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Frauen erobern Männerberufe - Forstamt Burgwald wird weiblicher

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Von: Martina Biedenbach

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Frauen im Forstamt Burgwald: (von links) die angehenden Forstwirtinnen Lea-Michelle Kaudse und Angela Hausrath, die stellvertretende Forstamtsleiterin Christina Lorey, die kommissarische Leiterin im Revier Wohratal Anna-Lena Muck und die Funktionsbeschäftigte Naturschutz Jana Holzberg.
Frauen im Forstamt Burgwald: (von links) die angehenden Forstwirtinnen Lea-Michelle Kaudse und Angela Hausrath, die stellvertretende Forstamtsleiterin Christina Lorey, die kommissarische Leiterin im Revier Wohratal Anna-Lena Muck und die Funktionsbeschäftigte Naturschutz Jana Holzberg. © Martina Biedenbach

Von Forstamtsleitung bis Forstwirtinnen: Das Forstamt Burgwald beschäftigt immer mehr Frauen in bisher typischen Männerberufen.

Burgwald – Ob in der Forstamtsleitung, als Funktionsbeschäftigte im Naturschutz, als kommissarische Revierleiterin oder als Auszubildende für den Beruf Forstwirtin – der Anteil von fünf Frauen in den Forstberufen im Forstamt Burgwald ist höher als in vielen anderen Forstämtern. Alle fünf Frauen fühlen sich wohl in der bisherigen Männerdomäne, loben die kollegialen Strukturen und sehen sich in keiner Weise benachteiligt, wie sie der HNA anlässlich des heutigen Weltfrauentags schildern.

Forstamtsleitung

Christina Lorey (51) ist seit knapp zwei Jahren stellvertretende Forstamtsleiterin und als Produktionsleiterin für den Verkauf des Holzes zuständig. Sie stammt aus dem Rheinland. Ihr Vater war Sägewerker und Jäger. Mit ihm war sie oft im Wald. Das hat zu ihrer Entscheidung für den gehobenen Forstdienst beigetragen. Vor ihrem Eintritt in die Forstamtsleitung hatte sie zuletzt das Sachgebiet Betriebsinventuren in der Abteilung II des Landesbetriebs in Gießen geleitet. „Mit kleinen Kindern traute ich mir die Verantwortung in der Forstamtsleitung nicht zu“, sagt sie. Aber in der zweiten Hälfte ihres Berufslebens stelle sie sich gerne der Herausforderung. Die Kinder sind jetzt 17 und 19 Jahre alt.

„Wir sind ein gutes Team. Ich habe den Eindruck, es geht hier um den Wald und um die Sache. Das Geschlecht spielt da keine Rolle“, sagt die 51-Jährige. Der Anteil der Frauen bei den Revierleitungen oder auch in der Forstamtsleitung nehme stetig zu. Während ihres Referendariats, das sie übrigens im Forstamt Burgwald absolvierte, war sie unter 24 Anwärtern die einzige Frau.

Revierleitung

Der Frauenanteil bei der Försterausbildung hat sich seither erhöht. Bei Anna-Lena Muck waren unter den 20 Anwärtern acht Frauen. Die 25-Jährige hat gleich nach ihrem Referendariat das Revier Wohratal zugewiesen bekommen, das sie als Betriebsassistentin zunächst kommissarisch leitet. „Ich bin ins kalte Wasser geworfen worden. Aber ich wurde von den Forstwirten gut eingewiesen und werde auch von den neun männlichen Försterkollegen gut unterstützt“, sagt die Göttingerin. Sie ist die erste Försterin in ihrer Familie. „Ich habe mich für den Beruf entschieden, weil ich gerne draußen bin und mich sehr für Pflanzen interessiere.“

