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Bad Wildungen: Ausstellung mit hochkarätigen Empire-Möbeln in Schloss Friedrichstein

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Von: Cornelia Höhne

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Aus dem kurfürstlichen Schlafzimmer: Die filigranen Beschläge Schwerter, Helm und Siegeskranz für das Ruhemöbelstück wurden vor 200 Jahren in Paris gefertigt, erläutern Antje Scherner (rechts) und Natascha Callebaut von der Museumslandschaft Hessen Kassel im Altwildunger Schloss Friedrichstein.
Aus dem kurfürstlichen Schlafzimmer: Die filigranen Beschläge Schwerter, Helm und Siegeskranz für das Ruhemöbelstück wurden vor 200 Jahren in Paris gefertigt, erläutern Antje Scherner (rechts) und Natascha Callebaut von der Museumslandschaft Hessen Kassel im Altwildunger Schloss Friedrichstein. © Cornelia Höhne

Eine hochkarätige Ausstellung löst im Bad Wildunger Schloss Friedrichstein die Sammlung zur Militärgeschichte ab.

Bad Wildungen-Altwildungen – Kostbare Möbel aus der Empire-Zeit (um 1800), die aus den Wohnräumen von Schloss Wilhelmshöhe und dem Residenzpalais in Kassel stammen, laden im Altwildunger Barockschloss ein zu einer Reise in die Zeit, als Kurfürsten oder der König des „Königreichs Westphalen“ über Kassel herrschten.Mit Jérôme Bonaparte, dem jüngsten Bruder von Napoleon, kam der Stil des Kaisers von Paris nach Nordhessen. „Elegante, schlichte Möbel, oft aus Mahagoni oder Ebenholz gefertigt, mit zarten, filigranen, Beschlägen“, so beschreibt Kuratorin Antje Scherner von der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) den Empire-Stil.

Frau von Welt trug Chemisenkleider

Einen Eindruck, was Frau von Welt damals getragen hat, lassen in der neuen Dauerausstellung die Chemisenkleider aus dünnem Stoff erahnen, die den Originalen nachgearbeitet wurden. Die tunikaartig geschnittenen und unter der Brust zusammengefassten Stoffe fielen frei – ohne Taillierung.

Das große Porträt von Jérôme Bonaparte an einer Wand im Ausstellungsbereich ist laut Scherner eine Besonderheit: „Es ist das einzige Gemälde von ihm, auf dem er Rot trägt.“ Auf allen anderen Gemälden ist er in blauem Ornat zu sehen, denn Rot war die Farbe von Kaiser Napoleon. Die kurfürstlichen Wohnräume wurden für Museumsbesucher nachempfunden. Sie sehen ein Vorzimmer mit fein gearbeitetem Spieltisch, ein rotes Audienzzimmer mit lachsfarbener Garnitur und haben sogar Einlass in das Schlafzimmer, die Chambre. Die Bronzebeschläge an der violetten Sitzgarnitur wurden in Paris gefertigt.

Helm, Schwerter und Siegeskranz am Ruhesofa

Das Ruhesofa von Kurfürst Wilhelm II., datiert aus dem Jahr 1823, ist eindeutig für den Mann modelliert: Schwerter, Helm und Siegeskranz für den militärischen Sieg zieren das Edelholz. Ob der Kurfürst darauf nach dem Jagdausflug seine Beine ausstreckte? „Wir wissen es nicht“, gibt Scherner mit einem Schmunzeln zu, zwischen den edlen Möbelstücken bleibe Raum, um die Fantasie walten zu lassen.

Eine Besonderheit: Jérôme Bonaparte trägt einen Mantel in Rot – dies ist die Farbe des Kaisers Napoleon. Auf allen anderen bekannten Gemälden wird der jüngere Bruder Napoleons mit blauem Mantel dargestellt.
Eine Besonderheit: Jérôme Bonaparte trägt einen Mantel in Rot – dies ist die Farbe des Kaisers Napoleon. Auf allen anderen bekannten Gemälden wird der jüngere Bruder Napoleons mit blauem Mantel dargestellt.  © Cornelia Höhne

Die Ausstellung zu Möbeln aus der Empire-Zeit ergänzt ab sofort das Museum Schloss Friedrichstein und kann bei Führungen besichtigt werden, erläutert Natascha Callebaut (MHK).

Im Depot schlummern zahlreiche Möbel aus der Empire-Zeit

Im Obergeschoss „erzählt“ historisches Mobiliar aus den Wohnräumen von Schloss Wilhelmshöhe und dem Kasseler Residenzpalais von einem verlorenen Teil der Repräsentationskultur ehemaliger Herrscher von Kassel: Von Kurfürst Wilhelm I. von Hessen, über Jérôme Bonaparte und Katharina von Württemberg, dem König und der Königin des Königreichs Westphalen, bis hin zum Auftraggeber des Residenzpalais‘ Kurfürst Wilhelm II. und dem letzten Kurfürsten von Hessen Friedrich Wilhelm I. Ergänzt wird dies durch Kleidung, Keramik und Gemälde. Die Präsentation schließt an die Ausstellung zum Militär des „Königsreichs Westphalen“ im Gästetrakt des Schlosses an.

Im MHK-Depot schlummern zahlreiche Möbel der Empire-Zeit, einer französischen Spielart des Klassizismus, der sich ausgehend von Frankreich in ganz Europa verbreitete und zwischen 1798 und 1840 modern war.

Stumme Zeugen aus der Zeit zweier Schlösser

Die Möbel sind stumme Zeugen zweier heute komplett beziehungsweise nahezu zerstörter Schlösser in Kassel: dem Schloss Wilhelmshöhe, das heute nur noch durch seine bauliche Hülle an ein Schloss erinnert, sowie dem Residenzpalais am Friedrichsplatz, dem ehemaligen „Regierungssitz“ des Kurfürsten von Hessen. Es bestand aus dem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebauten Weißen Palais, der im 19. Jahrhundert durch einen zeitgemäßen Empire-Bau ergänzt wurde, dem Roten Palais (1821-1826). Dieses Zeugnis kurhessischer Macht – heute ein Kaufhaus – wurde im Zweiten Weltkrieg gravierend zerstört, ein Großteil des Inventars blieb indes erhalten und wird der Öffentlichkeit präsentiert. Das Schlossmuseum ist dienstags bis sonntags jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet (Cornelia Höhne)

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