und berechnet, fein säuberlich mit einer Laubsäge aus Sperrholz ausgeschnitten, erzählt er. 40 Sägeblätter hat er während der Arbeit an der Pyramide verschlissen und zwei Lötkolben. Mit diesen hat er die Konturen der Figuren dunkel hervorgehoben.

Angetrieben werden die Flügel der Weihnachtspyramide traditionell mittels Kerzenwärme. Doch die 24 Kerzen, die rundherum an Tanzmanns Exemplar angebracht sind, sind unecht. Angesichts der Größe der Pyramide sei es zu gefährlich gewesen, echte Kerzen zu nutzen. Deshalb versteckt sich ganz unten ein kleiner Motor, der das Flügelrad in der Höhe antreibt. Erst vor kurzem hat Jens Tanzmann den Motor eingebaut und damit die Arbeit an seinem Kindheitstraum endgültig abgeschlossen.
Ist Weihnachten vorbei, wird die rund 20 Kilo schwere Pyramide Etage für Etage abgebaut, sorgfältig verpackt und sicher verstaut – bis zum nächsten Jahr. Genau wie die anderen – selbst gemachten oder geerbten – Pyramiden und Lichterbögen, die die Wohnung der Familie schmücken. jj
