In Waldeck-Frankenberg werden drei Stationen betrieben – am Edersee, in Willingen und in Bad Wildungen. Die Pflegestationen sind untereinander über Landkreis- und Bundeslandgrenzen in Deutschland oft gut vernetzt, um durch Weitergabe von Tieren die bestmögliche Pflege zu ermöglichen, erläutert die Pressesprecherin des RP Kassel.
Aktuell wird eine Wildkatze gepflegt. Wildkatzenfunde sind selten, da die Wildkatze das Geheck versteckt anlegt und extrem scheu ist. In ganz Nordhessen wurden bislang ein bis zwei Kitten pro Jahr in Auffangstationen aufgenommen – 2021 waren es laut Regierungspräsidium Kassel insgesamt drei Tiere aus verschiedenen Landkreisen und ungewöhnlich spät im Jahr. Dadurch können sie erst im Frühjahr wieder ausgewildert werden.
Die Gefahr einer Fehlprägung durch die längere Haltung sei sehr gering, heißt es, da die Wildkatze genetisch einen „extremen Freiheitsdrang“ mitbringe und die Fähigkeit zu jagen. Fellproben des Senckenberg-Instituts weisen genetisch nach, ob es tatsächlich Wildkatzen sind und nicht wildkatzenfarbige Hauskatzen, so genannte Blendlinge.
Thekla Pfeiffer (62) betreibt in Bad Wildungen eine Reitanlage mit Schwerpunkt Therapeutisches Reiten. Die Wildungerin beschäftigt zwei Mitarbeiter und eine Auszubildende und wird von ehrenamtlichen Helfern unterstützt. Die Diplom-Pädagogin unterhält seit 15 Jahren eine Wildtierauffangstation und hat in dieser Zeit zahlreiche verletzte, schwache und kranke Wildtiere aufgepäppelt und wieder ausgewildert.
Darüber hinaus widmet sich die Papageienkennerin der Nachzucht exotischer Vögel, die in ihren angestammten Heimatländern im Bestand gefährdet sind. Pfeiffer ist verheiratet mit Manfred Ellerbrock, Logopäde und Krimiautor (Pseudonym Lukas Erler), hat zwei erwachsene Söhne und ein Enkelkind. Im Haus der Familie sind darüber hinaus sechs Pflegekinder aufgewachsen.
In Wildtierpflegestationen kümmern sich die Mitarbeiter um verletzte, kranke oder lebensschwache Wildtiere. Darunter sind Opfer von Verkehrsunfällen, aber auch Tiere in gesundheitlich schlechter Verfassung.
Derzeit melden Tierfreunde zahlreiche Igel, die aus Sicht der Finder so kurz vor der Winterruhe in bedenklichem Futterzustand sind. Den bewerten erfahrene Pflegestationen bei der Kontrolle der Tiere oft anders. Zuweilen werden so viele Wildtiere abgegeben, dass die Stationen dem Ansturm nicht gewachsen seien, gibt Katrin Walmanns, Sprecherin des Regierungspräsidiums in Kassel, zu bedenken.
„Leider werden viele Tiere als „hilfsbedürftiger Pflegefall“ von Bürgern betrachtet, welche nicht wirklich hilfsbedürftig sind“, betont die Pressesprecherin der Behörde. Einige Betreiber von Auffangstationen und auch Tierärzte möchten deswegen nicht auf einer Liste von Pflegestationen im Internet erscheinen, „um nicht mit riesigen Mengen von Fundtieren „geflutet“ zu werden“, erläutert Walmanns.
Durch Aufklärung und Informationsweitergabe durch verschiedene Akteure werde versucht, das nötige Wissen zu streuen, damit nur noch die wirklich hilfsbedürftigen Tiere bei den Pflegestellen landen. Diese Stationen sind den Naturschutzbehörden, der Polizei, Jägern und Naturschutzverbänden wie BUND oder NABU bekannt und die Kontaktdaten würden im Einzelfall weitergegeben.
In Waldeck-Frankenberg werden laut Katrin Walmanns drei Stationen betrieben, die sich teilweise auf bestimmte Tierarten spezialisiert haben: Greifenwarte Edersee, Wild- und Freizeitpark Willingen und die Auffangstation von Thekla Pfeiffer in Bad Wildungen.
Die RP-Sprecherin sagt: „Die Pflegestationen sind untereinander über Landkreis- und Bundeslandgrenzen oft gut vernetzt, um durch Weitergabe von Tieren die bestmögliche Pflege zu ermöglichen.“
Die Auffangstationen werden laut Regierungspräsidium unregelmäßig, auch unangekündigt, nach den Anforderungen des Tier- und Naturschutzes kontrolliert. Eine finanzielle Unterstützung des Landes gebe es nicht.
Vorsicht vor der Entnahme von Tieren aus der Natur: „Das Jagdrecht ist zu beachten, nicht jedes Fundtier darf einfach mitgenommen werden“, informiert Katrin Walmanns, Pressesprecherin des Kasseler Regierungspräsidiums.
Wildkaninchen und Wildschweine dürften nach der Aufnahme in menschlicher Obhut nicht wieder ausgesetzt werden. „Der Waschbär gilt zusätzlich als invasive Art, die Auswilderung nach dem Aufpäppeln ist verboten, was bedeutet, der Pfleger müsste sich lebenslang um den Waschbären kümmern.“ (Cornelia Höhne)