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Wilhelm Müller war 25 Jahre lang Arolsens hochgeschätzter Zeremonienmeister

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Von: Elmar Schulten

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Ich bau dir ein Schloss: Zusammen mit seinem Nachfolger Tobias Rückschloß präsentiert Wilhelm Müller ein Schlossmodell aus Papier.
Ich bau dir ein Schloss: Zusammen mit seinem Nachfolger Tobias Rückschloß präsentiert Wilhelm Müller ein Schlossmodell aus Papier. © Elmar Schulten

„Jede Stadtverwaltung könnte einen Wilhelm Müller gebrauchen“, schwärmte der frühere Arolser Bürgermeister regelmäßig, wenn Marktleiter und Tourismuschef Wilhelm Müller mal wieder eine knifflige Situation entschärft oder eine größere Veranstaltung reibungslos über die Bühne gebracht hatte.

Bad Arolsen – Inzwischen hat Wilhelm Müller fünf Bürgermeistern loyal zugearbeitet. Zum Jahreswechsel wird er in den Ruhestand verabschiedet. Damit geht im Arolser Rathaus eine Ära zu Ende.

Egal ob Hessentag, Barockfestspiele, 300-Jahr-Feier oder der alljährliche Viehmarkt: In den vergangenen 25 Jahren gab es in Arolsen keine Feier ohne Müller.

Elektriker, Zeitsoldat, Tausendsassa

Dabei war der Zuständigkeitsbereich des bestens vernetzten Mengeringhäusers noch erheblich weiter gefasst: Als Leiter des Fachbereichs Touristikservice und Kultur war Müller auch für die Heilquelle Schlossbrunnen, den Twistesee, die Städtepartnerschaften, die Wanderwege und letztlich auch für die Museen zuständig.

All das war Wilhelm Müller, 1957 in Mengeringhausen das Licht der Welt erblickte, nicht in die Wiege gelegt. Er absolvierte eine Lehre als Energieanlagenelektroniker und verpflichtete sich dann zunächst für zwei, dann für zwölf Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr.

Gute Drähte ins Arolser Fürstenhaus

So wurde er Hörsaalfeldwebel an der Artillerieschule und Bataillonstruppführer im Panzerartilleriebataillon 65. Zum Ende der Dienstzeit absolvierte er eine weitere Berufsausbildung als Technischer Betriebsassistent, entschied sich dann aber für eine Karriere bei der Stadt Bad Arolsen, wo er 1987 eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten aufsattelte.

Den Bullen bei den Hörnern gepackt: Markus Hampe, Wilhelm Müller und Fabian Viering werben für den Arolser Viehmarkt.
Den Bullen bei den Hörnern gepackt: Markus Hampe, Wilhelm Müller und Fabian Viering werben für den Arolser Viehmarkt. © Elmar Schulten

Nach Stationen im Friedhofsamt und nach sechs Jahren als Leiter des städtischen Bauhofs wurde Müller 1997 von Bürgermeister Gerhard Schaller für die Organisation der Barockfestspiele dem ehrenamtlichen Förderkreis zur Seite gestellt. Dabei erschienen Müllers gute Drähte ins Arolser Fürstenhaus als gute Voraussetzung für die Festspielorganisation.

Viehmärkte, Festspiele, Staatsbesuch

Gleichzeitig übernahm er die Organisation der städtischen Viehmärkte. Seitdem hat er 25 Viehmärkte und Barockfestspiele mit organisiert. Gerne erzählt er die Geschichte, wie er vor 15 Jahren mit Bürgermeister Jürgen van der Horst nach Köln fuhr, um die renommierte Musikprofessorin Dorothee Oberlinger als Festspielleiterin zu engagieren.

Barockfestspiele 25 jahre organisiert: Dafür dankten Intendantin Dorothee Oberlinger und Bürgermeister Marko Lambion Wilhelm Müller schon im Juni.
Barockfestspiele 15 Jahre organisiert: Dafür dankten Intendantin Dorothee Oberlinger und Bürgermeister Marko Lambion Wilhelm Müller schon im Juni. © Elmar Schulten

Umso unangenehmer war ihm beim Besuch von Königin Beatrix der Niederlande der medial gehypte Fauxpas bei der Auswahl der Flaggen: Die Bild-Zeitung machte sich nämlich in großen Lettern über Arolsen lustig, weil angeblich anstelle der niederländischen Flagge die Farben von Luxemburg gehisst worden waren. Im Nachhinein erwies sich die gezeigte Flagge als die Richtige. Das Blau hatte nur wegen des strahlenden Sonnenscheins zu hell gewirkt, sodass eine Verwechslung mit Luxemburg möglich wurde.

