Gartenbauexperte weist in Bad Arolsen Wege zum robusten Garten

Vorschläge für die Gestaltung des Gartens im Klimawandel gab Dr. Florian Bellin-Harder, Landschafts- und Freiraumplaner und Dozent an der Universität Kassel, auf Einladung des Volksbildungsrings Bad Arolsen vor gut 60 Interessierten im Foyer des Bürgerhauses.
Bad Arolsen – Wenn im Märzen der Bauer auf seine Felder ausrückt, machen sich Gartenbesitzer Gedanken über Rasen, Aussaat und Pflanzen auf dem eigenen Grundstück. Der Wechsel von extremer Trockenheit und ebenso extremen Regenfällen erschwert jedoch das Wachstum oder ruiniert Bewuchs.
Kein Patentrezept
„Ich kann es nicht regnen lassen und Ihnen auch keinen maßgeschneiderten Gestaltungsplan vorlegen“, räumte der in Ehringen mit seiner Familie auf einem Bauernhof lebende Bellin-Harder ein.
Mit seinen Empfehlungen gab er einen Rahmen für einen für Dürrezeiten gewappneten Garten, der auch bei starkem Regen nicht geschädigt wird: Wesentlich ist es, das Wasser im Boden zu halten, angepasste, möglichst heimische Pflanzen zu säen oder zu pflanzen, Sträucher und Bäume für eine Beschattung, für die Verbesserung des Wasserhaushalts und die Kühlung zu nutzen und sie sachgerecht zu pflegen. Wer hätte gedacht, dass das Aufhacken der Bodenkrume nach dem Regen seinen Teil dazu beiträgt, wie Bellin-Harder erklärte?
Robuste Sorten gefragt
„Nur die Harten kommen in den Garten“, empfiehlt Bellin-Harder für die Pflanzenauswahl. Ein gutes Beispiel seien die Silbersonnen oder -disteln an der Ortsdurchfahrt in Neu-Berich. Verschiedene Arten sollten ausprobiert werden. Die Konzentration auf eine Sorte birgt das Risiko eines Totalausfalls, sollten sich diese Pflanzen als ungeeignet für Dürrezeiten erweisen. Nach diesem Muster wird gegenwärtig bei der Wiederaufforstung in der Region verfahren.
Mischpflanzungen oder -saaten und die Anlage eines Blühzeiten-Kalenders empfehlen sich nach Auskunft des Experten für die Gestaltung eines Gartens, dessen Pflanzen auch in trockenen Phasen überleben können.
Dichte Vegetation hält Wasser
Vorteilhaft sei eine dichte, bodendeckende Vegetation, die unerwünschte Kräuter niedrig und die Feuchtigkeit im Boden halte. Die Entwicklung zeige auch, dass bisher als Unkraut verpönte, jedoch gegen Trockenheit resistente Sorten gut in einen Garten passen können.
Problematisch sind weite Rasenflächen, die regelmäßig gemäht würden und deren Böden dadurch eher austrockneten. Ein paar Mal mähen im Jahr und die Aussaat speziell geeigneter blühenden Pflanzen seien eine gute Alternative.
Schwierige Bedingungen für Rasen
Schließlich seien die Rasen vor zwei, drei Jahrhunderten aus dem vom Regen begünstigten England abgeguckt worden. In deutschen Gegenden konnte der erwünschte englische Rasen unter schlechteren klimatischen Bedingungen und auf weniger geeigneten Böden nur mit viel Mühe angelegt werden, wie der Gartenbaufachmann erklärte. Hohen Aufwand betrieb dafür unter anderem der durch seine Gartenanlagen berühmt gewordene Fürst Pückler.
Bellin-Harder gab Tipps für eine bessere Organisation der Gärten und die Befestigung von Flächen und Wegen, die zugleich eine Versickerung von Niederschlagswasser ermöglicht.
Ungeeignet gegen Unkraut
Er riet von einer Verwendung von Steinen oder Rindenmulch ab, um Unkraut fernzuhalten. Auf längere Sicht geschehe das Gegenteil, denn Bodensubstrat fliege an und biete die Basis für Pflanzen. Keimlinge von Ahorn und anderen Bäumen begännen auf Mulchflächen zu sprießen und seien nur schwer zu entfernen.
Flämmen, der Einsatz von Herbiziden, heißes Wasser oder Salze brächte auch nichts gegen Unkräuter, bestimmte Pflanzen würden auch diese Methoden aushalten.
Letztlich ist es nach Auffassung von Bellin-Harder auch eine Frage, ob man das ungeplante Wachsen von Pflanzen als Scheitern begreife oder ob man eine Balance zwischen der Kultivierung des Gartens und dem Zugeständnis zur natürlichen Entwicklung findet. (Armin Haß )