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Erste Hilfe für alte Puppen: Sprechstunde im Spielzeugmuseum Massenhausen

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Von: Armin Haß

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Zur Reparatur nimmt Gabriela Schmidt (links) eine alte Schildkröt-Puppe von Birgit Pleger (Buchenberg) im Spielzeugmuseum Massenhausen entgegen.
Zur Reparatur nimmt Gabriela Schmidt (links) eine alte Schildkröt-Puppe von Birgit Pleger (Buchenberg) im Spielzeugmuseum Massenhausen entgegen. © Armin Haß

Für viele Puppenmütter ist sie die letzte Rettung: Gabriela Schmidt aus Lichtenau bei Paderborn heilt Teddys und Puppen, die durch allzu starkes Knuddeln oder einfach altersbedingt Arme, Augen oder Ohren eingebüßt haben.

Bad Arolsen-Massenhausen – Beim adventlichen Kaffeenachmittag im Waldecker Spielzeugmuseum in Massenhausen standen die Besitzerinnen von Puppen und Plüschtieren Schlange. Es sind primär Frauen oder Mädchen, die bei der Puppendoktorin um Hilfe bitten.

Auto vollgestopft

Rund 30 Patienten waren es etwa, die Gabriela Schmidt beim adventlichen Treffen in Empfang nahm, registrierte und dann in ihrem Kleinwagen unterbrachte, mit dem sie dann die Heimreise antrat. Das Auto ist nach solchen Terminen oft bis unters Dach vollgestopft.

Daheim wird sie in den nächsten Wochen die Reparaturen vornehmen. Die Puppendoktorin ist im weiten Umkreis gefragt. Bis ins Kasseler Land oder tief ins Sauerland reist sie, um sich die Figuren in ihren Sprechstunden erstmal anzuschauen und dann zur Wiederherstellung mit nach Hause zu nehmen.

Große Nachfrage

Etwa 20-mal war sie inzwischen in Massenhausen. Dadurch hat sie im ganzen Waldecker Land einen guten Ruf als Puppendoktorin. Den meisten Besitzern von wertvollen Schildkröt-Puppen oder Plüschtieren kann sie helfen. Die meisten Kundinnen sind schon länger aus dem Alter herausgewachsen, in dem sie stundenlang mit Puppen spielten.

Die Figuren aus der Kindheit sind ihnen inzwischen ans Herz gewachsen, auch wenn bei mancher Puppe schon ein ausgerenkter Schenkel zu beklagen, ein Wackelauge weg oder der plüschige Rücken des Lieblingsteddys durchgewetzt ist.

Familien-Schätze

Jahrzehnte sind sie alt geworden, so alt wie die Besitzerinnen oder noch älter. Mancher Teddy, manche Puppe wird in der Familie weitergereicht.

Bewegende Geschichten ranken sich um die Kindheitsbegleiter aus Plastik und Kunsthaaren oder Plüsch und Holzwolle. Birgit Pleger aus Buchenberg brachte eine 57 Jahre alte Schildkröt-Puppe ins improvisierte Wartezimmer des Spielzeugmuseums. „Mit ihr habe ich nur wenig spielen können, weil sie teuer war“, berichtet sie. Entsprechend gut erhalten wirkt die Puppe, doch leider hat sie im Laufe der Zeit ein Auge eingebüßt. Eine Enkelin spiele noch mit ihr. Eine gleiche Puppe hat die Schwester von Birgit Pleger.

Beim Puppendoktor gelernt

Für schnelle Reparaturen vor Ort hält Gabriela Schmidt einige häufig benötigte Ersatzteile, Garn , Schere und Nadeln bereit. Doch in den allermeisten Fällen kann es länger dauern, bis die Patienten wieder als geheilt entlassen werden können.

Schmidt sammelt seit 1992 Puppen. Anfangs hat sie defekte Exemplare zum Puppendoktor gebracht. Doch die Reparaturen verschlangen viel Geld. Da erfuhr sie von einem weiteren Spezialisten in Bonn, bei dem sie dann lernte, wie ausgeleierte Arme wieder eingerenkt werden, abgeschrappte Farbe vom Gesicht aufgefrischt wird, Schäden an Köpfen repariert oder fehlende Augen ersetzt werden können.

Fachgerechte Reparaturen

Schmidt wirbt für sich auf der eigenen Webseite http://puppendoktor-lichtenau.de/: „Seitdem repariere ich fachgerecht und mit viel Liebe und Hingabe alte Puppen und Teddybären.“

Dazu werden die Plüschtiere oder Puppen auch schon mal auseinandergenommen, um sie dann mit neuen Stoffen und anderen Teilen wieder zusammenzufügen und wie neu aussehen zu lassen.

Ersatzteile

Daheim hat sie in einem alten Deelenschrank jede Menge Ersatzteile, die bei ihrer vielfach geschätzten Arbeit helfen sollen. Doch kommt es schon vor, dass ihr ausgerechnet die benötigten Teile fehlen, die sie dann irgendwie beschaffen muss.

Die Teddys und Puppen, die sie im Spielzeugmuseum Massenhausen in Empfang nahm, brauchen auf jeden Fall noch Zeit bis ins neue Jahr, bis sie wieder repariert worden sind und ihren Platz in den Familien einnehmen, als tröstende Begleiter in den Arm genommen oder in eine Puppensammlung zurückkehren können. (Armin Haß )

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