Loyaler Zuarbeiter für fünf Bürgermeister

Immerhin habe es Bürgermeister Jürgen van der Horst an jenem Tag in die gleiche Rubrik der Bild-Zeitung geschafft, wie der amerikanische Präsident George Bush. Der eine wurde als Flop, gewertet, der andere als Top. - Aber wer schafft es schon mit George Bush auf die Titelseite der Bild-Zeitung?

Königin Beatrix der Niederlande 2008 zu Besuch bei ihrem Cousin Wittekind Fürst zu Waldeck und Pyrmont. Mit dabei: Wilhelm Müller (links).
Königin Beatrix der Niederlande 2008 zu Besuch bei ihrem Cousin Wittekind Fürst zu Waldeck und Pyrmont. Mit dabei: Wilhelm Müller. © Armin Haß

So könnte Müller viele Anekdoten von vielen Bürgermeistern erzählen, aber das macht er nicht. Denn er war stets loyal und will auch nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst seiner Maxime treu bleiben.

Viele schöne Erinnerungen

Er nimmt viele schöne Erinnerungen mit: Die Fernsehaufnahmen mit dem Rondo Veneziano gehören ebenso dazu wie die ZDF-Musiksendung mit Marianne und Michael, die auf dem Schlosshof produziert wurde.

Bei vielen dieser Veranstaltungen war Müller das Bindeglied zur fürstlichen Familie, denn er genießt seit früher Jugend das Vertrauen von Fürst Wittekind, mit dem er einst bei Turnieren ritt.

Nächste große Aufgabe: Das Freischießen in Mengeringhausen

Als Vorsitzender des Reitvereins und des Turn- und Sportvereins Mengeringhausen (TuSpo) hat Müller auch ehrenamtlich schon Großes geleistet. Sein wichtigstes Ehrenamt wird ihn auch in den kommenden Jahren noch fordern: Schließlich hat der Vorsitzende der Schützengesellschaft Mengeringhausen zusammen mit seinem Vorstand die Verantwortung für die Organisation des Mengeringhäuser Freischießens.

Symbolische Geste: Als Vorsitzender der Historischen Schützengesellschaft Mengeringhausen überreicht Wilhelm Müller dem Grafen Heinrich dem Eisernen (Markus Köhler) das Schwert.
Symbolische Geste: Als Vorsitzender der Historischen Schützengesellschaft Mengeringhausen überreicht Wilhelm Müller dem Grafen Heinrich dem Eisernen (Markus Köhler) das Schwert. © Armin Haß

Geschätzt ist Wilhelm Müller auch bei den Schaustellern des Viehmarktes, die ihm beim letzten Viehmarkt unter seiner Leitung die silberne Ehrennadel des Schaustellerverbandes überreichten.

Stolz auf Tourismus-Umsätze

Auch in der belgischen Partnerstadt Heusden-Zolder hat Wilhelms Müller einen guten Klang, weil er über viele Jahre Fritz Schubert und Jozef Smets, die Väter der Städtepartnerschaft begleitete und auch nach Fritz Schuberts Tod die Partnerschaft am Leben erhält.

Wilhelm Müllers Herz hängt am Tourismus, weil er weiß, wichtig zahlende Gäste für die Region sind. So rechnet Müller vor, dass jede der rund 140.000 Gästeübernachtungen rund 120 Euro Umsatz in die Region bringt. Von diesen 17 Millionen Euro kämen über Gewerbe-, Einkommen- und Umsatzsteuer rund 500.000 Euro im städtischen Haushalt an.

Müllers Nachfolger im Fachbereich Touristikservice und Kultur ist Tobias Rückschloß. Zusammen mit Claudia Wagener war er schon sei Jahren eng in die Organisation von Viehmarkt und Barockfestspielen eingebunden. (Elmar Schulten)

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