Aus nach 30 Jahren: Korbacher Autohaus Behlen schließt im Sommer

Nach 30 Jahren in Korbach ist Schluss: Das Autohaus Behlen schließt Ende Juli für immer. Das Betriebsgelände in der Briloner Landstraße ist verkauft, ein Korbacher Veranstaltungstechnik-Unternehmen wird es künftig nutzen.
Korbach – „Es hat sich sehr kurzfristig die Möglichkeit ergeben, unser Betriebsgelände in der Briloner Landstraße zu verkaufen. Diese Gelegenheit haben wir wahrgenommen“, erklärt Geschäftsführer Holger Behlen (58). Große Umbrüche in der Branche haben ihm die Entscheidung, den Geschäftsbetrieb komplett einzustellen, leichter gemacht: „Opel hat zum 31. Mai europaweit alle Händler- und Serviceverträge gekündigt und wird, wie fast alle Hersteller, die Vertriebskanäle auf eine neue Basis stellen.“ Die Gesellschafter des Korbacher Autohauses hätten daraufhin beschlossen, die Zusammenarbeit mit Opel auch nicht als Servicepartner fortzusetzen.
Seit Opel vor fünf Jahren zunächst von PSA übernommen wurde, dies dann in der Stellantis-Gruppe aufging, habe sich die Zusammenarbeit mit dem Konzern wenig positiv entwickelt, kritisiert Behlen. Immer neue Vorgaben und Auflagen kamen hinzu, Unterstützungen, Ansprechpartner, Hilfestellungen fehlten.
Behlen verweist auf einen Bericht des Branchenmagazins „Autohaus“: Demnach klagten Anfang des Jahres Händler von Stellantis-Marken wie Opel darüber, dass Neufahrzeuge seit Monaten nicht mehr angeliefert würden und sie stattdessen die Fahrzeuge selbst abholen müssten. Während einige Händler keine Probleme berichteten, hatten andere Schwierigkeiten, bereits bezahlte Fahrzeuge zu erhalten, die seit mehr als einem Monat auf Lagerplätzen standen und nicht abgeholt werden konnten. Kunden beschwerten sich in der Folge darüber, dass sie ihre Autos nicht bekamen. Erfahrungen, die Behlen bestätigen kann.

Eine EDV-Umstellung habe außerdem dazu geführt, dass es keine geordnete und strukturierte Neuwagendisposition und keine Verkaufsmeldung gebe, heißt es in dem Branchenmagazin. Die Händler mussten sich in den Credit Check bei Stellantis-Banken begeben, was faktisch eine Belieferungssperre bedeutete. Für die nicht ausgelieferten Fahrzeuge mussten die Händler aber Zinsen an die Stellantis-Banken zahlen. Opel verschaffe sich damit einen Liquiditätsvorteil zulasten der Händler, so das Magazin.
Einige Händler berichteten laut „Autohaus“ auch von fehlenden Rückvergütungen für selbst beauftragte Logistikabwicklungen seit September 2022. Es gab auch Probleme mit den neuen Vertriebssystemen, bei denen Zulassungen und Garantieanmeldungen nicht gemacht werden konnten und Verkäufer sich in die Steinzeit zurückversetzt fühlten. All das sind laut Behlen mit Gründe dafür, weshalb das Korbacher Autohaus im Sommer schließen werde.
Zumindest ein Teil der Familientradition endet mit der Schließung des Korbacher Autohauses: Holger Behlens Vater Walter hatte 1963 das „Autohaus Frankenberg“ gegründet und in den Jahren 1978 und 1983 erweitert. 1993 expandierte die Familie nach Korbach und baute dort nach der Übernahme von Opel Schmalz das „Autohaus Behlen“ auf, das im Jahr 2003 in einen Neubau zog. Aktuell hat das Korbacher Autohaus noch 17 Mitarbeiter. Nicht betroffen von der Schließung ist das Autohaus in Frankenberg. Es wird seit 2022 von Holger Behlens Neffe Lukas als freier Händler und Fachwerkstatt weitergeführt.