Mutterschaf an der Helser Horselmühle gerissen – war es ein Wolf?

Wie ein Lauffeuer hat sich in Helsen verbreitet, dass in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag vergangener Woche ein Wolf ein Schaf auf einer Weide an der Horselmühle gerissen haben soll.
Bad Arolsen-Helsen – Kurz nach dem Vorfall, am Donnerstag, 9. Februar, gegen 8 Uhr hat ein Landwirt am Waldrand in der Nähe vom Forsthaus Helsen einen Vierbeiner den Feldweg queren gesehen und seine Handykamera gezückt.
Auf dem Video, das der WLZ zugesandt wurde, ist tatsächlich ein Tier zu sehen, das einem Wolf sehr ähnlich sieht. Der verwackelte Film zeigt, wie der Vierbeiner im Wald in Richtung Tiergarten verschwindet.
Amtliche Wolfbeauftragte vor Ort
Für solche Fälle hat das Land Hessen das Wolfzentrum in Gießen eingerichtet, das sich wiederum der Expertise von erfahrenen Forstleute vor Ort bedient.
Der Förster Hakola Dippel aus Volkmarsen ist vom Landesbetrieb Hessen-Forst als „Funktionsbeschäftigter für den Naturschutz“ benannt und hat als solcher eine Fortbildung zum Wolfbeauftragten gemacht. Dabei hat er gelernt, wie nach einer Meldung gerissener Weidetiere vorzugehen ist.
Spurensicherung wie im Krimi
„Tatorte“ dürften nicht verändert werden, Spuren müssen gesichert. Das geschehe etwa mit Fotos vom gerissenen Tier und von den Bisswunden. Auch die überwundenen Hindernisse, etwa Zäune würden begutachtet und vermessen.
Ähnlich wie die Forensiker bei der Kriminalpolizei sichern die Wolfsbeauftragten DNA-Spuren in den Bisswunden der Tiere. Speichelproben können nach eingehender Genanalyse im Labor des Wolfszentrums Aufschluss darüber geben, ob es sich bei dem angreifenden Tier um einen Wolf oder womöglich um einen Schäferhund gehandelt hat.
Weitere Sichtungen in Korbach, Netze und Wolfhagen
Die Auswertung der Spuren kann aktuell aber bis zu drei Wochen dauern, berichtet Dippel. Das wildgenetische Labor der Senckenberg-Gesellschaft in Gelnhausen wertet nämlich Proben aus ganz Deutschland aus.
Offenbar häufen sich derzeit die Meldungen über Wolfssichtungen. In der vergangenen Woche wurde ein einzelner Wolf quasi vor den Toren der Stadt Wolfhagen gesichtet. Zuvor hatte es auch schon Sichtungen im Raum Korbach und Netze gegeben. Nun also auch Helsen.
Ohne Zaun keine Entschädigung
Als erfahrener Jäger und Förster beruhigt Hakola Dippel alle besorgten Waldspaziergänger: Wölfe seien eigentlich sehr scheue Tiere, die den Kontakt mit dem Menschen meiden. Zu Konflikten könne es allenfalls kommen, wenn sich ein Wolf plötzlich einem Hund gegenübersehe. Hundehaltern sei dann nicht anzuraten, sich einzumischen.
Der Helser Schafzüchter wird wohl auf seinem Schaden (rund 350 Euro für das trächtige Mutterschaf) sitzen bleiben. Eine Entschädigung gibt es vom Land Hessen nämlich nur, wenn ein wolfsgerechter Elektrozaun lückenlos, in 90 Zentimetern Höhe installiert wurde. Zum Bau der Zäune gewährt das Land Weidetierhaltern Zuschüsse von rund 1000 Euro pro Kilometer. (Elmar Schulten)