Gespräch mit Waldeck-Frankenbergs einziger Tierbestatterin

Wenn ein geliebtes Haustier verstirbt, dann ist der Schmerz bei vielen Tierfreunden, die sich über Jahre an ihre treuen Begleiter gewöhnt hatten, oft genauso groß, als müsste von einem Familienmitglied Abschied genommen werden.
Bad Arolsen – Dann kommt schnell die Frage auf, ob und wie das Tier in angemessener Form begraben werden kann. Nicht jeder hat einen Garten, in dem eine Bestattung nach geltendem Recht sowieso verboten wäre.
So kam Angela Müller auf die Idee, Tierbestattungen als Dienstleistung anzubieten. Sie nahm die verwaltungsrechtlichen Hürden, erfüllte alle Auflagen, die vom zuständigen Regierungspräsidium und dem Veterinäramt kontrolliert werden und ist seitdem Waldeck-Frankenbergs einzige amtlich zugelassene Tierbestatterin.
Urne mit Asche steht in einer Vitrine im Wohnzimmer
Eine ihrer ersten Kundinnen war ausgerechnet ihre Freundin Nancy Waste. Als deren Kater Simba vor einem Jahr, am 26. Dezember verstarb, war für sie gleich klar, dass sie ihm einen ehrenden Abschied bereiten wollte und ihn am liebsten noch lange bei sich behalten wollte.
Von ihrer Freundin, der Tierbestatterin wusste sie, was alles möglich ist, wenn sie ihren geliebten Kater auch nach dessen Tod bei sich haben wollte. Sie entschied sich für eine Kremierung. Die Asche steht in einer kunstvoll gestalteten Urne noch heute in einer Vitrine in ihrem Wohnzimmer.
Enge Beziehung zu Haustieren aufgebaut
Mit ähnlichen Wünschen melden sich immer wieder trauernde Tierfreunde bei ihr, berichtet Angela Müller. Ihre Kunden stellten einen ganz normalen Querschnitt der Bevölkerung dar.
Es sind junge Menschen, alte Menschen, Familien mit Kindern. Sie alle verbindet die enge Beziehung, die sie ihren Haustieren aufgebaut haben. Dann wolle man ein Tier nicht einfach dem Abdecker überlassen.
Ein gutes Gefühl, helfen zu können
Der einzige offizielle Tierfriedhof im Landkreis befindet sich im Korbacher Stadtteil Goldhausen, für viele trauernde Tierfreunde im großen LandkreisWwaldeck-Frankenberg zu weit für regelmäßige Besuche. Daher nehmen viele Kunden der Tierbestatterin das Angebot an, die Asche ihrer lieben Vierbeiner in Form einer kunstvoll gestalteten Urne bei sich in der Wohnung oder im eigenen Garten aufzubewahren.
Für die Einäscherung nimmt Angela Müller die Dienste des Kleintierkrematorium Pietaeta in Dornheim in Anspruch. So addieren sich die Kosten für Kremierung und die Urne. Aber den trauernden Tierfreunden ist dieses Geld gut angelegt, weil auf diese Weise die Erinnerung an den verstorbenen Liebling lange bewahrt werden kann.
Die Tierbestatterin weiß, dass manche ihre Dienstleistung belächeln. Doch für Tierhalter sei das Thema für eine ernste Sache und ihre Dienstleistung werde von wahren Tierfreunden hoch geschätzt. Für sie selber sei es ein gutes Gefühl zu wissen, dass sie einem trauernden Tierfreund helfen konnte.
Dürfen Haustiere im eigenen Garten vergraben werden?
Das Regierungspräsidium in Kassel teilt dazu auf Anfrage mit, dass die Landratsämter im Einzelfall genehmigen können, dass einzelne Haustiere unter bestimmten Voraussetzungen im eigenen Garten vergraben werden dürfen.
Für ein Vergraben im eigenen Garten ist unter anderem Voraussetzung, dass das Grundstück im Eigentum des Tierhalters ist und nicht in einem Wasserschutzgebiet liegt.
Strenge Regeln für Tierbestattungen
Klar geregelt ist auch die Dienstleistung der Tierbestatter, von denen derzeit sechs im Regierungsbezirk Kassel zugelassen sind. Einzige Tierbestatterin in Waldeck-Frankenberg ist Angela Müller aus Bad Arolsen.
Ihre Zulassung erstreckt sich auf das Abholen, Sammeln, Befördern, Lagern, Kühlen und Kennzeichnen von toten Heimtieren, um diese außerhalb einer Tierkörperbeseitigungsanstalt in hierfür zugelassenen Tierkrematorien verbrennen zu lassen.
Dazu müssen die Anforderungen eingehalten werden, die in einer EU-Verordnung geregelt sind. Vor einer Zulassung erfolgt eine Betriebsbegehung durch die Regierungspräsidien zur Überprüfung der Anforderungen. Die laufende Überwachung des Betriebs erfolgt durch die zuständige Veterinärbehörde der Landkreise. (Elmar Schulten)