Funktionsbeschäftigte

Jana Holzberg (29) aus Reinhardshagen ist als Funktionsbeschäftigte Naturschutz im Forstamt Burgwald tätig. Vater und Großvater waren Förster. „Für mich war schon zu Beginn des Forststudiums klar, dass ich im Bereich Naturschutz tätig sein will“, sagt die junge Frau, die sich besonders für Ornithologie interessiert. Nach vier Jahren im Hessischen Umweltministerium übernahm sie die Naturschutzaufgabe im Forstamt Burgwald. „Egal, ob Wasserschutz, Moorschutz oder Artenschutz – mir gefällt die Vielseitigkeit der Aufgaben“, sagt sie. Sie klärt für die Revierleiter bei anfallenden Maßnahmen die rechtlichen Fragen – unter anderem mit der Unteren und der Oberen Naturschutzbehörde. Wenn zum Beispiel ein Drainagegraben zugeschüttet werden soll, damit sich dort wieder eine Moorfläche bilden kann, dann muss dies von den Behörden genehmigt werden. Und sie hat Fördermöglichkeiten und die unterschiedlichen Schutzziele im Blick. Probleme mit den Revierleitern gebe es keine. „Wir sind ein tolles Team“, bestätigt sie die Einschätzung von Christina Lorey.

Forstwirtinnen

Als die 22-jährige Angela Hausrath aus Battenberg im Januar 2020 die dreijährige Ausbildung zur Forstwirtin begann, war sie die erste Frau, die das im Forstamt Burgwald wagte. Sie habe sich zunächst schwer getan mit der Berufswahl – ein Vorbild für den Beruf Forstwirtin kannte sie nicht. „Ich war schon als Kind immer gerne draußen und im Wald unterwegs“, sagt sie.

Deshalb absolvierte sie ein Praktikum im Forstamt Frankenberg, war so begeistert, dass sie dort ein Freiwilliges Ökologisches machte und dann die Forstwirtinnen-Ausbildung im Burgwald begann. Bäume fällen, Brachflächen wiederbepflanzen und Kulturen pflegen – all das mache ihr Spaß. „Man sieht, was man getan hat“, sagt sie. Das fasziniert auch ihre Ausbildungskollegin Lea-Michelle Kaudse (23) aus Gemünden. Sie hatte zunächst eine Ausbildung als Tierheilpraktikerin absolviert, wollte sich dann aber anders orientieren. „Ich bin schon immer gerne draußen. Egal, bei welchem Wetter. Und es macht mir auch nichts, wenn ich dabei schmutzig werde“, sagt sie. Sie arbeite gerne im Team – und die Arbeit im Wald, besonders das Anpflanzen, sei eine erfüllende Tätigkeit – „insbesondere wenn die Kulturen gut angehen und man ihnen beim Wachsen zusehen kann“, sagte Kaudse.

Beiden jungen Frau war bewusst, dass sie sich für körperlich harte Arbeit entschieden haben. Vier bis fast sieben Kilo wiegen die Motorsägen mit befülltem Tank. Insbesondere, wenn sie höher am Stamm angesetzt werden müssen, ist das ein Kraftakt. Aber der Arbeitsschutz sehe entsprechende Pausen vor. Hilfreich seien auch die Schulungen für ergonomisches Arbeiten, sagen sie.

Auch die jungen Frauen loben die gute Zusammenarbeit mit den männlichen Kollegen. „Wir werden nicht mit Samthandschuhen angefasst, sondern wie unsere männlichen Ausbildungskollegen auch behandelt“, sagen sie. Sie sind noch Vorreiterinnen in dem Beruf. In ihren Berufsschulklassen sind von 19 Schülern vier, beziehungsweis von 18 drei Frauen. Bei ihrer Berufswahl seien sie von ihrer Familien unterstützt worden – wenn auch die Sorge einer Mutter sich auf die Gefahren des Metiers bezog. Auch im Freundeskreis sei ihr Beruf anerkannt.

Über Familienplanung haben sich die beiden jungen Frauen noch keine Gedanken gemacht. „Hessen-Forst ist ein sehr familienfreundlicher Betrieb“, sagten aber alle fünf Frauen. Bei eventueller Schwangerschaft gelten die üblichen Schutzbestimmungen.

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