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Bad Arolser Friedensgebet geht ins zweite Jahr

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Von: Elmar Schulten

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Ökumenisches Friedensgebet in der katholischen Kirche: Am Altar versammelt sind von links die beiden evangelischen Pfarrer Uwe Hoos-Vermeil, Uwe Jahnke, der katholische Pfarrer Peter Heuel und die katholische Gemeindereferentin Dagmar Wieners (von links).
Ökumenisches Friedensgebet in der katholischen Kirche: Am Altar versammelt sind von links die beiden evangelischen Pfarrer Uwe Hoos-Vermeil, Uwe Jahnke, der katholische Pfarrer Peter Heuel und die katholische Gemeindereferentin Dagmar Wieners (von links). © Elmar Schulten

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor einem Jahr treffen sich in Bad Arolsen immer freitags um 19 Uhr Christen und andere besorgte Bürger, um das in diesem Krieg begangene Unrecht anzuprangern und um Frieden zu beten. Neben den Pfarrern der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden kommen hier auch Kommunalpolitiker und betroffene Bürger zu Wort.

Bad Arolsen – Am Jahrestag des Kriegsbeginns kamen am Freitagabend (24. Februar) rund 150 Menschen in der katholischen Kirche zusammen, um ein weiteres Mal die ungerechtfertigte Gewalt zu verurteilen und um an die Qualen der Zivilbevölkerung zu erinnern.

„Jeder Tag Krieg ist einer zu viel, weil Menschen sterben und die Natur zerstört wird“, stellte Pfarrer Uwe Hoos-Vermeil zu Beginn der Andacht fest.

Psalme und Kirchenlieder

Eine musikalische Verneigung vor ihrer ukrainischen Heimat stimmte Olena Zaloga an, als sie ein populäre Kirchenlied über eine friedliches Leben in der Ukraine anstimmte.

Ein populäres Kirchenlied aus ihrer ukrainischen Heimat stimmte Olena Zaloga an.
Ein populäres Kirchenlied aus ihrer ukrainischen Heimat stimmte Olena Zaloga an. © Elmar Schulten

Der katholische Pfarrer Peter Heuel betete mit der Gemeinde einen Psalm, bevor sein evangelischer Amtsbruder Hoos-Vermeil im Gespräch mit Gemeindesekretärin Valeriya Titel über die ganz persönlichen Auswirkungen des Krieges auf das Leben ihrer Familie befragte.

Vielfältige Hilfe für geflohene Landsleute

Die gebürtige Ukrainerin ist vor Jahren nach Arolsen gekommen, der Großteil ihrer Familie lebt noch in der Ukraine. Ihr Schwager wurde bald nach Kriegsbeginn zum Wehrdienst eingezogen. Der Vater von zwei kleinen Kindern war seitdem nur zweimal kurz auf Heimaturlaub. Die Familie lebt in ständiger Angst.

„Jede Minute hoffen wir, dass es aufhört“, sagte Valeriya Titel, die in Bad Arolsen geflüchteten Kindern Deutschunterricht gibt und Familien bei Behördengängen Hilfe leistet.

Vom Dilemma der Waffenlieferungen

In einem theologisch-philosophischen Zwiegespräch tauschten die katholische Gemeindereferentin Dagmar Wieners und der Mengeringhäuser Pfarrer Uwe Jahnke ihre Gedanken über die Frage aus, welche Position ein Christ zu Waffenlieferungen einnehmen müsse. Schnell befinde man sich in einem nicht aufzulösenden Dilemma: „Verweigern wir Waffen, nehmen Menschen Schaden und sterben durch Gewalt. Liefern wir Waffen, nehmen auch Menschen Schaden und sterben.“

Christen träumten von einem gerechten Frieden und Gerechtigkeit für die Opfer. Frieden brauche aber Verständigung und werde nur durch Absprachen gelingen. Das gehe nicht mit dem üblichen Freund-Feind-Denken, sondern eher mit dem Jesus-Wort: „Liebe deine Feinde.“ Feststehe jedenfalls, dass die Kirchen den Menschen Raum zum Beten und zur gegenseitigen Hilfe böten.

Von Propaganda geblendet

Bürgermeister Marko Lambion nannte den Verantwortlichen für Tod und Leid beim Namen. Wladimir Putin sei der Aggressor, der unermessliches Leid über die ukrainische Bevölkerung gebracht habe: „In Deutschland wissen wir nur allzu gut, dass jeder in einem Krieg getötete Mensch, selbst dann, wenn er geblendet von zynischer und menschenverachtender Propaganda freiwillig in diesen gezogen ist, ein schmerzhaftes und vor allem absolut unnötiges Opfer ist.“

Das politische Wort sprach diesmal Bürgermeister Marko Lambion.
Das politische Wort sprach diesmal Bürgermeister Marko Lambion. © Elmar Schulten

Deshalb sei es richtig und wichtig, die Ukraine bei ihrem entschlossenen Widerstand zu unterstützen. Lambion: „Dieser Krieg wütet mitten in Europa und wir sind Teil Europas. Die Menschen in der Ukraine verteidigen die Freiheit Europas und kämpfen auch für unsere Demokratie.“

Hoffnung auf selbstbestimmtes Leben in Frieden

Lambion rief dazu auf, weiterhin die Solidarität mit der Ukraine zu bekunden, auch indem die verhängten Wirtschaftssanktion mitgetragen und ertragen werden.

Schließlich äußerte der Bürgermeister die Hoffnung, dass auch das russische Volk bald die menschenverachtende Propaganda seines Präsidenten durchschaue und seines verbrecherischen Treibens müde werde. Vor allem aber hoffe er, dass die Menschen in der Ukraine bald von der Geißel des Krieges befreit werde und wieder ein selbstbestimmtes und freies Leben führen können. (Elmar Schulten)

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