Die GmbH versucht aufzuforsten, unterstützt auch durch Spenden. Am Wildunger Bilstein etwa wurde gepflanzt oder am Pärrner Weg. Dr. Hans Schultheis (Freie Wähler) regte eine Spendenaktion für den Stadtwald an. Es gebe den Verein „Klimaneutrales Waldeck-Frankenberg“, der steuerabzugsfähig Spenden für Wiederaufforstung im ganzen Kreis sammele, antwortete Bürgermeister Ralf Gutheil. Zwar fließe die Spende eines Wildunger Bürgers an den Verein nicht eins zu eins in den eigenen Stadtwald, „aber auch wir haben schon Geld erhalten“, sagte Gutheil. Schultheis und der übrige Ausschuss ermunterten die Stadt, dafür die Werbetrommel zu rühren.
Berthold erläuterte die Linie der Kommunalwald GmbH fürs Aufforsten. Lärche und amerikanische Douglasie werden gepflanzt, um künftige Nachfrage nach Nadelholz zu bedienen. Große Mengen Eicheln wurden geerntet, zum Teil als Saatgut verkauft, zum Teil eingesät. „Eichenkulturen brauchen in den ersten Jahren viel Pflege“, schilderte er. Dauerhaft müssten etwa Wege zur Pflege freigeschnitten bleiben, „sonst verlaufen Sie sich, sobald die Bäume zwei Meter hoch sind“, erklärte der Forstmann. Pflanzflächen werden mit Gattern vor allem gegen Rehe gesichert.
Zudem werden viele kleinere Flächen mit Zaun und – im Vergleich – Flächen ohne Zaun systematisch über Jahre beobachtet. Die GmbH untersucht so den Wildverbiss an Jungbäumen. Ziel laut Berthold: „eine Faktenbasis für Gespräche mit Jägern.“
An anderen Stellen reißen Bagger den Waldboden auf. „Bodenverwundung“ gilt in der Forstwirtschaft als der Naturverjüngung dienlich, weil Baumsamen, die natürlicherweise auf solche Flächen fielen, schneller auskeimten und besser angingen.
Die GmbH werbe für all diese Arbeiten Fördermittel von EU, Bund oder Land ein, „aber nicht um jeden Preis“, unterstrich Berthold mit Blick auf mögliche negative Folgen für Erlöse aus dem Stadtwald. Ein neues Förderprogramm beispielsweise sei ans Stilllegen von Flächen gebunden, „und das bedeutet, Sie dürfen bis zu 20 Jahre auf der Fläche kein Holz ernten.“
Von ersten Rückschlägen beim Wiederaufforsten berichtete er ebenfalls: „Auf einigen Flächen waren die Jungbäume gut angewachsen, doch die Trockenheit im Jahresverlauf machte ihnen den Garaus.“
Große Teile des Naturschutzes, allen voran das Bundesamt für Naturschutz (BfN), kritisieren scharf den Umgang der Forstverwaltung mit den großflächigen Schäden im Wald in den zurückliegenden drei Jahren. Der Waldgipfel von 2019 unter der damaligen Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) habe einseitig auf Wiederaufforsten durch den Menschen gesetzt und keine Mittel vorgesehen, die natürliche Widerstandskraft des Waldes, seine Selbstheilungskräfte im Bewältigen des Klimawandels zu stärken.
So lautet die Kernkritik einer BfN-Tagung zur „Zukunft unserer Wälder“. Die Referentinnen und Referenten kritisierten den aus ihrer Sicht Irrglauben, Ingenieurskunst beim Aufforsten sei der Anpassungsfähigkeit der natürlichen Prozesse überlegen.
Das „Räumen“, wie im Wildunger Stadtwald etwa, beurteilen Experten für Wald-Ökosysteme als kontraproduktiv. Sterbende und abgestorbene Bäume lieferten Jungpflanzen Schatten gegen Hitze, verhinderten Austrocknen, Ausschwemmen und Abtragen des Bodens durch Wind. (Matthias Schuldt)
Die gesamte Publikation „Sind unsere Wälder noch zu retten?“ des BfN.