Ich habe das Gefühl, dass jeder Angst hat, einen Fehler zu machen. Aber warum? Fehler machen uns menschlich und wir lernen daraus. Aber hier, ja, hier darf niemand einen Fehler machen, denn du weißt nie, wer zuschaut und was für Konsequenzen auf dich warten.
Dennoch bin ich sehr froh, dass ich sehr liebe Arbeitskollegen habe, die mich als eine der wenigen Europäerinnen sehr lieb aufnehmen. Die meisten Arbeiter hier kommen aus Indien, Libanon oder Tunesien. Auch auf den Straßen von Doha fühle ich mich sehr willkommen und herzlich aufgenommen.
Generell bin ich der Meinung, dass sich jeder ein eigenes Bild über ein Land verschaffen sollte. Oftmals werden Dinge überdramatisiert und generalisiert. Dies ist ebenso meine Meinung über Katar. Niemand sollte darüber urteilen, der das Land, die Menschen und die Kultur nicht kennengelernt hat. Natürlich ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Aber in welchem Land ist das schon so?
Das 2,7 Millionen Einwohner zählende Emirat Katar liegt an der Ostküste der Arabischen Halbinsel am Persischen Golf. Erdgas- und Erdölvorkommen sind die wichtigsten Erwerbsquellen. Der Staat hat weltweit das höchsten Pro-Kopf-Einkommen. Die Menschenrechtslage im Land gilt jedoch als kritisch. Vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft kamen auf den Stadionbaustellen zahlreiche Gastarbeiter ums Leben. Eine verlässliche Zahl gibt es nicht. In einem Bericht der britischen Zeitung „Guardian“ von Anfang 2021 war von mehr als 6500 toten Arbeitern aus fünf asiatischen Ländern auf den Baustellen des Emirats in den vergangenen zehn Jahren die Rede gewesen. „Amnesty International“ veröffentlichte 2021 die Zahl von 15 021 Toten und beruft sich dabei auf offizielle Zahlen aus Katar. Diese mehr als 15 000 Toten sind zwischen 2010 und 2019 sämtliche verstorbene ausländische Staatsbürger in Katar ohne Bezug auf Todesursache und Tätigkeit. Katar hatte die genannten Zahlen stets zurückgewiesen. Der Generalsekretär des WM-Organisationskomitees, Hassan al-Thawadi, sagte kürzlich im britischen Fernsehsender „Talk TV“: „Die Schätzung ist ungefähr 400. 400 bis 500, die genaue Zahl habe ich nicht. Das ist etwas, das diskutiert wird.“ (lb/dau)